Pressemitteilung

Mehr Neugeborene geimpft als je zuvor – aber immer noch jedes fünfte Baby ohne Impfschutz

Köln

Weltimpfbericht von UNICEF, WHO und Weltbank

Weltweit werden heute mehr Neugeborene geimpft als jemals zuvor - allein 106 Millionen Kinder in 2008. Trotzdem erhalten jedes Jahr immer noch 24 Millionen Babys in den Entwicklungs- und Schwellenländern im ersten Lebensjahr keinen Impfschutz gegen lebensgefährliche Kinderkrankheiten - das ist jedes fünfte Kind. Dies ist das Ergebnis des Welt-Impfberichts 2009, den UNICEF, die Weltgesundheitsorganisation und die Weltbank heute in Washington D.C. (USA) vorstellen.

Vor allem Kinder aus armen Familien in ländlichen Gebieten, in den Armenvierteln großer Städte und in Krisengebieten erhalten noch immer keinen Impfschutz. Sie sind durch Impfprogramme schwerer zu erreichen - doch gerade sie sind besonders von Krankheiten bedroht. Auch sind trotz einiger Fortschritte neue Impfstoffe zum Beispiel gegen Durchfall oder Pneumokokkeninfektionen für viele Kinder in Entwicklungsländern nicht zugänglich.

„Weltweit sind die Todesfälle durch Masern zwischen 2000 und 2007 um 74 Prozent gesunken. Impfungen haben bei diesem Rückgang eine wichtige Rolle gespielt“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Ann Veneman. „Dieser Fortschritt muss dazu anspornen, Kinder auf der ganzen Welt gegen lebensbedrohliche Krankheiten zu impfen.“ UNICEF beschafft heute die Impfstoffe für 55 Prozent aller Kinder auf der Welt.

UNICEF ruft zu verstärkten Anstrengungen auf, um die Kluft zwischen Reich und Arm beim Zugang zu lebensrettenden Impfstoffen zu überwinden. Die aktuellen Massenimpfungen gegen die Schweinegrippe in den Industrieländern zeigen, wie wichtig die schnelle Entwicklung von Impfstoffen ist - aber auch welche Herausforderungen selbst in Industrieländern bei der Umsetzung solcher Kampagnen bestehen.

Impfungen gegen Masern, Kinderlähmung, Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Tuberkulose, Hepatitis und Haemophilus Influenza (HIB) gehören zu den wirksamsten und kostengünstigsten Gesundheitsmaßnahmen. Sie verhindern jedes Jahr allein 2,5 Millionen Todesfälle und verringern das Ausmaß von Krankheiten und lebenslangen Behinderungen.

Neue Impfstoffe – steigende Kosten

Der weltweite Markt für Impfstoffe hat sich in den vergangenen Jahren verdreifacht - auf einen jährlichen Umsatz von 17 Milliarden US-Dollar. Durch eine enge Zusammenarbeit von Regierungen, internationalen Organisationen, großen Stiftungen und der Industrie gelang es, in den vergangenen Jahren, den Trend sinkender Impfraten umzukehren.
Auch gibt es heute dank verstärkter Forschung rund 120 Impfstoffe gegen tödliche Krankheiten wie zum Beispiel Hirnhautentzündung, Durchfall, Pneumokokkeninfektionen und Humane Papilloma Viren (HPV). Zusätzlich wird an der Entwicklung neuer Impfstoffe gegen Malaria, Tuberkulose, Dengue-Fieber und HIV/AIDS geforscht. 80 Impfstoffe sind in der letzten Testphase, davon 30 gegen Krankheiten, gegen die es bisher keine Impfstoffe gibt.
Allerdings sind neue Impfstoffe und die damit verbundenen Technologie für viele Kinder in den ärmsten Ländern bisher nicht bezahlbar. Hinzu kommt, dass Schwellenländer keine Unterstützung für Impfprogramme aus internationalen Finanzierungsfonds wie GAVI (Global Alliance for Vaccines) erhalten. Gleichwohl leben auch dort sehr viele arme Familien, die von ihren Regierungen und der internationalen Gemeinschaft Hilfe brauchen, um eine medizinische Grundversorgung zu bekommen.

Gesundheitsschutz auch für die ärmsten Kinder

Um alle Kinder zu schützen, müssen auch weitere Hindernisse in den Entwicklungsländern überwunden werden. So gibt es dort oft nur schwache Gesundheitssysteme und große logistische Probleme. Viele Familien müssen auch erst über die Bedeutung von Impfungen aufgeklärt und die Akzeptanz für Impfkampagnen in der Bevölkerung sichergestellt werden. Durch gezielte Kampagnen und Nationale Impftage sollen die Kinder erreicht werden, die bisher keine Gesundheitsvorsorge hatten. Mobile Gesundheitsteams nutzen diese Aktionen auch, um den Ernährungszustand der Kinder zu prüfen oder Vitamin-A-Tabletten und imprägnierte Moskitonetze zu verteilen.

Akzeptanz für Impfungen erhöhen

Der Welt-Impfbericht hebt hervor, dass in Industrieländern und in Schwellenländern die Sicherheit von Impfstoffen und Impfungen absolute Priorität haben. Gerüchte über tatsächliche oder vermeintliche Schäden durch Impfungen können das Vertrauen der Bevölkerung beeinträchtigen und Impfstrategien sogar stoppen. Obwohl es zum Beispiel keinerlei wissenschaftliche Beweise für einen Zusammenhang der Dreifachimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln mit Autismus gibt, sinken in vielen Ländern die Impfraten bei dieser Kombinationsimpfung. In verschiedenen Industrieländern kommen die Masern zurück, weil der Grad der Durchimpfung bei Kindern und Jugendlichen sinkt. Das amerikanische Zentrum für Gesundheitskontrolle berichtete für die ersten sieben Monate in 2008 eine Rekordzahl von Masernerkrankungen bei Kindern.

Rückfragen und Interviewwünsche an die UNICEF-Pressestelle, Rudi Tarneden.