

Mental Health
Corona hat uns fest im Griff - nicht nur unseren Alltag, sondern auch immer mehr unsere Psyche.
Obwohl mentale Gesundheit immer mehr in den Fokus des Geschehens rückt, ist eine offene und transparente Ausspräche einer mentalen Beeinträchtigung leider immer noch nicht gegeben. Besonders für Kinder stellt die Pandemie eine enorme Herausforderung dar. Ohne einen Rückzugsort und gesellschaftlichen Austausch mit anderen Kindern oder Bezugspersonen fühlen sich Kinder oft vernachlässigt und nicht verstanden. Aber auch Stress, Gewalt, Einsamkeit und Verfremdung des Alltags können die Psyche der Kinder maßgeblich verändern. Damit dies unterbunden werden kann, sollten Kinder vor allem in der jetzigen Zeit nicht auf sich alleine gestellt und stärker geschützt und gefördert werden.
Was Sie für Kinder tun können und wie Kinder die Pandemie weltweit wahrnehmen erfahren Sie unter "Coronavirus Weltweit".

Im Rahmen des Projekts "Mental Health" haben wir aber auch unsere Professoren, Dozenten und Mitarbeiter der Technischen Hochschule Rosenheim über die Ausmaße der Corona-Pandemie befragt.
In einem Kurzinterview geben Sie Ihre Sicht auf die Pandemie wieder. Ziel ist es ein Bewusstsein, aber auch Verständnis dafür zu schaffen, dass wir nicht alleine mit unseren Gefühlen, Ängsten und Problemen sind und dass wir vor allem in der Adventszeit noch stärker zusammenhalten sollten - Für ein gemeinsames und friedvolles Miteinander.
Interview mit Prof. Dr. Uwe Strohbeck
Interview Prof. Dr. Uwe Strohbeck
Bitte stellen Sie sich kurz vor?
Elektronik-Studium, PhD in Newcastle/U.K., Leiter Entwicklung Embedded Software von internationalen Teams in der Halbleiterindustrie, seit 2010 Professor an der TH Rosenheim.
Verheiratet, Zwei Söhne.
Waren Sie dieses Jahr im Urlaub? Wenn ja warum?
„Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen." Aristoteles
Warum nicht in Urlaub fahren? Warum sich nicht erholen und die „Akkus“ wieder aufladen? Wir waren in einem Teil Europas, welcher weitaus geringere Inzidenzwerte als Rosenheim hatte.
Wie hat sich die Pandemie auf ihre Arbeit ausgewirkt?
Die Auswirkungen sind sehr signifikant. Nebst der Entwicklung von neuen Lehrkonzepten bewirkt die „Kommunikation per Internet“ wesentlich mehr Aufwand. In einem persönlichem Gespräch lassen sich Fragen wesentlich besser beantworten als per Email oder Chat.
Konnten Sie von zu Hause aus arbeiten?
Ja, meine Frau und meine beiden Söhne habe sich entsprechend auf Regeln geeinigt, damit jeder sich auf seine Arbeit am PC konzentrieren kann.
Wie war für Sie der Umstieg von Präsenz auf Online-Lehre? Probleme für Sie/
vielleicht auch Vorteile?
Der Umstieg war zu Beginn durch technische Problemen der Kommunikationsplattformen geprägt. Diese konnten nach kurzer Zeit gelöst werden, so dass im Anschluss der Mehraufwand für die Entwicklung und das Bereitstellen von Online-Angeboten bestimmend war. Da ich seit 8 Jahren Hybrid-Vorlesungen anbiete, gab es in der persönlichen Ausrüstung und Abläufe keine Probleme.
Was glauben Sie wie viele Stunden Sie die letzten drei Wochen täglich zu Hause verbracht haben?
Im Durchschnitt ca. 16 Stunden pro Tag.
Sind es mehr Stunden als vor einem Jahr?
Ja, definitv.
Hat sich dadurch etwas an dem Gefühl „zu Hause“ verändert?
Nein, nicht wesentlich.
Meinen Sie, dass der verstärkte Online- Unterricht hat die Qualität der Lehre beeinflusst?
Im Allgemeinen sehe ich den Einfluss als gering an. Im Speziellen ist die Qualität der Lehre nach wie vor maßgeblich durch den Dozenten bestimmt (Didaktik, Umgang mit der Technik, …)
Haben Sie spezielle Techniken mit denen Sie den Studierenden/ Schülern während des Lernens helfen?
Selbstdisziplin. Aufgrund des Wegfalls verschiedener Pflichten (Präsenzveranstaltungen vs. Selbstlerneinheiten) kommt es mehr denn je auf die eigene Selbstdisziplin an.
Wie fühlt sich arbeiten für Sie persönlich seit Corona an?
Unangenehm. In meinem Beruf ist das Arbeiten mit Menschen der wesentliche Bestandteil. Eine Online-Konferenz kann dies nie ersetzen.
Was tun Sie um dem Stress entgegen zu wirken?
Rechner ausschalten!
Nehmen Sie ein verändertes Verhalten an ihren Studenten wahr?
Nein. Die Fragen der Studierende haben sich nicht verändert. Auch bezüglich des respektvollen Umgangs miteinander sehe ich keine Veränderung.
Können Sie sich persönlich in Ihrer Familie ihre Freiheiten schaffen?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Ist es ratsam, sich in Zeiten eingeschränkter Kontaktmöglichkeiten sich eine „Freiheit“ zu verschaffen. Sollte nicht der Kontakt innerhalb der Familie verstärkt werden um einer Vereinsamung entgegenzuwirken?
Wie gestallten Sie ihre erste Vorlesung nach Corona?
Genau so, als hätte es die Covid19 Pandemie nie gegeben.
Worauf freuen Sie sich nach Corona am meisten?
Die Kontakte zu den Kolleginnen und Kollegen wieder zu intensivieren um den „Vor Corona“ harmonischen Zusammenhalt innerhalb der Fakultät wieder herzustellen.
Auch im privaten Bereich sind die Kontakte signifikant eingeschränkt. Auch hier freue ich mich sehr darauf, die Freunde und Bekannte wieder zwanglos zu treffen und gemeinsame Aktivitäten zu unternehmen.
Interview mit Dr. Christoph Rothmayr
Interview Dr. Christoph Rothmayer
Bitte stellen Sie sich kurz vor?
Mein Name ist Dr. Christoph Rothmayr, ich bin Psychologischer Psychotherapeut und bin zusammen mit meiner Kollegin Frau Kathinka Hauerwaas Ansprechpartner an der TH Rosenheim für Studierende, die Fragen zu ihrer psychischen Gesundheit haben (Psychosoziale Beratung).
Waren Sie dieses Jahr im Urlaub? Wenn ja warum?
Ja, die relativ niedrigen Fallzahlen im August ließen es zu Gott sei Dank zu. Nach der anstrengenden „ersten Welle“ hat der Urlaub richtig gut getan!
Wie hat sich die Pandemie auf ihre Arbeit ausgewirkt?
Besonders jetzt in der „zweiten Welle“ merken wir, dass die Anfragen von Studierenden zugenommen haben. Die lange Zeit der Isolation, die mit dem virtuellen Studienbetrieb einhergeht, macht vielen zu schaffen, gerade wenn auch schon im Vorfeld familiäre oder andere Belastungen da waren.
Konnten Sie von zu Hause aus arbeiten?
Mir war und ist es wichtig, vom Büro aus zu arbeiten. Zur Zeit des Lockdowns fanden viele Gespräche telefonisch statt. Unter Einhaltung der Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen ist es jetzt aber auch möglich, wenn der Klient es möchte, die meisten Gespräche persönlich zu machen. Gerade im Bereich Beratung und Psychotherapie ist der persönliche Kontakt einfach sehr wichtig.
Was glauben Sie wie viele Stunden Sie die letzten drei Wochen täglich zu Hause verbracht haben?
Da ich generell sehr gerne draußen unterwegs bin, glaube ich eigentlich nicht, dass ich mehr Zeit zuhause verbracht habe. Die manchmal etwas bedrückenden Nachrichten haben vielleicht sogar noch mehr dazu beigetragen, Zeit draußen in der Natur zu verbringen.
Wie fühlt sich arbeiten für Sie persönlich seit Corona an?
Das Arbeiten ist vielleicht nicht unbedingt stressiger geworden, vielleicht eher komplizierter. Man muss auf die Hygieneregeln achten, mehr telefonieren, skypen und zoomen. Aber langsam gewöhnt man sich tatsächlich daran!
Was tun Sie um dem Stress entgegen zu wirken?
Ich verbringe viel Zeit in der Natur und mache gerne Sport. Abends genieße ich die Zeit auf der Couch und schauen mir lustige Filme und Serien an, um dem „Blues“ entgegen zu wirken…
Können Sie uns Techniken für akute bzw. langfristige Stressbewältigung empfehlen?
Da muss wirklich jede/-r selbst herausfinden, was persönlich am besten tut. Sport und Bewegung sind sicherlich mit die besten Möglichkeiten, Stress abzubauen. Aber auch andere Verfahren wie Yoga, Naturerfahrung, Progressive Muskelentspannung, Achtsamkeit, Autogenes Training und so weiter sind sehr wirksam. Wichtig ist es auch zu schauen, was gut tut, und sich auch zu trauen, das evtl. von seinem Umfeld einzufordern. Man sollte unbedingt auch an den sozialen Kontakten dran bleiben, sei es ein Spaziergang mit einem Freund oder einer Freundin oder das regelmäßige Telefonat mit einem lieben Menschen.
Wie kann man sich auf engem Raum ausweichen?
Auch im aktuellen Lockdown „light“ ist es ja erlaubt, sich draußen im Freien aufzuhalten. Das sollte man natürlich regelmäßig machen, um sich auch einmal aus dem Weg zu gehen. Für die Zeit zusammen kann man unter Umständen Regeln aufstellen, wer wann wo ist, das WG-Badezimmer benützt etc. Man kann das auch verschriftlichen. Auch der offene und direkte Austausch, wie geht es mir wenn Du dies oder jenes machst, was wünsche ich mir, was brauche ich, etc. sollte regelmäßig erfolgen, um Spannungen frühzeitig abzubauen.
Können Sie sich persönlich in Ihrer Familie ihre Freiheiten schaffen?
Ja, das ist mir tatsächlich gut möglich! Andererseits genieße ich auch die Ruhe, die der Lockdown, aber auch die Vorweihnachtszeit (gelegentlich) so mit sich bringt.
Worauf freuen Sie sich nach Corona am meisten?
Wieder weiter weg in den Urlaub zu fahren!