Deutschlandweite Umfrage

Ihr wollt mehr mitreden!

Ihr habt eine Meinung und ihr möchtet, dass eure Meinung gehört und vor allem auch ernst genommen wird. Dies zeigt die große UNICEF-Umfrage "My place, my rights – Jetzt rede ich!" Wir wollten von euch wissen: Wie sieht es mit euren Rechten aus – in eurer Stadt, eurem Dorf oder eurer Schule? Was ist euch wichtig und was sollte verbessert werden? Und ihr habt klar und deutlich geantwortet: Über 12.000 Kinder und Jugendliche haben an der Umfrage teilgenommen.

Die wichtigsten Ergebnisse stellen wir euch und vor allem auch den Erwachsenen hier vor. Denn es ist euer Recht, dass Erwachsene euch zuhören.

UN-Kinderrechtskonvention: Alle Kinder haben das Recht auf Mitbestimmung
© UNICEF

Die Umfrageergebnisse sind eine aussagekräftige Momentaufnahme. Die 12.009 Teilnehmenden kommen aus allen 16 Bundesländern und allen Schultypen. Insgesamt war die Beteiligung von Mädchen etwas höher als von Jungen und dem Geschlecht divers. Das Durchschnittsalter liegt bei 13 Jahren. Die Umfrage wurde anonym ausgefüllt. Die Teilnehmenden wurden am Ende der Umfrage nach ihrem Alter, ihrem Geschlecht, ihrer Postleitzahl und ihrem Schultyp gefragt.

Mitbestimmung in der Stadt / dem Dorf

Wunsch vs. Realität

Mehr als die Hälfte von euch möchte bei Entscheidungen in eurer Stadt oder Gemeinde einbezogen werden. Dieser Wunsch nimmt zu, je älter ihr seid: Bei den 16- bis 17-Jährigen Jugendlichen möchten 66 Prozent politisch mitbestimmen. Leider sieht es aber in der Realität ganz anders aus: Nur 22 Prozent von euch sagen, dass sie ihre Meinung auch tatsächlich einbringen können.

Kinderrechte-Umfrage: Beteiligung Kinder und Jugendliche in Stadt und Gemeinde.

Die Grafik zeigt sehr deutlich, dass ihr unbedingt bei Entscheidungen in eurer Stadt und Gemeinde mitbestimmen möchtet, ihr aber meist keine Möglichkeit seht, dies auch zu tun.

© UNICEF

Wir haben euch gefragt, was ihr ändern würdet, wenn ihr Bürgermeisterin oder Bürgermeister wärt. Eure Top-Antwort auf diese Frage ist die Schaffung von abwechslungsreichen Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche. Euch ist es wichtig, Orte zu haben, an denen ihr euch treffen, gemeinsam spielen oder Sport machen könnt.
Außerdem würdet ihr die Verbesserung der Mobilität in ihrem Dorf oder in ihrer Stadt als Bürgermeisterin oder Bürgermeister auf eure Agenda nehmen.

Mitbestimmung in der Schule

Bei der Klassensprecher/in-Wahl dürft ihr mitbestimmen – beim Schulessen nicht

Wir haben euch gefragt, bei welchen Themen in eurer Schule ihr mtibestimmen könnt. Die Ergebnisse zeichnen ein deutliches Bild: Bei den meisten abgefragten Themen können Schülerinnen und Schüler wenig mitbestimmen. Bei der Frage, wer Klassensprecherin oder Klassensprecher werden soll, kann der Großteil von euch mitreden. Danach sieht es leider nicht mehr so gut aus: Drei von vier Kindern und Jugendlichen geben an, bei der Gestaltung der Unterrichtsinhalte kein Mitspracherecht zu haben. Beim Schulessen sieht es nicht besser aus: Der Großteil von euch darf nicht mitbestimmen, welches Essen in der Schule angeboten wird.

Kinderrechte-Umfrage: Beteiligung in der Schule.

Das Ergebnis ist eindeutig: Beim Thema Klassensprecher/in dürft ihr mitbestimmen, bei den anderen Themen eher nicht. Der Großteil von euch möchte aber bei allen Themen mehr mitbestimmen.

© UNICEF

Ihr möchtet bei allen Themen mehr mitbestimmen

Die Umfrage zeigt eindeutig, dass ihr bei allen abgefragten Themen stärker involviert werden möchtet. Ihr möchtet nicht nur mitbestimmen, was in der Schulmensa jeden Tag auf den Tisch kommt. Ihr möchtet auch bei der Gestaltung des Unterrichts eingebunden werden.

Und dann wollten wir es ganz genau wissen und haben euch gefragt, "Wenn du Schulleiterin oder Schulleiter wärst, was würdest du als Erstes für Kinder und Jugendliche ändern?" Hier konntet ihr in einem Freifeld eintragen, was ihr verändern würdet. Über 6.000 Teilnehnehmende haben eine Antwort eingetragen. Daraus ergab sich diese Top 5-Liste:

  • Unterrichtszeiten verändern
  • Bessere Verpflegung (Essen und Trinken)
  • Renovierung der Schulgebäude
  • Mehr Freizeit für Schüler/innen
  • Mehr Mitsprache in der Schule

Wenn Kinder und Jugendliche in die Rolle der Schulleiterin oder des Schulleiters schlüpfen dürften, würden sie als Erstes die Unterrichtszeiten verändern. Viele von euch fordern, dass der Unterricht später beginnen sollte. Einige Schülerinnen und Schüler haben einen langen Schulweg und müssen sehr früh aufstehen, um pünktlich in der Schule zu sein und sind daher im Unterricht häufig müde. Auch Nachmittagsunterricht bis hin zu Stunden in der frühen Abendzeit würden Kinder und Jugendliche gerne abschaffen. Der Wunsch nach einer Änderung der Unterrichtszeiten passt zum vierten Veränderungswunsch im Ranking: Viele Schülerinnen und Schüler hätten gerne mehr Freizeit außerhalb der Schule.

Respekt und Sicherheit in Schulen

Die Schule soll für alle Schülerinnen und Schüler ein Ort sein, an dem sie sicher lernen können. Jede und jeder sollte sich frei entfalten können und sich dabei immer respektiert fühlen. Vor allem sollte aber niemand Angst vor Gewalt haben.

Die Fragen "Fühlst du dich in deiner Schule respektiert und geachtet?" und „Fühlst du dich in deiner Schule vor Gewalt sicher?“ beantwortet der Großteil der Teilnehmenden mit "ja". Es gibt jedoch auch Kinder und Jugendliche, die sich in ihrer Schule nicht respektiert fühlen (ca. 15 Prozent). Und sogar 17 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen fühlen sich in der Schule nicht sicher vor Gewalt.

Die Umfrage zeigt auch, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Sicherheitsempfinden vor Gewalt und dem empfundenen Respekt gibt: Wer sich in der Schule respektiert fühlt, fühlt sich meist auch sicher. Kinder und Jugendliche, die sich in der Schule sicher vor Gewalt fühlen, werden außerdem auch seltener gemobbt.

Kinderrechte-Umfrage: Sicherheit und Schutz vor Gewalt.

Auf den ersten Blick wirkt der magenta-farbene Kreis klein – niemand sollte jedoch Angst vor Gewalt haben. Jede und jeder soll sich in der Schule jederzeit sicher fühlen.

© UNICEF

Mobbing

In der Umfrage haben wir euch auch gefragt, ob ihr bereits gemobbt wurdet (das heißt, wurdet ihr schon gemein belästigt, beleidigt oder von anderen ausgeschlossen). Die Antworten zeigen, dass Mobbing vor allem in der Schule oder auf dem Schulweg stattfindet: 30 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen wurden bereits in der Schule oder auf dem Weg dorthin gemobbt.

Kinderrechte-Umfrage: Mobbing.

Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen war bereits Ziel von Mobbing.

© UNICEF

Die Mobbingerfahrungen unterscheiden sich je nach Alter, Geschlecht und besuchter Schule. Es macht sogar einen Unterschied, ob man in der Stadt oder auf dem Land lebt. Gymnasiastinnen und Gymnasiasten berichten am seltensten von Erfahrungen mit Mobbing in der Schule oder auf dem Schulweg (25 Prozent). Diese Form des Mobbings betrifft am häufigsten die Berufsschüler (59 Prozent). Mobbing tritt zudem an Schulen auf dem Land häufiger auf als an Schulen in der Stadt.

Und nun? Nun müssen die Erwachsenen handeln!

Mehr als 12.000 Kinder und Jugendliche haben in der Umfrage "My place, my rights – Jetzt rede ich!" ihre Meinung gesagt. Mit der Teilnahme an der Umfrage senden Kinder und Jugendliche in Deutschland eine starke und aussagekräftige Message an die Erwachsenen: Kinder und Jugendliche in Deutschland wollen mehr mitreden – werden aber nicht gefragt. In der Umfrage sagt ihr nicht nur eure Meinung dazu, wie eure Rechte in euren Städten, Dörfern und Schulen umgesetzt werden. Ihr präsentiert darüber hinaus neue und spannende Ideen, wie man die Welt für Kinder und Jugendliche – und damit für alle – besser machen kann.

Wenn Erwachsene Entscheidungen treffen, warum sollen Kinder und Jugendliche da außen vor sein? Hört den jungen Stimmen zu und helft uns, eine Welt aufzubauen, in der wir alle gerne leben wollen.

Kids Takeover – Tag der Kinderrechte am 20.11.

UNICEF möchte eure starken Ergebnisse natürlich auch nutzen und weitertragen. Rund um den 20.11., den Tag der Kinderrechte, werden daher UNICEF-Gruppen in ganz Deutschland Bürgermeisterinnen und Schulleiter besuchen und ihnen die Ergebnisse aus der Umfrage vorstellen. Kinder und Jugendliche werden sich gemeinsam mit Erwachsenen in Rathäusern und Schulleiterbüros darüber austauschen, was man tun kann, um die Beteiligung von jungen Menschen sicherzustellen.

Direkt am Tag der Kinderrechte werden Kinder und Jugendliche den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zu einem Gespräch in Schloss Bellevue treffen und ihm ebenfalls von der Umfrage und den Ergebnissen berichten.

Sei auch du dabei!

Wir haben die Ergebnisse für euch so aufbereitet, dass für jede und jeden etwas dabei ist: Ein umfangreicher Report für die unter euch, die es ganz genau wissen wollen und eine Powerpoint-Präsentation für alle, die es lieber kurz und knackig auf einen Blick haben möchten. Wir laden euch dazu ein, rund um den Tag der Kinderrechte am 20. Novdember mit euren Lehrern, Schulleitungen und Bürgermeisterinnen zu diskutieren, wie es um eure Rechte steht. Nutzt dazu einfach die tollen Materialien der Umfrage als Grundlage. Und überlegt gemeinsam, wie ihr Dinge in eurer Stadt oder Schule für Kinder und Jugendliche verbessern könnt.

Alle Materialien für euch