Fotoreportagen

Unterwegs für UNICEF: Philippinen

Hallo, ich bin Vera und ich arbeite derzeit in der Kommunikation für UNICEF auf den Philippinen. Oder, wie es auf dem Papier steht, ich bin ein ‘Short Term Communication Officer’.


von Vera Mäusbacher

Willkommen in Manila

Philippinen: Gruppenbild mit UNICEF-Team in Manila

Gruppenbild mit meinen neuen Kollegen im UNICEF-Büro in Manila. Ich bin die Dritte von rechts.

© UNICEF/Vera Mäusbacher

Ich bin also eine befristete Fachkraft, so wie derzeit noch sechs weitere Kollegen aus aller Welt und allen Bereichen im UNICEF-Hauptbüro in der, aus allen Nähten platzenden, 17-Millionen-Menschen-Megacity Manila. Für rund zwei Monate unterstütze ich dabei, die komplexe UNICEF-Arbeit für Spender, Medien und Partner möglichst kompakt und verständlich aufzubereiten.

Dabei liegt mein Fokus auf der Dokumentation unserer Projekte: Ich interviewe UNICEF-Mitarbeiter, Familien und Kinder und verarbeite das Material für diverse Kanäle wie Website, gedrucktem Infomaterial oder auch Social Media. Wie geht es zum Beispiel den Kindern in Tacloban, rund zwei Jahre nach dem schrecklichen Taifun Haiyan? Was wird hier mit Spenden aufgebaut und erreicht? Dabei ist Flexibilität ein Muss, denn nicht alle Termine werden eingehalten, nicht jedes Thema ist einfach umzusetzen.

Besuch doch mal die "Milchbar"!

Philippinen: Neugeborene bei Fototherapie gegen Gelbsucht

Da ist die Windel größer als das ganze Baby: Aber keine Sorge, diesen Babys geht es gut. Sie erhalten Fototherapie, eine anerkannte LED-Bestrahlungsmethode gegen Gelbsucht bei Neugeborenen.

© UNICEF/DT2015-22692/Vera Mäusbacher

Als Willi Zeck, der Leiter der Gesundheitsabteilung, mir vorgeschlagen hat, die von UNICEF geförderte Milchbar zu besuchen, musste ich schon erst einmal schmunzeln über den Namen. Doch das Projekt ist mehr als effizient. Es ist ein ganzes Hilfssystem für Mütter und ihre Babys.

Die Jose-Fabella-Memorial-Klinik, in der die Milchbar beheimatet ist, hat ihr Spezialgebiet in der Geburten- und Mutter-Kind-Betreuung. Hier arbeiten medizinische Fachkräfte, die je nach Fachgebiet in drei bis 14-Tagesworkshops von UNICEF auf Neugeborenenpraxis geschult werden. Neben der Gynäkologie gibt es in der Klinik noch die Entbindungsstation, die Notfallambulanz und eben die "Milchbar".

Philippinen: Im Gespräch mit Kinderärztin Dr. Estrella

"Das Schönste an meinem Job ist der Kontakt zu den Müttern, dass ich ihnen so viel zeigen und helfen kann." Dr. Estrella liebt ihren Job, das habe ich während unseres Gespräches immer wieder deutlich gemerkt. Sie war die ganze Zeit voller Elan und total happy.

© UNICEF/DT2015-22650

Dr. Estrella Olonan-Jusi koordiniert in der Milchbar alle Abläufe und erklärt mir alles. Mütter mit zu viel Milch können hier hygienisch abpumpen lassen und ihre Milch anderen Babys zur Verfügung stellen. Sie erhalten dafür vergünstigte Behandlung und Beratung rund um die Babybetreuung. Das Infomaterial ist umfangreich und leicht verständlich. UNICEF hat die extrem wichtigen Kühlschränke für die Milch gespendet. Denn in Manila ist tropische Hitze, ohne Kühlung wäre die Arbeit nicht möglich. Weiter geht es in die Neugeborenen-Station.

Neugeborenen-Station = Hunderte Mütter und Babys auf einer Etage, bei 40 Grad

Ich denke nicht, dass eine deutsche Mutter auch nur einen Tag mit ihrem Baby hier aushalten möchte. Doch die frischgebackenen Mamas auf der Station haben keine andere Wahl. In Doppelbetten eng zusammengepfercht liegen sie im Raum verteilt, dazwischen winzige Säuglinge. Alle sind schlapp und schwitzen durch die hohe Luftfeuchte, auch ich bin schnell klatschnass. Es riecht nach Blut, saurer Milch und Fäkalien.

Philippinen: Neugeborenenstation im Krankenhaus

Hallo, Fremde: Ich bin etwas unsicher beim Fotografieren und Sprechen, die Mütter wirken schwach und sind außerdem nur leicht bekleidet. Doch als UNICEF-Mitarbeiterin werde ich gut aufgenommen, die Frauen haben gleich mehr Vertrauen.

© UNICEF/DT2015-22671/Vera Mäusbacher

Ich spreche hier mit Dr. Maria Lourdes, eine engagierte Kinderärztin mit kurzen Haaren und strahlendem Gesicht. Sie wurde vor einigen Monaten von UNICEF auf Säuglingshilfe weitergebildet. "Seitdem habe ich das Gelernte an Dutzende Hebammen, Arzte und Pfleger weitergegeben. Unsere Standards haben sich dadurch enorm verbessert", berichtet sie mir zufrieden. Die Babys sind fast alle etwas zu früh auf die Welt gekommen, viele liegen im Brutkasten oder haben Zugänge in ihren Händen, die größer zu sein scheinen, als der Arm.

Marjorie Tenorio ist 15 Jahre alt und stillt gerade ihre fünf Tage alte Tochter Cristy. 40 Euro hat sie für Entbindung und Betreuung aufbringen müssen, obwohl sie keine Arbeit hat. Doch sie sagt, sie ist froh, dass sie professionell und sicher entbinden konnte. Ihr Freund ist 27 und arbeitet als Handwerker, er war bisher noch nicht zu Besuch. Ich hake nicht nach an dieser Stelle. Doch ich darf Cristy halten, was mich sehr freut. Dr. Maria hat ein Foto gemacht, leider ist es sehr unscharf.

Philippinen: Kinder auf der Neugeborenenstation

Frischmama Majorie, Cristy und ich.

© UNICEF/DT2015-22687

Es ist gut zu sehen, wo und wie Menschen geholfen wird mit unserer Arbeit. Als ich spät abends unter der ersehnten Dusche stehe, spüre ich noch immer, dass der Tag und die Eindrücke mich sehr berührt haben. Ich freue mich, dass die Spenden gut eingesetzt wurden in der Klinik und all den Mamas und Babys helfen.

Begleiten Sie mich in den nächsten Wochen

Von meinen Kollegen im UNICEF-Büro habe ich für die nächsten Tage einen vollen Terminkalender bekommen. So werde ich zum Beispiel an einem Meeting mit dem Gesundheitsamt und der Regierung zum Thema Kinderschutz teilnehmen. Es geht um einen Vertrag über eine landesweite Studie, um Probleme wie Kinderpornographie im Internet und Kinderprostitution statistisch zu belegen und anzugehen. Ein heikles Thema, auch, weil Europäer, Amerikaner und Australier involviert sind, als Täter und Strippenzieher. Außerdem berichte ich über missbrauchte Kinder mit Behinderungen, die von UNICEF betreut werden.

Haben Sie noch Fragen?

Sie haben Fragen an mich, einen meiner erwähnten Kollegen oder vielleicht auch an ein Kind?
Schreiben Sie mir im Kommentarbereich und ich werde versuchen, so viele Fragen wie möglich zu beantworten.

Vera Mäusbacher, UNICEF Deutschland. © UNICEF Deutschland
Autor*in Vera Mäusbacher

Vera Mäusbacher arbeitet im Bereich Kommunikation und Kinderrechte.