UNICEF-Aktionen

Wasser marsch? Wassermarsch!


von Chris Schüpp

OneMinutesJr-Workshop in Kirgisien

Wasser, nichts als Wasser, so weit das Auge reicht. Bis zum Horizont, wo die schneebedeckten Berge des Tienshan-Gebirges aufragen. Wir sind am Issyk Kul See in Kirgisien, einem Land mit 5 Millionen Einwohnern in Zentralasien. Der Issyk Kul See liegt auf 1600 Metern Höhe, ist 182 Kilometer lang und bis zu 60 Kilometer breit. Damit ist er der zweitgrößte Gebirgssee der Welt nach dem Titicaca See in Südamerika.

Doch nur wenige Kilometer vom See entfernt, im Dorf Chelpek nahe der Bezirkshauptstadt Karakol, ist von all dem Wasser nicht mehr viel zu sehen. Fliessendes Wasser haben nur die wenigsten der Einwohner hier und auch in der Schule müssen die Schüler sich behelfen.

Von der Idee zum Film – alles zum Thema “Wasser & Hygiene”

Wir arbeiten in dieser Woche mit 20 Schülerinnen und Schülern im Alter von 11 bis 15 Jahren aus dem Osten Kirgisiens an der Produktion von OneMinutesJr-Videos, Filmen mit einer Länge von genau 60 Sekunden. Die Kinder schreiben die Filmskripte selbst, lernen dann, wie man die Ideen technisch umsetzt und im Laufe einer Woche produzieren wir so zusammen 20 Filme zum Thema “Wasser & Hygiene”.

Kanymet (14) bei Filmarbeiten in der Schultoilette in Chelpek. © UNICEF/Chris Schüpp/2014

Kanymet (14) bei Filmarbeiten in der Schultoilette in Chelpek während des OneMinutesJr-Workshops in Kirgisien.

© UNICEF/Chris Schüpp/2014

Die Schule in Chelpek hat eine Schultoilette. Auf einem Feld 50 Meter hinter dem Schulgebäude ist das weiß gestrichene Gebäude mit einem Eingang links für die Jungen und rechts für die Mädchen. Türen gibt es keine und wenn man den Raum für die Jungen betritt, dann sieht man lediglich vier Löcher im Boden. Keine Kabinen, keine Türen, kein Wasser, kein Papier.

Bei den Mädchen sieht es ähnlich aus, nur, dass zwischen den vier Löchern im Boden etwa 50 Zentimeter hohe Mauern stehen – ein Versuch, Privatsphäre zu vermitteln? Auch zum Händewaschen sind keinerlei Vorrichtungen vorhanden, die komplette Schultoilette ist ein wasserfreier Raum.

Wasser & Hygiene und die UN-Kinderrechtskonvention

Keine Türen, kein Wasser – hier wird gleich gegen mehrere Artikel der Kinderrechtskonvention verstossen. Kinder haben das Recht auf Privatsphäre (Artikel 16) sowie auf angemessene hygienische Versorgung und sauberes Wasser (Artikel 24).

Gulshat (16) zeigt uns, was sie persönlich empfindet, wenn sie während der Schulzeit zur Toilette muss.

Und es geht noch weiter: Die fehlende Qualität der sanitären Anlagen hat sogar Auswirkungen auf die Essensgewohnheiten der Schülerinnen und Schüler, wie der Film “Leerer Magen” von Aidai (15) zeigt.

Alle trinken aus einem Fluss

Bekmirza unterwegs zum Wasserholen. © UNICEF/theoneminutesjr.org/2014

Wassermarsch: Bekmirza unterwegs zum Wasserholen für die Schule.

© UNICEF/theoneminutesjr.org/2014

Die Versorgung des Schulgebäudes mit Wasser übernimmt heute Bekmirza. Der 14 Jahre alte Schüler geht mit zwei Eimern zum Fluss am anderen Ende des Dorfes. Dort stehen auch Pferde und Kühe, die aus dem Gebirgsfluss trinken und jetzt füllt Bekmirza seine Eimer mit dem eiskalten Wasser. Danach geht der “Wassermarsch” zurück zur Schule, wo Bekmirza mit den Eimern einen Wassertank befüllt, an dem ein Wasserhahn angebracht ist. Und nach einigen dieser “Wassermärsche” hat dann auch die Schule in Chelpek in gewissem Sinne fließendes Wasser. Wie sauber das dann ist, das ist eine andere Geschichte für einen anderen OneMinutesJr-Film...

Gruppenfoto nach dem OneMinutesJr-Workshop in Karakol. © UNICEF/Chris Schüpp/2014

Gruppenfoto nach dem OneMinutesJr-Workshop in Karakol.

© UNICEF/Chris Schüpp/2014

OneMinutesJr-Filme

Hier finden Sie alle OneMinutesJr-Filme vom Workshop aus Kirgisien (mit englischen Untertiteln). Die OneMinutesJr-Projektwebsite finden Sie hier: www.theoneminutesjr.org

UNICEF-Mitarbeiter Chris Schüpp
Autor*in Chris Schüpp

Chris Schüpp ist Mitarbeiter bei UNICEF international. Er führt OneMinutesJr-Workshops mit Kindern in allen Ländern der Welt durch.