Fotoreportagen

Fotoausstellung: Wie jugendliche Argentinier ihre Welt sehen


von Autor Kirsten Leyendecker

Projekt "Eye see"

„Unser Blick“ heißt übersetzt der Titel einer ganz besonderen Fotoausstellung in Buenos Aires. 17 Jugendliche aus der tiefsten Provinz haben mit Tipps vom Profi ihre Welt fotografiert – das Ergebnis ist magisch.

Argentinien: Kinder fotografieren ihre Welt. Projekt 'Eye See' | UNICEF Blog

Bild 1 von 6 | Die 12-jährige Cristina hat für das Projekt "Eye See" in Argentinien ihr Lieblingstier fotografiert: Den Dorf-Esel Flika.

© Cristina aus Argentinien
Argentinien: Kinder fotografieren ihre Welt. Projekt 'Eye See' | UNICEF Blog

Bild 2 von 6 | Delia hat ihre Großmutter fotografiert - die das erste Mal in ihrem Leben eine Kamera gesehen hat. Was ihre Enkelin mit der Kamera machte, gefiel Delias Oma aber sehr.

© Delia aus Argentinien
Argentinien: Kinder fotografieren ihre Welt. Projekt 'Eye See' | UNICEF Blog

Bild 3 von 6 | Auch die 13-jährige Fabiola hat viel gelernt im Foto-Workshop: Wie ein Foto aufgebaut sein soll und wie sie die richtige Perspektive wählt - beispielsweise bei dieser Ziege, die sich hinter einem Rad ausruht.

© Fabiola aus Argentinien
Argentinien: Kinder fotografieren ihre Welt. Projekt 'Eye See' | UNICEF Blog

Bild 4 von 6 | Die Kinder haben einen ganz eigenen Blick auf ihr Land. Mitten in der Hektik der Hauptstadt Buenos Aires wählte Fabiola diese Tauben als Fotomotiv.

© Fabiola aus Argentinien
Argentinien: Kinder fotografieren ihre Welt. Projekt 'Eye See' | UNICEF Blog

Bild 5 von 6 | Die 17 Jugendlichen waren das erste Mal in Buenos Aires. Juana, 12 Jahre alt, fotografierte diese Wandmalerei. "Die Kinder sprechen durch ihre Bilder", sagt UNICEF-Fotograf Pirozzi.

© Juana aus Argentinien
Argentinien: Kinder fotografieren ihre Welt. Projekt 'Eye See' | UNICEF Blog

Bild 6 von 6 | Alltag in einem argentinischen Dorf: Täglich bringt ein Schultraktor die Kinder in die Schule. Fotografiert von Patricio, 14 Jahre alt.

© Patricio aus Argentinien

„Was hat Euch heute in Buenos Aires am besten gefallen?“, frage ich die 12-jährige Romualda und die 13-jährige Fabiola bei der Ausstellungseröffnung ihrer Fotos. “Alles”, antworten sie. Wie fühlen sie sich wohl, nachdem sie 1.000 Kilometer mit dem Bus aus der argentinischen Provinz Chaco bis in diese riesige Stadt gefahren sind? Selbst ich bin nach wie vor überwältigt bis erschrocken ob der Menschen- und Automassen sowie der Betonklötze in dieser Millionenstadt. Ihr Blick jedoch ist anders, ihre Fotos von Buenos Aires zeigen Tauben, schöne Häuser, ein Pizzamotorrad, Statuen und Malereien auf Häusern. Der Titel der Fotoausstellung passt: Tiyaj. Auf Wichí, der Sprache der gleichnamigen ethnischen Minderheit , heißt das „unser Blick“.

Fotoausstellung 'Eye See' in Argentinien: UNICEF-Mitarbeiterin Kirsten Leyendecker mit jungen Fotografinnen | UNICEF Blog

Romualda und Fabiola kommen aus der tiefsten argentinischen Provinz und sind das erste Mal in Buenos Aires. Zur Ausstellungseröffnung trafen sie UNICEF-Mitarbeiterin Kirsten Leyendecker und zeigten ihr stolz ihre Fotos.

© UNICEF/Argentinien

Erstmals eine Kamera in der Hand

Für die 17 jugendlichen Wichí-Indianer ist es ihr erster Besuch in der Hauptstadt. Ihr Leben in ihren Dörfern sieht ganz anders aus. Das zeigen die Fotos, die sie mitgebracht haben. Vor einem Jahr haben sie das erste Mal eine Kamera in der Hand gehabt. Sie sind damit losgelaufen und haben ihre Welt fotografiert. Spannende Fotos vom Traktor, der sie morgens zur Schule fährt, vom Esel Flika, der in alle Häuser geht, und von ihren Familien und Freunden.

"Kindern eine Stimme geben"

“Den Kindern eine Stimme geben. Das ist es, was wir tun”, sagt der italienische Fotograf Giacomo Pirozzi. Seit 23 Jahren macht er genau dies und fotografiert für UNICEF Kinder aus aller Welt. Seit 2005 macht er auch Workshops für Kinder und Jugendliche. 17 Jugendlichen der Wichí-Indianer zwischen zehn und 18 Jahren hat er erklärt, wie ein gutes Foto entsteht - inklusive Bildaufbau, Licht und der richtigen Perspektive.
“Das Ergebnis ist magisch. Sie sprechen durch ihre Bilder”, erklärt Pirozzi. “Sie wollen alle Bäume zeigen und die Tiere aus ihrer Umgebung.”

Ich bin auch sehr berührt von diesen ausdrucksstarken, ehrlichen und intimen Bildern. Vor allem das Bild von Delia, die ihre Großmutter fotografiert hat. Die alte Dame hatte vorher noch nie einen Fotoapparat gesehen. Aber es gefiel ihr, was die Schüler mit den Kameras gemacht haben.

Viele Kinder ohne Grundschulabschluss

Die Jugendlichen waren sehr motiviert und haben alles Wissen aufgesaugt. Die Bildungssituation in ihrer Umgebung ist schwierig. Mehr als die Hälfte der 15- bis 19-jährigen Wichí haben die Grundschule nicht abgeschlossen. UNICEF unterstützt den Aufbau von zweisprachigen Schulen und bringt Unterricht mit Computern auch in entlegene Gebiete.

Haben Sie auch schon die Erfahrung gemacht, dass Kinder und Jugendliche von einer Situation ganz andere Fotos machen als Sie selbst? Geben Sie Ihrem Kind doch mal Ihren Fotoapparat oder Ihr Handy und lassen Sie sich überraschen von den Fotos. Ich bin gespannt auf Ihre Erfahrungen.

Kirsten Leyendecker UNICEF
Autor*in Kirsten Leyendecker

Kirsten Leyendecker bloggt über die Aktivitäten der ehrenamtlichen UNICEF-Gruppen.