Pressemitteilung

Ein Drittel mehr geflüchtete und migrierte Kinder auf den griechischen Inseln

Köln/Genf

Zustände für Kinder laut UNICEF immer härter und gefährlicher

Von Januar bis August 2018 ist die Zahl minderjähriger Flüchtlinge und Migranten, die auf den griechischen Inseln eintrafen, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 32 Prozent gestiegen. Mehr als 7.000 Kinder und Jugendliche – im Durchschnitt über 850 jeden Monat – kamen über den gefährlichen Seeweg und leben zumeist in überfüllten und unsicheren Unterkünften. Nach Erfahrungen aus den vergangenen Jahren wird mit einem weiteren Anstieg in den kommenden Monaten gerechnet.

„Während die Zahl geflüchteter und migrierter Kinder auf den griechischen Inseln ansteigt, werden die Bedingungen in den Aufnahmezentren für diese Kinder immer schlechter und gefährlicher“, sagte der UNICEF-Länderkoordinator für die Hilfe für Flüchtlinge und Migranten in Griechenland, Lucio Melandri. „Alle Flüchtlinge in den Aufnahme- und Registrierungszentren, insbesondere Kinder, müssen ohne Verzögerung auf das Festland überführt werden, um sicherzustellen, dass sie angemessen untergebracht und geschützt werden sowie medizinische Hilfe und andere grundlegende Unterstützung bekommen.“

Geflüchtete Familien auf der griechischen Insel Lesbos

Flüchtlingsfamilien warten vor dem Aufnahme- und Registrierungszentrum in Moria auf der griechischen Insel Lesbos.

© UNICEF/UN0237288/

Schätzungsweise 80 Prozent der gegenwärtig rund 20.500 Flüchtlinge und Migranten auf den griechischen Inseln – darunter über 5.000 Kinder – sind in unhygienischen, überfüllten Aufnahme- und Registrierungszentren untergebracht.

Nach griechischem Recht sollen Flüchtlinge und Migranten maximal 25 Tage in diesen Zentren bleiben, bis ihre Aufnahme abgeschlossen ist. Trotz enormer Bereitschaft und großem Einsatz haben es die Mitarbeiter und die lokalen Behörden nicht geschafft, die hilfebedürftigen Kinder und Familien angemessen zu versorgen. Einige Kinder leben seit mehr als einem Jahr in den überfüllten und unzureichend ausgestatteten Einrichtungen.

Überfüllte Zentren auf Lesbos und Samos

Das Moria-Zentrum auf der Insel Lesbos mit einer Aufnahmekapazität von 3.100 Menschen beherbergt fast 9.000 Menschen – darunter 1.700 Kinder. Im Zentrum in Vathi auf Samos, das für 650 Bewohner gebaut wurde, leben jetzt 650 Kinder – und insgesamt 4.000 Flüchtlinge und Migranten. Jeden Tag treffen weitere Kinder und Familien ein.

Die Kinder sind nicht ausreichend geschützt und sind gesundheitlichen Risiken sowie schwerem psychologischem Stress ausgesetzt. Gewalt, Proteste und Unruhen sind an der Tagesordnung. Der Zugang zu sanitären Anlagen ist unzureichend. In einigen Fällen müssen sich 70 Menschen eine Toilette teilen. Dies führt zu Überschwemmungen mit Fäkalien und starkem Gestank.

„Die meisten Kinder und jungen Menschen, die ich getroffen habe, haben das Trauma von Kriegen hinter sich und mussten aus ihrer Heimat fliehen. Nun leben sie unter miserablen Bedingungen – und ein Ende ist nicht in Sicht. Viele leiden unter emotionalem Stress“, sagt Melandri, der in der vergangenen Woche Lesbos und Samos besuchte. „Die griechischen Behörden und Gemeinden haben getan, was sie können, um die geflüchteten und migrierten Kinder zu unterstützen. Aber sie können mit der großen Anzahl an Hilfebedürftigen und ihrer Not nicht fertig werden.“

Zusätzlich zu der sofortigen Überführung auf das Festland sind mehr Resettlement-Möglichkeiten sowie eine Beschleunigung der Prozesse zur Familienzusammenführung in anderen EU-Mitgliedsstaaten dringend nötig.

UNICEF unterstützt seit 2016 geflüchtete und migrierte Kinder und ihre Familien in Griechenland. Dazu gehört es, sicherzustellen, dass mehr als 60.000 Kinder Zugang zu Kinderschutzmaßnahmen, psychosozialer Unterstützung, Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung erhalten. UNICEF beschafft gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium 85.000 Dosen Impfstoff, um geflüchtete und migrierte Kinder vor Krankheiten zu schützen.