Pressemitteilung

UN-Organisationen: Hungersnot in Al-Fashir und Kadugli im Sudan bestätigt

UNICEF, WFP und FAO warnen vor höchster Stufe der Ernährungsunsicherheit und Mangelernährung in Al-Fashir und Kadugli | Verbesserungen in Gebieten, in denen die Kämpfe nachgelassen haben und humanitäre Hilfe wieder zugänglich ist 

Rom/New York/Genf/Köln

Ein mangelernährtes Kind isst therapeutische Spezialnahrung.

Ein mangelernährtes Kind isst therapeutische Spezialnahrung in Tawila, Nord-Darfur.

© UNICEF/UNI789976/Jamal

Die jüngste Analyse zur Ernährungsunsicherheit und Mangelernährung im Sudan zeigt laut UNICEF, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und dem Welternährungsprogramm (WFP) deutliche Unterschiede entlang der Konfliktlinien. In Regionen, in denen die Gewalt nachgelassen hat – und dadurch humanitäre Hilfe sowie eine teilweise Erholung der Märkte möglich wurden –, verbessert sich die Ernährungssicherheit allmählich. In Konfliktregionen hingegen, die weitgehend von humanitärer Hilfe abgeschnitten oder unter Belagerung stehen, wurde eine Hungersnot festgestellt.

Die UN-Organisationen fordern ein Ende der Feindseligkeiten sowie einen sicheren, ungehinderten und dauerhaften Zugang für humanitäre Teams, um weitere Todesfälle zu verhindern und die Lebensgrundlagen der betroffenen Menschen zu schützen.

Laut der jüngsten IPC-Sonderanalyse (Integrated Food Security Phase Classification*) hat sich die akute Ernährungslage im Sudan im September 2025 leicht verbessert. Schätzungsweise 21,2 Millionen Menschen – etwa 45 Prozent der Bevölkerung – sind von hoher akuter Ernährungsunsicherheit (IPC3+) betroffen. Das sind rund 3,4 Millionen Menschen weniger im Vergleich zur vorherigen Analyse (Dezember 2024 bis Mai 2025).

Diese Verbesserungen folgen einer graduellen Stabilisierung der Lage seit Mai 2025 in den Bundesstaaten Khartum, Al Jazirah und Sennar – Regionen, in denen sich der Konflikt entspannt hat. Familien kehren zurück, Märkte öffnen wieder, und der Zugang zu kommerziellen sowie humanitären Hilfsgütern hat sich verbessert. Die Fortschritte bleiben jedoch begrenzt, da die anhaltende Krise die Wirtschaft sowie grundlegende Dienste stark beeinträchtigt und ein Großteil der Infrastruktur, auf die die Bevölkerung angewiesen ist, beschädigt oder zerstört wurde.

Nach der Ernte und bis ins Jahr 2026 werden gute Bedingungen für die Landwirtschaft erwartet. Laut der Analyse wird die Zahl der Menschen, die unter Hunger auf Krisenniveau leiden, zwischen Oktober 2025 und Januar 2026 auf 19,3 Millionen zurückgehen.

Diese fragilen Verbesserungen bleiben jedoch lokal begrenzt. Viele Familien, die nach Khartum und Al Jazirah zurückkehren, haben alles verloren und werden kaum von der Ernte profitieren können. In den westlichen Regionen des Sudan – insbesondere in Nord- und Süd-Darfur sowie West- und Süd-Kordofan – verschärfen anhaltende Konflikte und der stark eingeschränkte Zugang humanitärer Teams Hunger und Mangelernährung erheblich.

Ab Februar 2026 droht sich die Hungersnot voraussichtlich weiter zu verschlimmern, wenn die Nahrungsmittelvorräte zur Neige gehen und die Kämpfe anhalten. Die IPC-Zahlen bleiben weitgehend unverändert, da die Lage zu instabil ist, um verlässliche Prognosen für die rund 841.000 Menschen in den am stärksten betroffenen Gebieten – darunter Al-Fashir, Kadugli, Dilling und Teile von Süd-Kordofan – zu erstellen.

„Trotz der immensen Herausforderungen setzen sich die FAO und ihre Partner weiterhin dafür ein, Gemeinden wo immer möglich zu unterstützen“, sagte Rein Paulsen, FAO-Direktor für Nothilfe und Resilienz. „Saatgut, Werkzeuge und Vieh sind für Millionen sudanesischer Bauern und Hirten lebenswichtig. Zugang sowie die Förderung der lokaler Nahrungsmittelproduktion sind entscheidend, um Leben zu retten und Lebensgrundlagen zu sichern.“

Hungersnot in Al-Fashir und Kadugli

Laut dem Famine Review Committee (FRC) herrscht in Al Fashir im Norden Darfurs und Kadugli im Süden Kordofans eine Hungersnot (IPC-Phase 5, mit hinreichender Evidenz). Beide Städte sind aufgrund des anhaltenden Konflikts weitgehend von kommerziellen Lieferungen und humanitärer Hilfe abgeschnitten. Im Jahr 2024 wurden beide Städte noch als IPC-Phase 4 (Notsituation) eingestuft. Die Schwellenwerte für eine Hungersnot im Hinblick auf Nahrungsmittelkonsum, akute Mangelernährung und Sterblichkeit wurden nun überschritten.

Die Bedingungen in Dilling, Süd-Kordofan, dürften ähnlich denen in Kadugli sein, können jedoch aufgrund der unzureichenden Datenlage nicht eindeutig bewertet werden – eine Folge des eingeschränkten humanitären Zugangs und der anhaltenden Feindseligkeiten. In den westlichen Nuba-Bergen haben sich die Bedingungen geringfügig verbessert, sodass die Lage auf IPC-Phase 4 (Notsituation) herabgestuft wurde. Das Risiko einer Hungersnot bleibt jedoch auch dort hoch, solange der Zugang für humanitäre Hilfe nicht verbessert wird.

Die FRC-Expert*innen prognostizieren eine Hungersnot in weiteren 20 Gebieten in Darfur und Kordofan, darunter sowohl ländliche Regionen als auch Camps für Binnenvertriebene. Dazu zählen mehrere neue Orte im Osten Darfurs und im Süden Kordofans.

Tödliche Kombination aus Hunger, Krankheit und Vertreibung

Die neuen Daten zur globalen akuten Mangelernährung (GAM) sind alarmierend hoch: Laut den IPC-Expert*innen liegen sie in Al-Fashir, zwischen 38 und 75 Prozent und in Kadugli bei 29 Prozent.

Unterdessen nehmen Cholera-, Malaria- und Masernausbrüche in Regionen, in denen die Gesundheits-, Wasser- und Sanitärversorgung zusammengebrochen ist, weiter zu.

„Die tödliche Kombination aus Hunger, Krankheit und Vertreibung gefährdet Millionen Kinder“, sagte Lucia Elmi, Direktorin der UNICEF-Nothilfeprogramme. „Häufig trifft es Mädchen am härtesten. Sie sind stark gefährdet durch Mangelernährung, Gewalt und Schulabbrüche. Therapeutische Nahrung, sauberes Wasser, lebenswichtige Medikamente und Gesundheitsdienste können Leben retten – aber nur, wenn wir die Kinder rechtzeitig erreichen. Wir fordern alle Parteien dringend auf, ihren Verpflichtungen gemäß dem Völkerrecht nachzukommen und humanitären Teams einen sicheren, zügigen und ungehinderten Zugang zu Kindern in Not zu gewährleisten.“

Die Ursachen für den Hunger sind in allen betroffenen Regionen eindeutig: Konflikte, Vertreibung und fehlender Zugang zu humanitärer Hilfe. In Al-Fashir und Kadugli mussten die Menschen monatelang ohne verlässlichen Zugang zu Nahrungsmitteln oder medizinischer Versorgung auskommen. Die Märkte sind zusammengebrochen, und die Preise für Grundnahrungsmittel sind drastisch gestiegen.

„Das WFP hat viele Erfolge erzielt und versorgt jeden Monat mehr als vier Millionen Menschen mit lebenswichtiger Nahrungsmittelhilfe“, sagte Ross Smith, Direktor der WFP-Nothilfeprogramme. „Wenn Hilfe ankommt, können Familien ihr Leben wieder aufbauen, Märkte sich erholen und Kinder die Nahrung erhalten, die sie zum Überleben brauchen. Doch der Konflikt bestimmt weiterhin, wer zu essen bekommt und wer nicht. Zu viele Gemeinden leiden unter Hunger, nur weil wir sie nicht erreichen können.“

UNICEF, WFP und FAO konzentrieren sich vorrangig auf die am stärksten betroffenen Gebiete und leisten dort Hilfe in den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Wasser und Hygiene, Kinderschutz sowie Landwirtschaft. Der humanitäre Zugang bleibt jedoch unregelmäßig: Humanitäre Teams und Hilfsgüter werden häufig Ziel von Übergriffen, und Hilfskonvois sind Verzögerungen, Zugangsverweigerungen und erheblichen Sicherheitsrisiken ausgesetzt.

Ohne sicheren, dauerhaften Zugang zu Menschen in Not, ausreichende finanzielle Mittel und ein Ende der Gewalt wird die Hungersnot im Sudan weiter Menschenleben fordern.

Service für die Redaktionen

Der Leiter der UNICEF-Programme im Sudan hält sich diese Woche in Deutschland auf. Gerne vermitteln wir Interviews in englischer Sprache.

Bild- und sendefähige Videomaterialien stehen hier zur Verfügung.

Christine Kahmann

Christine KahmannSprecherin (Berlin) - Nothilfe & Internationale Themen

030-275807919presse@unicef.de