Pressemitteilung

UNICEF: „Die Kinder in Afghanistan jetzt nicht allein lassen!“

UNICEF Deutschland zur Lage der Kinder in Afghanistan vor der internationalen Hilfskonferenz am 13. September in Genf 

Köln

Vor der internationalen Afghanistan-Hilfskonferenz am kommenden Montag in Genf ruft UNICEF die internationale Gemeinschaft dazu auf, die Hilfe für Kinder während der Afghanistan-Krise fortzusetzen und keine weitere Verschärfung der humanitären Krise zuzulassen. Gewalt, Dürre und die Covid-19-Pandemie haben in den vergangenen Monaten bereits zu einer deutlichen Verschlechterung der Lage der Kinder geführt.

Porträt zweier Brüder in einem Flüchtlingscamp in Afghanistan.

Mohammad und sein Bruder Sayed in einer Notunterkunft für Geflüchtete in Kandahar. Sie mussten ihr Zuhause aufgrund des Konflikts verlassen.

© UNICEF/UN0498793/UNICEF Afghanistan

So sind nach Schätzung von UNICEF bereits jetzt allein 10 Millionen Mädchen und Jungen in Afghanistan auf humanitäre Hilfe angewiesen. Bis Ende des Jahres könnten eine Million Kinder so schwer mangelernährt sein, dass ihr Leben in Gefahr ist. UNICEF setzt mit einem großen Team die Arbeit im Land fort und weitet trotz der unsicheren Situation seine Hilfe für Kinder und Frauen aus. Dazu werden allein bis Ende des Jahres 192 Millionen US-Dollar nur für Maßnahmen der humanitären Hilfe benötigt. UNICEF Deutschland ruft auch die Bundesbürgerinnen und Bundesbürger dringend zu Spenden auf.

„Wir dürfen die Kinder in Afghanistan in dieser sehr unsicheren Situation nicht allein lassen. Die lebensrettenden Maßnahmen, ohne die die schon verzweifelte Lage vieler Mädchen und Jungen noch schlimmer wird, müssen dringend fortgesetzt werden. Dabei ist strikt darauf zu bestehen, dass finanzielle Mittel genau wie vorgesehen eingesetzt werden“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland.

UNICEF ruft die neuen Machthaber dazu auf, überall sicheren, schnellen und ungehinderten Zugang zu notleidenden Menschen zu garantieren. Alle humanitären Akteure in Afghanistan müssen ihre Arbeit nach den internationalen Grundprinzipien von Menschlichkeit, Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit leisten können. Die Fortschritte beim Zugang zu Bildung für Kinder – insbesondere für Mädchen – müssen bewahrt werden und alle Kinder wie auch ihre Lehrerinnen und Lehrer sich sicher fühlen.

Bereits vor dem in wenigen Wochen beginnenden Winter ist die Not der Kinder und Familien in vielen Regionen groß:

  • Allein seit Ende Mai hat sich die Zahl der Menschen, die innerhalb Afghanistans vertrieben wurden, auf mehr als 550.000 Menschen verdoppelt – mehr als die Hälfte davon sind Kinder;
  • Viele Eltern wissen schon jetzt nicht, wie sie ihre Kinder ernähren sollen. Eine Million Mädchen und Jungen unter fünf Jahren drohen bis Ende des Jahres schwer mangelernährt zu sein;
  • Nach aktuellen Schätzungen sind bisher weniger als 1,3 Millionen Menschen gegen Covid-19 geimpft;
  • In mehr als 320 Distrikten stieg die Zahl von Masernerkrankungen in den ersten sechs Monaten des Jahres exponentiell an;
  • Angesichts der großen Lebensmittel- und Wasserknappheit in 25 Provinzen wurde im Juni der Dürre-Notstand ausgerufen. Dadurch steigt auch die Gefahr von Krankheiten. Bereits jetzt leiden vier von fünf Kindern unter fünf Jahren in den Dürregebieten an Durchfallerkrankungen;
  • Schätzungsweise 4,2 Millionen Kinder – 60 Prozent Mädchen – gehen schon jetzt überhaupt nicht zur Schule, insbesondere in schwer zugänglichen Gegenden. Hinzu kommen allein 9,5 Millionen Mädchen und Jungen, die aufgrund der pandemiebedingten Schließungen von öffentlichen Schulen nicht lernen können;
  • UNICEF ist zudem besorgt über die Zunahme schwerer Menschenrechtsverletzungen, insbesondere über die Rekrutierung von Kindern durch bewaffnete Gruppierungen. Zahlreiche Kinder sind zutiefst traumatisiert, weil sie Zeuge schrecklicher Gräueltaten wurden. Auch die Gefahr durch Minen und Blindgänger ist hoch.

UNICEF bleibt in Afghanistan, um die Kinder zu unterstützen

Trotz der schwierigen Bedingungen stockt UNICEF seine Hilfe in Afghanistan weiter auf. Wo immer es möglich ist, sorgt das Kinderhilfswerk zusammen mit seinem großen Netzwerk an Partnern für sauberes Trinkwasser und sanitäre Einrichtungen, versorgt mangelernährte Kinder mit lebensrettender Erdnusspaste und impft Babys und Kleinkinder, insbesondere in Lagern für Binnenvertriebene. UNICEF hilft auch, kinderfreundliche Orte, Ernährungszentren sowie Schulen auszustatten.

Helfen Sie mit Ihrer Spende Familien in Afghanistan!

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Rudi Tarneden (UNICEF/Dirk Gebhardt)

Rudi TarnedenAbteilungsleiter Presse / Sprecher

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