Lesetipp: Mit einem Koffer voller Bücher
Die UNICEF-Botschafterin Muzoon Almellehan (22) im Gespräch über ihr neues Buch für ganz junge Leser.
Als die Bombardierung ihrer Heimatstadt Daraa im Südwesten Syriens beginnt, ist Muzoon Almellehan 14 Jahre alt und in der 9. Klasse. Im Februar 2013 beschließen ihre Eltern gemeinsam mit ihr und den drei jüngeren Geschwistern aus Syrien zu fliehen.
Ihre Flucht führt die Familie nach Za’atari, das riesige Flüchtlingslager im Norden Jordaniens. 18 Monate lebt Muzoon zusammen mit ihrer Familie dort, bis sie und ihre Angehörigen das Lager verlassen und in das Flüchtlingslager Azraq umziehen müssen. Hier lernt Muzoon die Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai kennen, die das Lager besucht.
Malala ist es auch, die Muzoon Ende 2015 voller Freude in Großbritannien willkommen heißt: Denn hier finden sie und ihre Familie endlich ein neues und richtiges Zuhause. Malala und Muzoon, mittlerweile längst enge Freunde, verbindet ihr Einsatz für die Rechte von Kindern und insbesondere für eine gute Bildung.
Bereits im Flüchtlingslager setzt sich Muzoon dafür ein, dass vor allem mehr Mädchen die Möglichkeit haben, die Schule zu besuchen. Dieses Engagement hat sie seither fortgeführt. Für ihren beharrlichen Einsatz wurde Muzoon 2017 im Alter von 19 Jahren zur weltweit jüngsten internationalen UNICEF-Botschafterin ernannt.
"Lesen macht Spaß!"
Nun hat Muzoon ein Buch über ihre Geschichte und ihr Engagement für Bildung geschrieben. „Mit einem Koffer voller Bücher“ erzählt eindrücklich von ihrer Flucht, auf der sie nichts weiter mitnahm als einen Koffer mit all ihren Büchern. „Schon als Kind wusste ich, dass Bildung der Schlüssel für meine Zukunft war. Deshalb waren meine Bücher auch das Einzige, was ich mitnahm, als wir aus Syrien flohen", sagt Muzoon.
Das Buch richtet sich an die ganz jungen Leser, die „Lesestarter“. Muzoon möchte ihnen die Freude am Lesen nahebringen und den Spaß am Lernen fördern. „Mit einem Koffer voller Bücher“ ist im Oetinger Verlag erschienen. Jenny Selchow vom Oetinger Verlag hat der UNICEF-Botschafterin einige Fragen gestellt:
Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Buch für Lesestarter*innen zu schreiben? Was war deine Motivation?
Muzoon Almellehan: Tatsächlich kam der Verlag auf mich zu und fragte mich, ob ich nicht ein Buch über mein bisheriges Leben schreiben wollte. Ich war sofort Feuer und Flamme und habe der Idee direkt zugestimmt. Mein gesamtes Engagement dreht sich um Kinderrechte und darum, dass insbesondere Kinder niemals die Dinge aufgeben sollten, die ihnen etwas bedeuten. Das Buch ist ein weiterer Baustein dieses Engagements. Damit kann ich noch mehr Kinder erreichen, ihnen von meiner Geschichte erzählen und sie motivieren, für ihre Träume zu kämpfen, auch wenn sie eine herausfordernde Ausgangslage haben, so wie ich im Krieg.
Wie würdest du deine Verbindung zu Deutschland und den Menschen in Deutschland beschreiben?
Muzoon Almellehan: Ich glaube an eine starke Verbindung zwischen Menschen, egal ob wir aus Syrien oder Deutschland kommen oder wo wir leben. Wir alle möchten in Frieden leben und das Recht auf eine gute und sichere Zukunft haben. Wir können voneinander lernen, auch wenn wir unterschiedliche Erfahrungen gemacht und andere Herausforderungen erlebt haben. Die Menschen in Deutschland können zum Beispiel durch meine Geschichte motiviert werden, sich für das einzusetzen, was sie erreichen wollen. Und dass jeder Mensch zählt und wirklich etwas bewegen kann.
Du hast kürzlich dein Studium an der Newcastle Universität beendet. Was steht nun an? Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Muzoon Almellehan: Das ist wirklich eine schwierige Frage und ich bin mir dessen noch nicht 100%ig sicher. Ich möchte gerne einen Job haben, der zu mir und dem, wofür ich einstehe, passt. Zunächst werde ich aber noch mit einem Masterstudiengang der Internationalen Beziehungen an der Universität weitermachen.