Vier Wochen nach dem Taifun
Viele Familien können ihre Kinder nicht ausreichend ernähren
Gefahr von Krankheiten und Mangelernährung / Hilfe läuft auf Hochtouren
Einen Monat nach dem verheerenden Taifun auf den Philippinen ist nach Einschätzung von UNICEF die Gefahr von Krankheiten und Mangelernährung im Katastrophengebiet noch nicht gebannt. Lebensgefährlicher Durchfall, Lungenentzündung, Masern, Tetanus und Dengue-Fieber bedrohen besonders Säuglinge und Kleinkinder. Viele arme Familien können ihre Kinder nicht ausreichend ernähren. In den kommenden Wochen muss mit einem Anstieg gefährlicher Mangelernährung gerechnet werden. UNICEF hat deshalb bereits ein spezielles Mikronährstoffpulver für 45.000 Kinder in Notunterkünften bereitgestellt und bringt nahrhafte Erdnusspaste in die betroffenen Gemeinden. Seit der Taifun Haiyan am 8. November Teile der Philippinen verwüstete, sind dort rund 4 Millionen Menschen obdachlos – darunter 1,6 Millionen Kinder.
„Die Menschen im Katastrophengebiet versuchen, ihr Leben wieder zu organisieren. Aber die Not ist allgegenwärtig. Die Gefahr von Krankheiten und Epidemien ist noch nicht gebannt. Viele Familien können ihre Kinder nicht ausreichend ernähren. Wir setzen alles daran, die Hilfe auf abgelegene Gebiete auszuweiten und die lokalen Gesundheitseinrichtungen zu stärken, damit sich die Situation nachhaltig stabilisiert“, sagt der Arzt Dr. Willibald Zeck, Leiter der UNICEF-Gesundheitsprogramme auf den Philippinen.
UNICEF arbeitet daran, die soziale und gesundheitliche Grundversorgung der ärmsten Kinder in den kommenden Wochen und Monaten zu sichern.
Wasserleitungen und Pumpen wurden bereits an vielen Orten wieder in Betrieb genommen. UNICEF hat Materialien zur Wasseraufbereitung, Kanister und Wassertanks für 360.000 Menschen bereitgestellt. Die Wasserwerke in Tacloban, Cebu, Capiz, Roxas City sowie in Catbalogan City konnten zusammen mit Partnern für Hunderttausende Menschen wieder in Betrieb genommen werden. Die Qualität des Trinkwassers muss laufend kontrolliert werden, da es verseucht sein kann. Rund 100.000 Menschen haben Seife und Hygieneartikel erhalten.
In Tacloban werden seit vergangener Woche rund 30.000 Kinder gegen Masern geimpft und erhalten Vitamin-A-Tabletten zur Stärkung der Abwehrkräfte. Gleichzeitig setzt UNICEF gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation und den philippinischen Behörden die Kühlkette für Impfstoffe in der gesamten betroffenen Region wieder in Gang, um die Impfungen auszuweiten. Hierzu werden Generatoren, Kühlschränke, Kühlboxen und weiteres technisches Gerät im Wert von rund 2,6 Millionen Euro beschafft. UNICEF unterstützt erfahrene Hebammen dabei, Schwangere und Neugeborenen gut zu versorgen. Sie wurden mit Instrumenten und Medikamenten ausgestattet.
Zusammen mit Partnern setzt UNICEF ein breit angelegtes Programm zum Schutz von Kindern vor lebensgefährlicher Mangelernährung um. Die Gemeinden im Katastrophengebiet sollen in den kommenden Wochen in die Lage versetzt werden, 12.000 Kinder mit akuter und schwerer Mangelernährung in den lokalen Gesundheitseinrichtungen zu versorgen. Hierzu stellt UNICEF große Mengen Erdnusspaste bereit und schult Personal. Über 190.000 Kinder und schwangere Frauen sollen in den kommenden Monaten mit Zusatznahrung erreicht werden.
Viele Kinder im Katastrophengebiet weisen akute Zeichen von Stress und Trauma auf. Eltern berichten, dass ihre Kinder unruhig sind, weinen und nachts Angst haben. Eltern sind oftmals überlastet und haben keine Zeit für sie, weil sie das normale Leben für ihre Familie wieder in Gang bringen müssen. In verschiedenen Orten wie Tacloban und Ormoc hat UNICEF deshalb Kinderzonen in Zelten eingerichtet, in denen die Kinder in einer sicheren Umgebung spielen können. Dort erhalten Kinder auch psychosoziale Unterstützung.
Die Gefahr wächst, dass angesichts der schwierigen Lebensumstände Kinder und Jugendliche ausgebeutet oder missbraucht werden. UNICEF unterstützt die Behörden dabei, bedrohte Kinder rechtzeitig zu identifizieren und gegen Ausbeutung und Menschenhandel vorzugehen. In Tacloban wurden bereits 100 Polizisten und Mitarbeiter von Kinderschutzeinrichtungen darin geschult, wie sie vermisste Kinder schneller identifizieren und mit Angehörigen zusammen bringen können.
UNICEF hilft den Gemeinden, die Schulen nach und nach wieder zu öffnen. 90 Prozent der Schulgebäude sind beschädigt. Viele Schulen dienen noch als Notunterkünfte. Bislang hat UNICEF 39 Zelte für Notunterricht aufgebaut. Hier werden schon 7.800 Kinder betreut. UNICEF hat auch 375 „Schulen in der Kiste“ mit Schulmaterial für den Notunterricht, 278 Spielekisten sowie spezielle „Kindergartenkisten“ für 23.000 Kinder bereitgestellt.
UNICEF Deutschland sagt Danke!
UNICEF Deutschland dankt den Bundesbürgern und seinen Partnern für ihre große Hilfsbereitschaft, durch die bislang über 13 Millionen Euro für die Nothilfe auf den Philippinen zusammenkamen. Viele Unternehmen, die bereits eine mehrjährige Partnerschaft mit UNICEF pflegen, haben sich für die Opfer des Taifuns stark gemacht. So haben zum Beispiel die United Internet für UNICEF-Stiftung, DEKRA, ING-DiBa, H&M, die BASF Stiftung und die Bosch Stiftung über ihr bestehendes Engagement hinaus die UNICEF-Nothilfe unterstützt. Weitere Spenden kamen von BILD hilft e.V. „Ein Herz für Kinder“ und Payback. Medienpartner wie die Aachener Zeitung / Aachener Nachrichten und die tz in München haben eigene Aktionen gestartet. Zahlreiche Prominente haben den Spendenaufruf unterstützt wie Dirk Nowitzki, Udo Lindenberg, Nina Ruge, Hans Sarpei, Sandra Thier, Julia Stegner, Michael Mittermeier, Ben und Kai Schumann. Das ZDF hat für das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe, zu dem UNICEF Deutschland gehört, zu Spenden aufgerufen und damit ein Zeichen der Solidarität gesetzt.
UNICEF ruft weiter dringend zu Spenden auf:
Spendenkonto 300 000
SozialBank Köln / BLZ 370 205 00
Stichwort: Taifun