Kinder weltweit

Kinderrechtsbeschwerde: Wie es geht und was es bringt


von Jenifer Stolz

2019 reichten Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg und 15 weitere Kinder beim UN-Kinderrechtsausschuss in Genf Beschwerde ein, weil die Staaten zu wenig gegen den Klimawandel tun – ausdrücklich genannt wurde dabei auch Deutschland.

Die Kinder beriefen sich auf die weltweit gültigen Kinderrechte. Die rechtliche Grundlage für die Beschwerde ist das dritte Zusatzprotokoll der UN-Kinderrechtskonvention zum sogenannten Individualbeschwerdeverfahren. Was bringt und wie funktioniert ein solches Verfahren eigentlich?

Kinderrechtsbeschwerde: 15 Jugendliche stehen auf dem Podium einer Pressekonferenz.

Alexandria Villaseñor (14) aus New York rief 2019 zusammen mit 15 anderen Jugendlichen den UN-Kinderrechtsausschuss wegen der Klimakrise an.



© UNICEF/UNI207434/Chalasani

Alle Kinder haben Rechte, die für jedes Mädchen und jeden Jungen unter 18 Jahren gelten und ihnen ein gutes Leben gewährleisten sollen. Sie sind in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen niedergeschrieben. Bis auf die USA haben alle Staaten – so auch Deutschland – die UN-Kinderrechtskonvention ratifiziert.

Alles rund um Kinderrechte
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Die Kinderrechtskonvention ist durch drei zusätzliche Vereinbarungen ergänzt worden – zuletzt durch das „Dritte Zusatzprotokoll zum Individualbeschwerdeverfahren“ (Englisch: Optional Protocol on a Communications Procedure“), das 2013 auch von Deutschland ratifiziert wurde und 2014 in Kraft trat. Dieses Verfahren eröffnet Kindern die Möglichkeit, sich bei der Verletzung ihrer Rechte bei dem UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes mit Sitz in Genf zu beschweren.

Was bringt eine Kinderrechtsbeschwerde eigentlich?


Der UN-Kinderrechtsausschuss ist kein Weltgericht und kann keine Strafen verhängen. Aber allein die Möglichkeit, dass Kinder sich bis hin zur internationalen Ebene beschweren können, gibt ihrer Stimme großes Gewicht.

Es ist wichtig, dass die Kinderrechte bekannter werden und alle Staaten bei der Umsetzung ernst machen. Eine Individualbeschwerde kann dazu beitragen, Aufmerksamkeit für Kinderrechtsverletzungen zu schaffen, und öffentlicher Druck kann wiederum ein starker politischer Hebel sein.

Greta Thunberg spricht neben anderen Jugendlichen auf dem Podium einer Pressekonferenz.

"Ich tue das, weil es den Staats- und Regierungschefs der Welt nicht gelingt, die Kinderrechte zu schützen. Denn sie ignorieren weiterhin die Klima- und Umweltkrise." - Greta Thunberg (16) aus Schweden.

© UNICEF/UNI207483/Chalasani

Die 16 Kinder und Jugendlichen, die 2019 offiziell Beschwerde bei den Vereinten Nationen einreichten, haben die Staaten in die Pflicht genommen, die Kinderrechte zu achten, zu schützen und zu fördern. Dies ist ein Meilenstein auf dem Weg zur Verwirklichung der Rechte aller Kinder.


Im Oktober 2021 kam der UN-Kinderrechtsausschuss erstmalig zu dem wegweisenden Schluss, dass Staaten für die negativen Auswirkungen der Treibhausgas-Emissionen auf Kinder innerhalb und außerhalb ihrer Landesgrenzen generell verantwortlich gemacht werden können.

Dennoch befand der UN-Ausschuss die Beschwerde für nicht zulässig, da die jeweiligen nationalen Rechtswege nicht ausgeschöpft wurden. Der Ausschuss ermutigte die jungen Menschen, sich in ihren Kommunen, Ländern und auch international weiterhin für Klimagerechtigkeit einzusetzen.

Info

Die globale Klimakrise bedroht die Gesundheit, Ernährung, Bildung und Entwicklung sowie das Überleben und die Zukunft von allen Kindern weltweit. 

Um die jungen Menschen von heute und nachfolgende Generationen vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen und ihnen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen, ist entschiedenes Handeln notwendiger denn je – für Kinder und mit ihnen gemeinsam. 

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* Dieser Beitrag erschien zuerst am 24.09.2019. Wir haben ihn für Sie aktualisiert.

Jenifer Stolz UNICEF Deutschland
Autor*in Referentin Politik/Advocacy