Tommy Trenchard, Großbritannien
Sierra Leone: Ein Weltuntergang im Kleinen
Wie es ist, den Boden unter den Füßen zu verlieren: Die Bewohner der Insel Nyangai vor der Küste des westafrikanischen Landes Sierra Leone erleben es von Jahr zu Jahr immer drastischer. 700 Meter lang war das idyllisch anmutende Eiland noch vor zehn Jahren, nur noch 100 Meter haben Stürme und steigende Wassermassen davon übriggelassen. So sind die Kinder-Bilder des britischen Fotografen Tommy Trenchard Abschiedsbilder.
Die verbliebenen Jungen und Mädchen werden die Insel mit ihren Eltern verlassen müssen. Von drei Dörfern ist nur noch eines geblieben, der ehemalige Fußballplatz steht die meiste Zeit des Tages unter Wasser, das Meer schwappt über die Schwellen der Häuser, Platz für neue Behausungen in der Inselmitte gibt es nicht mehr, im Salzwasser verrotten die Bäume eines einst großen Waldes. Bei jeder Flut waten die Kinder durch kniehohes Wasser. Es sind Bilder eines anstehenden Heimatverlustes, der hier „nur“ 400 Menschen bedroht, weltweit aber Millionen Opfer von Extremwettern und Klimawandel. „Wir sind nun in Gottes Hand“, sagt der Inselchef.
Der Fotograf: Tommy Trenchard, Großbritannien (Panos Pictures)
Tommy Trenchard, Jahrgang 1989, arbeitet als freier Fotograf intensiv für internationale NGOs wie Ärzte ohne Grenzen, Oxfam und ActionAid. In seiner bislang elfjährigen Fotografen-Karriere hat er über den Kampf gegen den „Islamischen Staat“ im Irak berichtet, über das Problem der Landminen in Angola, die Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar und den Ebola-Ausbruch in Westafrika.
Trenchard lebt seit einem Jahrzehnt in verschiedenen afrikanischen Ländern, gegenwärtig in Südafrika. Für seine Reportagen, regelmäßig in großen Zeitungen und Zeitschriften Europas und der USA veröffentlicht, wurde er unter anderem mit dem Amnesty International Media Award und drei Goldmedaillen bei der Messe Paris Photo ausgezeichnet.