Erdbeben in Afghanistan: Zwei Geschwister vor den Trümmern ihres Zuhauses

Hunger, Gewalt und Naturkatastrophen bedrohen Kinder

Die Kinder und Familien in Afghanistan kommen nicht zur Ruhe. Drei schwere Erdbeben und mehrere Nachbeben haben Anfang Oktober 2023 die afghanischen Provinzen Herat, Badghis und Farah getroffen.

Unser UNICEF-Kollege Daniel Timme berichtet von vor Ort:

Jeder Beitrag hilft

Helfen Sie den Kindern in Afghanistan mit Ihrer Spende.

Die Beben trafen eine Region mit vielen abgelegenen, schwer erreichbaren Dörfern. Viele Gebäude dort bestanden aus Lehm – sie fielen wie Kartenhäuschen in sich zusammen. "Die Zerstörung ist total", sagt Daniel Timme. Kaum ein Stein steht mehr auf dem anderen.

Die Folgen der Erdbeben treffen Familien am Rande des Abgrunds, die einer Katastrophe wie dieser nahezu nichts entgegensetzen können. Fast die gesamte Bevölkerung in Afghanistan lebt in Armut. Eltern müssen furchtbare Entscheidungen treffen: Sollen sie das Geld für eine Fahrt mit einem kranken Kind ins Krankenhaus bezahlen oder Lebensmittel für alle Kinder der Familie kaufen?

Die Mädchen und Jungen können nichts für die Krise in Afghanistan, zahlen aber den höchsten Preis. Wir von UNICEF setzen unseren Einsatz für die Kinder und Frauen in Afghanistan fort, so auch nach den Erdbeben. In der Bilderstrecke sehen Sie welche Nothilfe wir sofort gestartet haben:

Erdbeben in Afghanistan: Ein Gesundheitshelfer untersucht ein Mädchen, das bei dem Erdbeben verletzt wurde

Bild 1 von 4 | Ein Gesundheitshelfer untersucht ein Mädchen, das bei einem der Erdbeben verletzt wurde.

© UNICEF/UNI450692/Khayyam
Erdbeben in Afghanistan: Ein UNICEF-Zelt dient als Krankenstation

Bild 2 von 4 | Da viele Krankenhäuser beschädigt wurden hat UNICEF hat zehn Zelte zur Verfügung gestellt, damit verletzte Menschen medizinisch behandelt werden können.

© UNICEF/UNI451228/Naftalin
Erdbeben in Afghanistan: Kinder holen Trinkwasser aus einem UNICEF-Lkw

Bild 3 von 4 | Trinkwasser ist eine unserer Prioritäten nach Naturkatastrophen wie dieser, damit die Menschen nicht krank werden. In den ersten Tagen nach dem ersten Beben erhielten über 5.000 Menschen sauberes Wasser per LKW-Lieferung. Zudem verteilte UNICEF 10.000 Hygienepakete.

© UNICEF/UNI450687/Khayyam
Erdbeben in Afghanistan: UNICEF-Helfer packen Kisten mit dringenden Hilfsgütern

Bild 4 von 4 | UNICEF-Helfende packen Kisten mit dringenden Hilfsgütern für die betroffenen Familien. In einer ersten Lieferung waren Hygiene-Kits, Winterkleidung und Kochgeschirr für Familien enthalten, die durch die Erdbeben obdachlos geworden sind.

© UNICEF/UNI448714/Khan

Wir müssen den Hilfseinsatz dringend ausweiten – für die vom Erdbeben betroffenen Familien und alle Kinder in Afghanistan. Wir dürfen sie nicht allein lassen. Helfen Sie ihnen mit Ihrer Spende für dringende Hilfsgüter:

Humanitäre Krise in Afghanistan: Ein Albtraum für Kinder

Mehr als 28 Millionen Menschen in Afghanistan sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, darunter über 15 Millionen Kinder (Stand: März 2023). Das sind ungefähr so viele Kinder wie in ganz Deutschland. Nach der Machtübernahme der Taliban spitzt sich die Situation immer weiter zu. Die Wirtschaft liegt am Boden und die Dürre hat einen Großteil der Ernten zerstört. Im ganzen Land haben Menschen nicht genug zu essen. Der Hunger bringt Millionen Kinder in Lebensgefahr.

Blog

"Ein gesundes Mädchen sollte doppelt so viel wiegen"

Unsere UNICEF-Expert*innen gehen davon aus, dass im Laufe des Jahres 2023 schätzungsweise fast 900.000 Kinder unter fünf Jahren schwer akut mangelernährt sein werden (Stand: März 2023). Diese Mädchen und Jungen sind damit in direkter Lebensgefahr und brauchen sofort Hilfe, um zu überleben. Umso wichtiger ist es jetzt für uns, dass wir die Kinder und Familien in Afghanistan weiterhin unterstützen und unsere humanitäre Hilfe fortsetzen.

Story
Amina ist wegen Mangelernährung in der Klinik

Die 18 Monate alte Amina ist lebensbedrohlich mangelernährt und wird in einer von UNICEF unterstützten Klinik behandelt.

Weil Amina zu schwach zum Trinken ist, bekommt sie therapeutische Spezialmilch über eine Sonde. Die Milch versorgt sie mit lebenswichtigen Nährstoffen und Kalorien.

Aminas Mutter Jahan Bibi sagt: "Wir haben nichts zu essen zuhause. Wir verkaufen alles, was wir haben, um Lebensmittel kaufen zu können. Ich selbst esse kaum etwas und bin zu schwach, um Amina zu stillen."

Unsere Kolleg*innen vor Ort berichten von immer mehr schwangeren und stillenden Frauen, die mangelernährt sind. Viele verwehren sich selbst Mahlzeiten, um die wenigen Lebensmittel ihren Kindern geben zu können.

Um die mangelernährten Kinder zu erreichen, setzen wir auch auf mobile Kliniken, die direkt zu den Familien fahren, auch in abgelegene Regionen.

Afghanistan ist seit vielen Jahren einer der schlimmsten Orte der Welt, um ein Kind zu sein. In den letzten Wochen ist es noch schlimmer geworden.

Ben Messaoud, Leiter der UNICEF-Nothilfe in Afghanistan
Blog

Wie ist es, jetzt in Afghanistan ein Kind zu sein?

Frauen- und Mädchenrechte werden in Afghanistan immer weiter untergraben

Insbesondere die Entscheidung, Mädchen weiter offiziell keinen Besuch einer weiterführenden Schule zu erlauben, bedeutet einen schweren Rückschlag – für die Mädchen und für die Zukunft des Landes.

Und auch die immer wieder aufflammende Gewalt bedroht die Kinder. Hunderte Mädchen und Jungen wurden allein im vergangenen Jahr durch Kämpfe getötet. Zahlreiche Kinder sind traumatisiert, weil sie Zeuge schrecklicher Gräueltaten wurden. Auch die Gefahr durch Minen und Blindgänger ist hoch.

  • 900.000
    Kinder unter 5

    werden in 2023 schwer akut mangelernährt sein und brauchen dringend Spezialnahrung.

  • Über 4 Mio.
    Kinder

    gehen nicht zur Schule, davon sind die Mehrheit Mädchen.

  • Über 15 Mio.
    Kinder

    brauchen humanitäre Hilfe, um zu überleben.

Im Juni 2022 zerstörte noch dazu ein verheerendes Erdbeben zahlreiche Gebäude in den Provinzen Paktika und Khost. Viele Familien verloren ihr Zuhause und mussten im Freien schlafen. Wir von UNICEF halfen ihnen unter anderem mit Trinkwasser und Hygieneartikeln wie Seife und Wasserreinigungstabletten.

UNICEF bleibt in Afghanistan – für jedes Kind

UNICEF ist trotz einer unsicheren Sicherheitslage weiter in Afghanistan im Einsatz. Die Entscheidung der Taliban, afghanischen Frauen die Zusammenarbeit mit NGOS und auch mit den Vereinten Nationen zu verbieten, verurteilen wir aufs Schärfste. Afghanische Frauen sind der Lebensnerv unserer humanitären Hilfe. Sie sind hochqualifiziert und in einer einzigartigen Position, um die schwächsten Afghan*innen zu erreichen. Zudem haben sie Zugang zu Bevölkerungsgruppen, die ihre männlichen Kollegen nicht erreichen können. Wir fordern die De-facto-Behörden nachdrücklich auf, die Entscheidung zurückzunehmen.

Unterdessen leisten wir mit unseren Partnern, wo immer möglich, weiter Nothilfe. Wir versorgen die Familien etwa mit sauberem Trinkwasser und mangelernährte Kinder mit Spezialnahrung und leisten medizinische Hilfe in den Notlagern. Zudem machen wir unseren Einfluss für Kinderrechte geltend.

Blog

Fotos und Videos aus Afghanistan: So hilft UNICEF jetzt in der Krise

Durch unseren über 70-jährigen Einsatz in Afghanistan haben wir ein großes Netzwerk an Partnern aufgebaut. Darauf können wir jetzt zurückgreifen, damit die Hilfe weitergeht und auch ankommt. Als UN-Kinderhilfswerk sind wir politisch neutral und ergreifen ausschließlich Partei für Kinder. Spenden für Afghanistan fließen direkt in unsere Hilfsprojekte vor Ort oder an unsere Partner, mit denen wir uns gemeinsam für die Kinderrechte in Afghanistan einsetzen.

Diese Nothilfe-Maßnahmen leisten wir vor Ort:

So hilft UNICEF aktuell Kindern in Afghanistan
  • Die Familien bekommen regelmäßig Wasser von uns, vor allem in den Gebieten, die besonders von der Dürre betroffen sind. Auch die geflüchteten Menschen in den Notlagern erhalten von uns Trinkwasser.

  • Babys und Kleinkinder erhalten weiterhin lebenswichtige Impfungen von uns. Und mit unseren mobilen Gesundheitsstationen erreichen wir viele Menschen in Afghanistan, um sie medizinisch zu versorgen.

  • Mangelernährte Kinder bekommen von uns Spezialnahrung, um wieder zu Kräften zu kommen.

  • Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verteilen auch Hygieneartikel, zum Beispiel Seife oder Windeln.

  • An verschiedenen Orten im Land stocken wir unsere Vorräte an Hilfsgütern weiter auf. Dazu gehören auch Hilfsgüter für den Winter, etwa warme Kleidung und wetterfeste Zelte.

  • Geflüchtete Mädchen und Jungen können zum Spielen eine unserer sicheren und kinderfreundlichen Zonen aufsuchen, die wir in einigen Notlagern zu ihrem Schutz eingerichtet haben.

Afghanistan: UNICEF-Sprecherin Sam Mort besucht Kinder in einem Krankenhaus

Bild 1 von 4 | Wir sind im Einsatz, damit Kinder und Familien zumindest eine grundlegende medizinische Versorgung bekommen. Dafür unterstützen wir Krankenhäuser und mobile Kliniken.

© UNICEF/UN0506222/Fazel
Afghanistan-Krise: Ein Mädchen wird auf Mangelernährung hin untersucht.

Bild 2 von 4 | Die zweijährige Fatima wird in Herat auf Mangelernährung untersucht. In dem Gesundheitszentrum werden Kinder auch geimpft.

© UNICEF/UN0511133/Bidel
Afghanistan: Kinder lachen in einem kinderfreundlichen Zentrum von UNICEF

Bild 3 von 4 | Hier haben sie Raum, Zeit und Sicherheit zum lachen und einfach Kind sein: Mädchen in einem kinderfreundlichen Zentrum von UNICEF.

© UNICEF/UN0748253/Naftalin
Afghanistan: Ein UNICEF-Helfer am Flughafen in Kabul

Bild 4 von 4 | Wir bringen lebenswichtige Hilfsgüter ins Land, zum Beispiel Spezialnahrung für mangelernährte Kinder und Medikamente.

© UNICEF/UN0531646/Fazel

Helfen Sie den Kindern in Not in Afghanistan

Die Lage der Kinder hat sich in den letzten Monaten dramatisch verschlechtert. UNICEF weitet die Hilfe deshalb aus. Bitte helfen auch Sie mit Ihrer Spende. Jeder Beitrag ist jetzt wichtig. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.

InfoLänderinfo Afghanistan

Afghanistan ist ein Binnenstaat in Asien, der an Pakistan, China, Tadschikistan, Usbekistan, Turkmenistan und den Iran grenzt.

Es leben etwa 38,9 Millionen Menschen im Land. Die meisten von ihnen sprechen Dari oder Paschtu. Die Hauptstadt ist Kabul.

Etwa 40 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten in der Landwirtschaft, knapp 40 Prozent im Dienstleistungssektor. Armut ist verbreitet. 2021 lag Afghanistan auf Platz 6 der ärmsten Länder der Welt.

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