Irina Werning, Argentinien

Argentinien: „Das Versprechen“

„Liebes langes Haar“ hat die Fotografin Irina Werning ein von ihr bereits 2006 begonnenes Projekt genannt, bei dem sie in verschiedenen lateinamerikanischen Ländern Frauen fotografierte, die mit Bezug zu indigenen Traditionen deutlich seltener zur Schere greifen oder in Friseursalons gehen als andere. „Wer die Haare abschneidet, schneidet Gedanken ab“, zitiert die Fotografin einen Satz, der ihr begegnete.

Die Corona-Pandemie, die in der argentinischen Bevölkerung überdurchschnittlich viele Opfer gefordert hat, brachte Werning aber mit einem Mädchen zusammen, das dem langen Haar noch eine ganz aktuelle Bedeutung gab. Betroffen von den auch in Südamerika praktizierten und hier oft besonders langen Schulschließungen, gab sich das Mädchen Antonella das Versprechen ab, sein geliebtes Haar in dem Moment zu kürzen, in dem es wieder physischen Unterricht geben würde.

Argentinien: „Das Versprechen“
Bild 1 von 10 © Irina Werning, Argentinien, Pulitzer Center
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So wuchs es auf dem Kopf von Antonella wie auch die Sorge wuchs, Lernstoff zu verpassen, Freundinnen zu verlieren, alle Lust aufs Studieren einzubüßen. 260 Tage dauerte es, bis Ende November 2021 die Schule wieder öffnete – und Werning jenes Bild machen konnte, auf dem Antonella „la promesa“, ihr Versprechen, eingelöst hat.

Die Fotografin: Irina Werning, Argentinien

Portrait: Irina Werning
© Irina Werning

Irina Werning, Jahrgang 1976, lebt als freie Fotografin in Buenos Aires. Sie hat einen Bachelor-Abschluss in Ökonomie, einen Master-Abschluss in Geschichte und, an der University of Westminster in London erworben, auch einen Master-Abschluss in Fotografie. Zu ihren Auszeichnungen gehören ein Sony World Photography Award in der Kategorie Porträt 2012, diverse hochrangige Stipendien wie der Pulitzer Reporting Grant 2021, mit dem sie ihr Haare-Projekt finanzierte, und ein Kontinent-Sieg beim World Press Photo Award 2022.

Werning bevorzugt künstlerische Langzeitarbeiten, etwa „Back to the Future“, bei dem sie Kindheitsfotos verschiedener Menschen jeweils ein Motiv mit Menschen in gleicher Pose, Kleidung und Umgebung gegenüberstellte. Auch „La Promesa“ ist Teil einer Langzeitstudie.

1. Platz: Eduardo Soteras
Zuflucht zu den Büchern. Der argentinische Fotograf Eduardo Soteras dokumentiert besonders die Situation der Kinder in Tigray seit 2020. Auf dem Siegerbild vertiefen sich zwei Kinder in der zerstörten Bibliothek einer Grundschule in Bücher.
Ehrenvolle Erwähnungen
Neben den ersten drei Plätzen zeichnete die unabhängige Expertenjury beim UNICEF-Foto des Jahres neun Fotografen mit Ehrenvollen Erwähnungen aus. Die Reportagen zeigen die Lebenssituation von Kindern aus unterschiedlichen Ländern weltweit.
Der Wettbewerb
Mit der international renommierten Auszeichnung "UNICEF-Foto des Jahres" prämiert UNICEF Deutschland Fotos und Fotoreportagen, die die Persönlichkeit und Lebensumstände von Kindern weltweit auf herausragende Weise dokumentieren.