© UNICEF/UN0695294/FilippovChernihic: Die 9-jährige Veronika in ihrem zerstörten Haus.
Kinder weltweit

Zerstörtes Zuhause

Bomben haben ihr altes Zuhause und große Teile ihrer Heimatstadt zerstört. Trotzdem feiert Veronika aus der Ukraine ihren neunten Geburtstag mitten im Krieg.


von Verena Linde

Als Veronika Anfang März 2022 mit ihrer Mutter ihr Haus in der Stadt Tschernihiw im Norden der Ukraine verlässt, denkt sie, es ist nur für eine Nacht. Sie flüchten zu Freunden aufs Land, denn Tschernihiw wird von russischen Truppen belagert. Die Einschläge der Granaten kommen immer näher, die Stadt wird bom­bardiert und mit Raketen beschossen. Außer ihren Papieren haben sie in der Eile nichts eingepackt. Die damals Achtjährige ist einfach froh, in Sicherheit zu kommen.

Chernihiv: Der Krieg hinterlässt zerstörte Häuser und Trümmern.

Nach ihrem Abzug aus dem Norden der Ukraine hinterlassen die russischen Truppen zerstörte Häuser und Grundstücke.

© UNICEF/UN0695299/Filippov

Ohne Ende

Doch aus einer Nacht wird eine Woche, ein Monat, schließlich fast ein Jahr. Auch wenn die ukrainischen Streitkräfte Tschernihiw schon Anfang April wieder befreien und die russischen Truppen aus der Re­gion vertreiben, kann Veronika nicht mehr nach Hause. Denn ihr Elternhaus liegt wie viele andere Gebäude in Tschernihiw in Trümmern. Einige Wände sind komplett eingestürzt, vom Dach sind nur noch Bruchstücke übrig. Die Zerstörungen sind so groß, dass Veronika und ihre Mutter auch in absehbarer Zeit nicht wieder hier einziehen können.

Chernihiv: Veronika klettert über die Trümmer, die einmal ihr Haus waren.

Seit März 2022 wohnt Veronika bei Freunden. Ihr altes Zuhause (Foto) wurde von Granaten zerstört.

© UNICEF/UN0695283/Filippov

Kein Wasser und Strom

Trotzdem kommen beide oft zum Haus, um etwas aufzuräumen und Habseligkeiten zu retten. Wasser zum Trinken und zum Hände­wa­schen bringen sie anfangs noch in Flaschen mit oder holen es in Eimern oder Kanistern von einem nahen Brunnen. Mittlerweile gibt es immerhin schon wieder fließendes Wasser und sogar Strom. In weiten Teilen der Stadt hat sich das Leben langsam normalisiert.

In anderen Regionen der Ukraine ist das nicht so. Statt zu Hause einfach den Wasserhahn aufzudrehen, müssen die Menschen nach wie vor Wasser mühsam herbeischleppen, dazu bleiben vielerorts Licht und Heizung aus. Denn die russischen Truppen zerstören in jüngster Zeit zielgerichtet immer mehr Wasserwerke und Kraftwerke. Und vielen ergeht es noch viel schlimmer: Jeden Tag sterben unzählige Menschen in diesem Krieg.

Chernihiv: Veronika und ihre Mutter in den Trümmern ihres alten Hauses.

Bild 1 von 2 | Veronika und ihre Mutter räumen auf. Sie kommen oft in ihr zerstörtes Haus, um ein paar Dinge zu holen und Schutt wegzuschaffen.

© UNICEF/UN0695288/Filippov
Chernihiv: Der Leiter des Wasserversorgungsnetzwerkes steht vor den zerstörten Rohren.

Bild 2 von 2 | Neben den Angriffen auf die Energieversorgung wurde auch in vielen Teilen der Stadt die Wasserversorgung zerstört.

© UNICEF/UN0695302/Filippov

Feier bei Freunden

Veronika ist froh, dass sie bei ihren Freunden weiterhin in Sicherheit ist. Auch wenn sie nie gedacht hätte, dass sie ihren neunten Geburtstag in einem fremden Haus feiern würde. Schön ist dieser Tag trotzdem! Alle singen ein Geburtstagslied, es gibt Kuchen, Kerzen und ein ferngesteuertes Auto als Geschenk. So eines hat Vero­nika an ihrem achten Geburtstag schon einmal bekommen, doch das wurde mit ihrem Elternhaus zerstört. Vero­nika genießt den Tag – auch wenn ihr größter Wunsch erst einmal unerfüllt bleibt: dass der Krieg endlich aufhört.

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Verena Linde, Textredakteurin beim Kindermagazin GEOlino
Autor*in Verena Linde

Verena Linde ist Textredakteurin beim Kindermagazin GEOlino und schreibt dort unter anderem über UNICEF-Projekte aus aller Welt.