Kinder weltweit

Wahlsieg für Kinder


von Christian Schneider

Nordrhein-Westfalen hat am Sonntag die Wahl. Und die wahren Gewinner im einwohnerstärksten deutschen Bundesland stehen schon vorher fest: Es sind – die Kinder. Das hat mal nichts mit rheinischem Klüngel zu tun oder einem regionalen Trend, nach den Erfolgen der Piraten jetzt in der Hochburg des Karnevals noch eine Indianer- oder eben eine Kinderpartei ins jecke Leben zu rufen. Nein, das wichtigste Ergebnis der NRW-Wahl ist für mich seit Wochen auf dem Weg zum Kölner Büro am Straßenrand sichtbar. Plakativ, quer- und hochformatig, kindergerecht in bunten Farben und mit großer Schrift. Auch wenn Kinder selbst am 13. Mai keine Wahl haben.

Motivierender könnten die morgendlichen Botschaften für einen UNICEF-Menschen auf dem Weg zur Arbeit nicht sein: „Wir lassen kein Kind zurück“, versichert mir eine der Wahl-Kämpferinnen. Und greift damit, nehme ich an, eine wichtige UNICEF-Forderung auf, allen Flüchtlingskindern im Land Zugang zu guter Schulbildung, gesundheitlicher Versorgung und ihren sonstigen Rechten zu verschaffen. So freue ich mich und begegne wenige Meter Grünstreifen weiter dem nächsten Spitzenkandidaten. „Politik aus den Augen der Kinder“, ruft er mir auf Augenhöhe mit Kindern entgegen. Das meint sicher, dass – bei richtiger Wahl – demnächst alle politischen Entscheidungen im Land im Hinblick auf das Kindeswohl überprüft werden.

UNICEF-Forderung: Kinderrechte ins Grundgesetz
© Eventpress/Herrmann

Damit nicht genug: „Nur das Beste („die Beste“) für die Kinder“, heißt es an der nächsten Straßenecke auf kleinerem Format – vielleicht ein Formulierungsvorschlag für die lange anstehende Aufnahme der Kinderrechte in das deutsche Grundgesetz?

Auch wenn ich am 13. Mai keine drei Kreuze machen kann – eins steht doch fest: Diese Wahl in NRW muss zur Richtungsentscheidung werden, buchstäblich ein Erdrutschsieg für die Jüngsten im Land! Endlich sind Kinder als wichtig erkannt, nun, zumindest als wahlwichtig.

Im Ernst: Diese große Koalition des Kindeswohls am Straßenrand bietet viel Fläche für konkrete Politik im Sinne der Kinderrechte für die kommenden Jahre. Für alle, die sich hier engagieren. Die große Koalition der Kinderfreunde muss allerdings auf ihre Praxistauglichkeit getestet werden. Deshalb schauen Sie bitte selbst in die politischen „Beipackzettel“ der Parteien. Oder wenden Sie sich direkt an Ihren Landtagskandidaten. Und das gilt auch für Kinder!

Afghanistan: UNICEF-Geschäftsführer mit Schülerinnen in einem Learning Center | © UNICEF
Autor*in Christian Schneider

Christian Schneider ist Vorsitzender der Geschäftsführung des Deutschen Komitees für UNICEF, ein Schwerpunkt der Arbeit ist seit Jahren die Situation von Kindern in Krisenregionen. Er hat Ethnologie, Politikwissenschaften und Publizistik studiert und war vor der Zeit bei UNICEF als Journalist für verschiedene Tageszeitungen tätig.