Gustav Rau: Ein Leben für die Kinder und die Kunst
Er verkaufte das lukrative Familienunternehmen und ging als Arzt nach Afrika, um den Ärmsten der Armen zu helfen. Die außergewöhnliche Kunstsammlung des 2002 verstorbenen Dr. Dr. Gustav Rau unterstützt heute die Arbeit von UNICEF. Teile davon stehen jetzt zum Verkauf. Der Erlös fließt in langfristige Hilfsprogramme. Wer war dieser Mann, dessen Lebenswerk so nachhaltig und schon seit Jahrzehnten benachteiligten Kindern hilft?
Ein Studium der Wirtschaftswissenschaften bereitet den jungen Gustav Rau im Nachkriegsdeutschland auf den Eintritt in die väterliche Spezialwerkzeugfabrik vor. Doch Rau sieht seine Bestimmung woanders. Nach dem Tod seiner Eltern nimmt er zusätzlich ein Medizinstudium auf, promoviert zum Dr. med. und verkauft schließlich das Familienunternehmen. Von nun an verfolgt er unermüdlich seinen Lebenstraum: Gutes tun für die Ärmsten der Armen.
20 Jahre im Ostkongo
Sein Weg führt ihn nach Afrika, ganz nach dem großen Vorbild Albert Schweitzer. In Ciriri im Ostkongo gründet Gustav Rau 1979 ein Krankenhaus, das bald zu einem wichtigen Ort der Hilfe in der armen Region wird. Weitere Ausbauten folgen – zum Beispiel ein Ernährungszentrum und eine Bibliothek. Tausende Kinder und Erwachsene jährlich werden im „Hospital Rau de Ciriri“ medizinisch behandelt und erhalten Nahrungsmittel und Medikamente.
Eine eigene Therapie mit Bananen- und Milchbrei hilft, mangelernährte Kinder wieder aufzupäppeln. Das Rezept ist in Schriften des Krankenhauses überliefert und war offenbar äußerst erfolgreich. „Im Umkreis von zwei Stunden Fußmarsch gibt es praktisch keine mangelernährten Kinder mehr, die eine Behandlung im Krankenhaus brauchen“, heißt es in einem Bericht von November 1988. Auch in Briefen nach Europa hat Gustav Rau in winziger Schrift und vielen Abkürzungen Beobachtungen und Ereignisse niedergeschrieben und ermöglicht so einen Einblick in die bewegte Zeit seines Schaffens im Kongo.
Ein Vermächtnis für die Armen
Neben seinem Engagement als Arzt und Menschenfreund widmete er sich seiner großen Leidenschaft: der Kunst. Weit mehr als 2.000 Kunstobjekte erwarb Gustav Rau im Laufe seines Lebens und reiste dafür zu Auktionen überall in der Welt. So entstand eine der beeindruckendsten Privatsammlungen, die Werke vom Mittelalter bis zu den Impressionisten des 20. Jahrhunderts umfasst.
Immer wieder verkaufte er aber auch wieder zahlreiche Bilder und Gegenstände seiner Sammlung, um seine Arbeit in Afrika zu finanzieren. So schrieb Gustav Rau im August 1989: „A propos, ich brauche viel Geld…Um 6 Uhr morgens… kommen sie, zuerst die Alten, …dann die Mütter für die bouillie standard f. sich selbst u. dem Milchbrei für ihre Kinder. Und dann geht’s weiter, bis in den Nachmittag hinein… Allein an Mais verbrauchen wir ni[cht] viel weniger als 1 t …Dann die Gehälter, Strom, Wasser, bis zu den Medikam[enten] der Stationären und der Ambulanten, die um 11 h an der Reihe sind, und u. gratis versorgt werden… Beim Grundschulgeld sind wir schon bei 22.000 Eingeschriebenen für das in 3 Wochen beginnende Schulj. …“.
Mit der Schenkung seiner Sammlung an UNICEF im Jahr 2001 führt Gustav Rau über seinen Tod hinaus fort, was ihn immer angetrieben hat: die Lebenssituation von benachteiligten Kindern nachhaltig zu verbessern.
Pragmatisch, ein bisschen eigenwillig, durchaus humorvoll und keine Mühen scheuend – wer mehr über die faszinierende Person des Gustav Rau und seine spannende und wirksame Arbeit in Afrika erfahren möchte, dem empfehle ich die Lektüre der ausführlichen Biografie.