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Kinderfreundliche Kommune Puchheim

Der gemeinnützige Verein „Kinderfreundliche Kommunen e.V.“ fördert seit 2012 Kinderrechte in deutschen Städten und Gemeinden. Dach der gemeinsamen Initiative des Deutschen Komitees von UNICEF und des Deutschen Kinderhilfswerkes bildet die internationale „Child Friendly Cities Initiative“ (CFCI). Ziel der Initiative ist es, die UN-Kinderrechtskonvention am Wohnort zu verwirklichen. Und damit an dem Ort, wo Kinder aufwachsen und der Großteil ihrer Kindheit stattfindet. Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft, ihr Wohl und ihre Rechte haben daher Priorität. Damit sie ihre Zukunft aktiv mitgestalten können, muss eine demokratische Beteiligung ermöglicht und gefördert werden. Zudem ist es zentral, dass über Kinderrechte, die Angebote und Möglichkeiten vor Ort informiert wird. Nur so können diese von Kindern und ihren Familien intensiv genutzt und wahrgenommen werden.

Kinderfreundlichkeit als echter Standortfaktor

Auch wenn die Umsetzung der Kinderrechte die Kommunen vor eine Vielzahl von Herausforderungen stellt und einen hohen Arbeitsaufwand mit sich bringt, so profitieren die meisten Kommunen von den ergriffenen Maßnahmen. Am häufigsten wurde hierzu in einer von UNICEF Deutschland beauftragten und im Frühling und Sommer 2020 durchgeführten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Consult GmbH (IW Consult), der Zuzug von jüngeren Personen beziehungsweise jüngeren Familien genannt. Zudem entwickeln sich sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze positiv, Besucherzahlen steigen und das Stadtmarketing verbessert sich. Kinderfreundlichkeit wird damit zu einem echten Standortfaktor, denn kinderfreundliche Kommunen schaffen Perspektiven und handeln nachhaltig zukunftsorientiert. Werden Kommunen kinderfreundlicher, macht es diese Orte nicht nur für Kinder attraktiver, sondern insgesamt für alle lebenswerter.

Entscheidet sich eine Kommune ihre Kinderfreundlichkeit zu verbessern und das Siegel der kinderfreundlichen Kommune anzustreben, kann sie auf Unterstützung durch den Verein zurückgreifen. Diese umfasst neben praktischen Hilfestellungen auch wissenschaftliche Expertise sowie ein breites Netzwerk für einen Erfahrungsaustausch. Im ersten Schritt wird eine detaillierte Bestandsaufnahme durchgeführt. Dazu gehört auch die Befragung der Kinder vor Ort. Dadurch werden bereits im Anfangsstadium Kinder aktiv in den Prozess mit eingebunden. Es folgen Empfehlungen und die gemeinsame Erarbeitung eines Aktionsplans mit konkreten Vorhaben und Handlungsfeldern für die Umsetzung der Kinderrechte in der Kommune. Nach einer Prüfung des Aktionsplans durch den Verein, wird der Kommune für drei Jahre ein Siegel verliehen, welches sie als kinderfreundliche Kommune auszeichnet. In diesem Zeitraum erfolgt die Umsetzung des Aktionsplans. Mit einem ergänzenden Aktionsplan ist es möglich den Zeitraum um weitere drei Jahre zu verlängern.

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© UNICEF AG München

Puchheim auf dem Weg zur kinderfreundlichen Kommune

Die bayerische Kommune Puchheim hat sich 2016 dazu entschieden, ihre Kinderfreundlichkeit untersuchen zu lassen und genau hinzuschauen, wo es noch Nachholbedarf in Bezug auf die Umsetzung der Kinderrechte gibt. Ziel war und ist es Puchheim als kinder- und familienfreundliche Stadt zu stärken.

Schon früh wurde in Puchheim erkannt, wie wichtig gute Rahmenbedingungen für Kinder und ihre Familien vor Ort sind. So verfügte die Stadt aus dem oberbayrischen Landkreis Fürstenfeldbruck bereits vor Erarbeitung des Aktionsplans über ein umfangreiches Kinderbetreuungskonzept, ein vielfältiges öffentliches Freizeitangebot sowie ein städtisches Jugendzentrum. Zudem gab es bereits einen Jugendbeirat und verschiedene Kinderforen, die Kindern und Jugendlichen die Teilhabe an Stadtpolitik und -gestaltung ermöglichte. So wurde die Neugestaltung des Bürgerparks Kennedywiese unter Beteiligung von Kindern und Jugendlichen geplant und umgesetzt.

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Von einem Kind gestaltetes Spielplatzschild für den Spielplatz im Bürgerpark Kennedywiese, September 2020

© Stadt Puchheim
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Eröffnung Spielplatz Kennedy Park

© Stadt Puchheim

Der in Puchheim erarbeitete Aktionsplan für die „Kinderfreundliche Kommune“ umfasst 19 Projekte und legt Handlungsfelder und Maßnahmen für die nächsten Jahre fest. Dabei teilen sich die Projekte in vier Kategorien:

1. Vorrang des Kindeswohls

Stadtverwaltung, Stadtrat und alle Ausschüsse verpflichten sich, das Kindeswohl als einen vorrangig zu beachtenden Gesichtspunkt zu berücksichtigen und Kinder an den sie betreffenden Entscheidungen zu beteiligen. Zur Umsetzung sind Workshops, Schulungen und eine generelle Sensibilisierung aller Mitarbeiter zum Thema Kinderrechte geplant oder bereits durchgeführt worden. Weitere Themen sind die stärkere Thematisierung und Bekämpfung von Mobbing sowie eine kinderfreundliche Stadtentwicklung, die das Thema Spielraumentwicklung einschließt.

2. Kinderfreundliche Rahmengebung

Die verschiedenen Ämter arbeiten ressortübergreifend in Hinblick auf Kinder- und Jugendrechte. Dies wird schriftlich abgesichert und unter anderem durch regelmäßiges Monitoring in Form eines Statusberichts nachgewiesen.

Ein Kinder- und Jugendbeauftragter kümmert sich als unabhängige Vertretung um die Interessen und Belange der Kinder und Jugendlichen in Puchheim. Zudem soll sich die Arbeit des Jugendbeirats verstetigen und das Einbringen von eigenen Themen in die Verwaltung reibungsloser ablaufen. Der Beirat bildet das Sprachrohr für die Kinder und Jugendlichen der Kommune. Nach fünf Jahren ohne Jugendbeirat wurde der aktuelle Jugendbeirat Ende 2019 für zwei Jahre gewählt.

3. Partizipation von Kindern und Jugendlichen

Für Bürgermeister Norbert Seidl ist es entscheidend, dass Kinder von Anfang an bei den Entscheidungsprozessen involviert sind. Diese Vorgehensweise müsse zu einem Automatismus werden. Wird zum Beispiel ein Spielplatz für Kinder gebaut, so sollen diese zukünftig vorab zu ihren Wünschen und Bedürfnissen befragt werden. Dieser Prozess ermöglicht gezieltere und nachhaltigere Investitionen. Für die konkrete Umsetzung wurden ein festes Konzept beziehungsweise Standards zur Einbindung von Kindern und Jugendlichen erarbeitet. Darüber hinaus wurde eine Bürgermeistersprechstunde eingerichtet, welche das bereits existierende Format „Bürgermeister vor Ort“ ergänzt. Zudem gibt es seit 2018 das Telefon für Kummer „Better call JUZ “, welches einen Abend pro Woche erreichbar ist und Jugendlichen ermöglicht anonym mit den Mitarbeitern des Jugendzentrums über Themen wie Schule, Freizeit, Gesundheit, Freunde, Familie oder Liebe zu sprechen.

4. Information über Kinderrechte

Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen die Kinderrechte näherzubringen. In Zusammenarbeit mit Schulen und Kindertageseinrichtungen sollen sie anschaulich über die UN-Kinderrechte informiert werden. Hierfür wurde vom Amt für Soziales unter anderem der „Kinderrechte-Koffer“ ins Leben gerufen, welcher kostenfrei ausgeliehen werden kann und für pädagogische Fachkräfte eine Vielzahl von Anregungen bietet, das Thema zu diskutieren und zu erarbeiten. Enthalten sind unter anderem Kinder- und Sachbücher, Flyer und Broschüren sowie CDs.

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Kinderrechte-Koffer der Stadt Puchheim, ausleihbar für alle Kindergärten

© Stadt Puchheim

Seit 2019 ist Puchheim nun offiziell Träger des Siegels der „Kinderfreundlichen Kommune“ und ist damit neben Regensburg und Garmisch-Partenkirchen eine von drei ausgezeichneten Kommunen in Bayern. Auch die niederbayrische Stadt Landshut ist Anfang 2020 dem Programm beigetreten und hat sich als kinderfreundliche Kommune beworben.

Weitere Informationen finden Sie auch auf der Homepage der Kinderfreundlichen Kommune Puchheim.

Text: Svea Kemper, Medienteam UNICEF AG München