Udo Lindenberg: „Jeder braucht einen Stern“
Warum für Udo Lindenberg jeden Tag Weihnachten sein soll
Auf Deiner neuen UNICEF-Weihnachtskarte folgen die „eiligen drei Könige“ ihrem Stern. Welchem Stern sollen wir heute folgen?
Es gibt nicht nur das Jesuskindchen. Es gibt viele andere Kinder auf der Welt. An die sollten wir denken. Die Welt ist ja an allen Ecken und Enden total aus den Fugen. Jeder braucht eigentlich ständig einen Stern. Der steht für Mitverantwortung, für Licht für die dunklen Ecken, gegen die Finsternis in der Welt.
Also: Jetzt nicht auf den scheinheiligen Frieden zum Fest einsteigen, sondern voll am Start sein für die ganzen Kinder auf der Welt, die unsere Hilfe brauchen! Die UNO ist ganz schön blockiert, kann oft nicht viel machen. Aber UNICEF kann ja richtig powern und soll richtig powern. Dafür volle Unterstützung.
Was sollten wir anders machen?
Man sollte nicht nur so rein ego-mäßig rumreiten, sondern sich immer sehen als ein Teil eines Menschheitskollektivs. Wir sind doch alle nur Gäste auf diesem kleinen Planeten. Ich finde, ein richtig geiles Leben ist, wenn man das Ganze, die ganze Welt sieht.
Die, die privilegiert sind, sollen auch immer helfen. Und in Deutschland sind wir doch ganz schön privilegiert. Natürlich gibt´s hier auch Leute, denen es nicht gut geht. Für die muss viel mehr passieren. Für Asylanten, für Obdachlose und für die mit einem Handicap.
Aber wer kann angesichts von unbeschreiblichem Elend nur an sein Business denken und hektisch und irgendwie weltfremd durch die Gegend rennen? Ja, manche machen´s… ein Moment der Besinnung wär´ ganz gut, fände ich.
Trotz E-Mail und Internet machst Du UNICEF-Weihnachtskarten. Ist das nicht ein bisschen altmodisch?
Die „eiligen drei Könige“ für UNICEF sind doch eine geile Sache. Die würd´ ich mir auch holen, wenn ich sie nicht schon hätte. Leute, die solltet ihr Eurer Omi und den Freunden schicken. Vielleicht nen Pralinchen dabei legen oder ein bisschen Musik, ´nen Ticket für´n Stadion-Konzert, wo die Nachtigall singt… (lacht… Ha, ha…) Macht Freude und tut Gutes!
Udo, was war eigentlich Dein schönstes Weihnachtsgeschenk als Kind?
Eine Trommel. Ratter, ratter, ratter – bin ich um den Weihnachtsbaum rum. Habe sowieso auf allem rumgetrommelt damals, auf Benzinfässern, Bratpfannen und Blumenvasen. Bin in den Wald gerannt, hab´ mir Stöcke geschnitzt. Große Ölfässer waren meine Steeldrums. Und da kriegt Klein-Udo aus Gronau zu Weihnachten eine kleine Blechtrommel. Das werde ich nie vergessen. Mit der bin ich dann auch ins Bett gegangen.
Der von Dir verehrte Herman Hesse schrieb, dass Festtage für Durchschnittsmenschen das einzige Zugeständnis an Ideale sind. Wie siehst Du das?
Deswegen sag‘ ich ja auch, es muss eigentlich jeden Tag Weihnachten sein. Es muss so ´ne Grundhaltung geben - Nächstenliebe, Verständnis und Toleranz. Der Himmel hat ja für viele Götter Platz. Vielleicht ist er auch nur einer und trägt verschiedene Namen.