Kunstkammer Rau: Das Auge des Sammlers
5. Februar – 29. August 2010
Über 40 Meisterwerke aus fünf Jahrhunderten setzen die spektakuläre Reihe der Ausstellungsserie in der »Kunstkammer Rau« fort.
Nach dem großen Erfolg der Auftaktausstellung der Sammlung Rau für UNICEF im Arp Museum mit rund 45.000 Besuchern wird nun am 5. Februar eine zweite Schau eröffnet, die den Sammler Gustav Rau in den Mittelpunkt stellt.
Die Auswahl mit dem Titel „Das Auge des Sammlers“ wird wiederum in der eigens eingerichteten „Kunstkammer Rau“ gezeigt und steht erneut unter der kuratorischen Leitung von Professor Klaus Gallwitz. Als Entrée und Zentrum dient ein Werk des flämischen Malers Jan Siberechts (1627 – 1703) aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Gustav Rau erwarb das Gemälde »Kabinett eines Kunstliebhabers« im Dezember 1973 in London. Darauf präsentiert sich ein wohlhabendes Paar in einem prachtvoll ausgestatteten Salon inmitten der eigenen Sammlung von Skulpturen und Gemälden. Um dieses historische Gemäldekabinett herum gruppieren sich 14 weitere Gemälde aus der Sammlung Rau: Porträts, Stillleben und Landschaften. In so genannter »Petersburger Hängung« wird die von Siberechts gemalte Kunstkammer wieder lebendig, denn die Bilder nehmen Themen und Motive auf, die das Sammlerpaar des Goldenen Zeitalters in den Niederlanden bereits im Blick hatte. Sie sind Zeugen dafür, dass sich der Sammler Rau an solchen Vorbildern der Vergangenheit orientierte.
Zu beiden Seiten dieses zentralen Kabinetts laden weitere ausgewählte Gemälde ein zu einer Reise durch innere und äußere Räume. Sie zeigen den in sich versunkenen Heiligen Dominikus von El Greco (1541 – 1614) ebenso wie die lustvoll dahin gestreckte „schlafende Bacchantin“ von Gustave Courbet (1819 – 1877). Der Betrachter durchstreift stimmungsvolle niederländische Interieurs des goldenen Zeitalters, gelangt in sturmbewegte Barock-Landschaften und wagt den Gang auf Claude Monets (1840 – 1926) hölzerne Brücken des beginnenden Industriezeitalters. Auch dem Lieblingsmodell des impressionistischen Meistermalers Auguste Renoir (1841 – 1919) begegnet der Reisende.
Der Sammler Dr. Dr. Gustav Rau war ein außergewöhnlicher Mensch. Der 2002 verstorbene Arzt, Ökonom und Philanthrop widmete sein Leben den Kindern in Afrika und der Kunst. Seine wertvolle Sammlung vermachte er UNICEF, um so sein humanitäres Werk zu vollenden. Als einziges Kind einer Stuttgarter Industriellenfamilie 1922 geboren, sollte er den elterlichen Autozulieferbetrieb übernehmen.
Doch im Alter von 40 Jahren beschloss er, seinem Leben eine Wende zu geben – und wurde Kinderarzt. Er verkaufte das Unternehmen und ging nach Afrika. In Ciriri im Ostkongo errichtete Rau ein Krankenhaus, das heute von UNICEF unterstützt wird. Daneben sammelte er Kunst und reiste auch von Afrika aus zu Auktionen in Paris, London und New York. Mit rund 800 Werken trug er eine der größten privaten Kunstsammlungen in Europa zusammen, die in ihrer Qualität ihresgleichen sucht.
Seit Anfang 2009 befindet sich eine Auswahl aus 240 hochrangigen Werken der Sammlung Rau als langfristige Leihgabe der UNICEF-Stiftung im Arp Museum Bahnhof Rolandseck. Für sie wurde eine »Kunstkammer« eingerichtet, in der die wertvollsten und dem Sammler selbst liebsten Errungenschaften seines vierzigjährigen Sammlerlebens in wechselnden Ausstellungen gezeigt werden.
Parallel zur aktuellen Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm mit Spezialführungen und Kursen für die ganze Familie. Von Themenführungen zu »Stillleben in der niederländischen Malerei«, über den »Kunstgenuss im Kabinett des Sammlers« bis zu »Techniken der Portraitzeichnung von Mutter und Kind« ist für jeden etwas dabei. Die Höhepunkte bilden ein 3-tägiger Workshop (30. März – 1. April) zur »Darstellung von Raum und Landschaft in der Kunst von Gestern bis Heute« im Rahmen des Bonner KinderKunstKinder-Festivals sowie ein Rolandsecker Gespräch zwischen Professor Klaus Gallwitz (Kurator der Sammlung Rau) und Stefan Koldehoff (Kulturredakteur Deutschlandfunk), die sich mit der Frage »Sammeln – eine Obsession?« befassen.
Der ausstellungsbegleitende Katalog (DuMont Verlag) enthält neben einführenden Worten von Oliver Kornhoff übergreifende Beiträge von Klaus Gallwitz, Susanne Blöcker und Claudia Seiffert. Die Objekttexte wurden von Susanne Blöcker und Wolfger Stumpfe verfasst. Neben den dokumentarischen Objekt-Fotos durchzieht eine spannungsreiche Bildstrecke von Detail-Aufnahmen des im Zentrum stehenden Bildes »Kabinett eines Kunstliebhabers« den Katalog.
Bildmaterial finden Sie auf der Presseseite der Homepage unter:
http://www.arpmuseum.org/html/service/fr_presse.html