Christian Schneider ist seit 2010 Geschäftsführer des Deutschen Komitees für UNICEF, ein Schwerpunkt der Arbeit ist seit Jahren die Situation von Kindern in Krisenregionen. Er hat Ethnologie, Politikwissenschaften und Publizistik studiert und war vor der Zeit bei UNICEF als Journalist für verschiedene Tageszeitungen tätig.
Vorsicht, die folgenden Zeilen sind nicht geeignet für Menschen über 18 Jahren, die Kinder für konsumfixierte kleine Tyrannen mit zu hohem Lärmpegel halten, die „Familie“ als historischen Begriff aus dem Alltag verbannt haben und Lehrer als unfähige, kaum ernstzunehmende Verwalter des Bildungsverfalls betrachten.
Aber bitte lesen Sie dann weiter, wenn Sie gerade zerschlagen von einem langen Arbeitstag im Büro oder Betrieb nach Hause kommen, die Kinder genervt aus der Nachmittagsbetreuung zurückkehren und Sie ein wenig Erbauung am Bildschirm suchen. Oder wenn Sie Lehrer sind...
Familie und Freundschaft zählen

Familie und Freundschaft sind das Wichtigste für Kinder, weit vor Geld und Besitz.
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Denn was gut tausend Kinder in der repräsentativen Befragung für den neuen GEOlino-UNICEF-Wertemonitor zu Protokoll geben, kann Eltern, Großeltern und Lehrern Mut machen und stellt ihnen ein sehr gutes Zeugnis aus.
Nun müssen Sie selbst entscheiden, ob Sie sich hier mit den umfassenden Ergebnissen der Untersuchung befassen – oder diesen kurzen Text zu Ende lesen und sich dann wieder rasch den Kindern widmen. Sei’s drum: Drei Viertel der Mädchen und Jungen im Alter von sechs bis 14 Jahren finden Familie jedenfalls „total wichtig“.
Und wenn Sie am Ende dieses Tages wieder das Gefühl haben, zwischen Beruf, Haushalt und allen weiteren Verpflichtungen einfach nicht genug Zeit für Ihre Kinder zu haben, lassen Sie sich – repräsentativ – bescheinigen: Kinder in Deutschland sind nicht nur mit der Zeit, die sich ihre Eltern für sie nehmen, überwiegend zufrieden. Sie haben auch großes Verständnis für die Erfordernisse der Arbeitswelt. Sie respektieren, wie Sie das alles im Alltag hinbekommen.

Berufstätige Eltern leiden unter der knappen gemeinsamen Zeit – mehr als ihre Kinder.
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Nur vier Prozent der befragten Kinder finden, dass zu wenig Zeit mit den Eltern da ist. Die Eltern sind mit sich viel kritischer: Jede siebte Mutter und fast jeder dritte Vater sind mit der gemeinsamen Zeit „oft nicht“ oder „gar nicht zufrieden“. Wie so oft sehen Kinder die Dinge aus anderer Perspektive. Und es ist wichtig und kann gut tun, ihnen zuzuhören.
Geld und Besitz – gut zu haben, aber nicht das Wichtigste im Leben
Nun können Sie sich erleichtert in den Sessel sinken lassen. Oder hier in der Kurzzusammenfassung mehr darüber lesen, was Kindern wichtig ist. Und was auf der Rangliste der bedeutenden Dinge weiter unten steht: Geld und Besitz zum Beispiel, diese spielen bei den wichtigen Werten der Kinder mit 21 Prozent nur eine geringe Rolle.
Vertrauen und Zuverlässigkeit, Geborgenheit und Ehrlichkeit, das zählt für die Kinder. Seit unserer letzten Befragung vor vier Jahren haben auch weitere traditionelle Werte wie Bildung, „gute Manieren“ und Toleranz an Bedeutung gewonnen. Das gilt auch für die Lehrer als Vermittler dieser Werte: 2006 fand nur die Hälfte der Kinder Lehrer dafür „wichtig“, heute sind es 80 Prozent.

Lehrerinnen und Lehrer werden als Vermittler von Werten immer wichtiger.
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Am wenigsten trauen die Kinder übrigens das Vorleben oder Vermitteln von Werten den Politikern zu. Diese sollten sich aber ermutigt fühlen: Setzen Sie sich bitte weiter dafür ein, der Familie und der Schule als den wichtigsten Orten für Kinder den bestmöglichen Rahmen zu schaffen. Damit das Wichtigste im Leben dieses neunjährigen Jungen nicht gefährdet wird: „Dass wir eine glückliche Familie sind, nicht streiten und viel zusammen unternehmen.“
Oder schauen Sie zumindest, ob Sie auch Ihren Kindern den größten Wunsch dieses siebenjährigen Mädchens erfüllen können: „Immer genug Gummibärchen. Und dass jeden Tag Weihnachten ist“...
Welche Rolle spielen Familie, Schule und traditionelle Werte bei Ihren Kindern? Sind Sie zufrieden mit der Zeit, die Sie sich für Ihre Kinder nehmen können? Sagen Sie es uns in den Kommentaren.
KOMMENTARE
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21. September 2014 22:38 Uhrut-M Brü
Sehr geehrter Herr Christian Schneider,
meine Fragen beschäftigen mich schon stets: Kinderrechte, ja ein schönes Wort. Kinderschutz , ja auch ein schönes Wort. Was verbirgt sich in Wahrheit hiter dem Wort Kinderschutz in Deutschland? Kind als Ware. Kind, da man psychisch traumatisieren darf seiens des Staates, das keine Rechte hat außer denn Repressalien der Jugendämter und der Kinderheime. Es darf systematisch psychisch zu Grunde gerichtet werden und belogen, dass der Donner schallt. Die fürsogliche und liebevolle Großmutter, die das Kind sehr liebt-gegenseiig- darf nicht besucht werden, nur super selten Kontkte wie im Knast- die Puppe landet im Keller, die Spielsachen dürfen nicht in dem klitzekleinen Zimmer sein, verschwinden sind innerhalb weinger Tage komplett kaputt unter sehr mysteriösen Umständen-ohne Beteiligung des Kindes. Das Kind darf nur mit dem weit entfernten Cousin, den sie nicht einmal kennt, telefonieren und Kontakt halten....Die Großmutter wird ausgebotet......WASfür einen Schaden richtt das bei dem Kind an, es hat doch bisher nur Gutes erlebt mit ihrer Omi....wo bleiben da die Rechte? Recht auf LIEbe durch Großmutter? WIESO heißt es bei den Hilfsorgnisationen: das ist Einzelfall, da mischen wir uns nicht ein? Viele unzählig viele Einzelfälle......Das ist ein GANZES....Wo bleien der wahrhaftige Schutz der Psyche, des Körpers. Das Kind ritzt sich den gesamten Arm kaputt mit 6 Jahren. Es wird nicht gehandelt, sondern herunter gespielt......Bite antworten Sie mir---Danke -
20. September 2014 19:31 UhrJohannes Bienefeld
Ganztagsschule wird - zum Glück - nicht nur von Lehrerinnen und Lehrern gestaltet, sondern mittlerweile von vielen anderen Professionen, die im Rahmen der Kooperation von Schulen und (Jugendhilfe-)Trägern an/in Schulen tätig sind. Vielleicht ist gerade das ein Grund für die zunehmende Bedeutung sowohl der Schule als auch der Verbände bei der Wertebildung.
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20. September 2014 16:04 UhrHope
Schade, dass zwar bei der Frage zur Wertevermittlung die Erzieher/Erzieherinnen mit- , bei der Auswertungen dann lediglich die Lehrer/Innen genannt werden. In (offenen) Ganztagsschulen gestalten die Erzieher/Innen den Tag mit und verbringen sehr viel Zeit mit den Kindern. Leider gibt es für ihre Arbeit weder eine angemessene finanzielle Anerkennung noch eine gesellschaftliche, auch leider nicht in Abfragen wie dieser. Schade.
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18. September 2014 08:16 Uhrellamba
Sehr interessante Studie. Hilfreiche wäre allerdings wenn der Zufriendenheitsindex mit dem Lernerfolg korrelieren würde.
Ansonsten stehen hier nur allgemeine Platzhalter für mehrdimensionales Interpretieren zur Verfügung.
Das Werte wichtig sind, ist nicht neu. Das sie immer - in einer immer schneller werden Welt - wichtiger werden ebenfalls nicht.
Neu wäre aber die Erkenntnis wie Zufriedenheit der Kinder mit dem Lernerfolg in der Schule korreliert und welche Rolle hier das Elternhaus einnimmt.
Am Ende des Tages werden in vielen Haushalten Zufriedenheit mit Schulerfolg gleichgesetzt und hieraus abgeleitet entschieden, welche Schule/Lehrer etwas taugen und welche nicht.
Internationale Studien belegen nämlich, dass der Lernerfolg der Kinder von bis zu 75 % vom Elternhaus abhängt.
Die Interpretation der Wertestudie hingegen könnte zur Fehlinterpretation ala: Zufirdenheit in der Schule => Lernerfolg => Eltern müssen weniger dafür tun, weil Verantwortung auf die Lehrkräfte übertragen wird etc. führen.
Bin gespannt auf den nun beginnenden Diskurs.
Allen Eltern ein glückliches Händchen bei der Erziehung => ansonsten gibt es auch hervorragende Family Business Coaches und Lernerfolgstrainer....
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