© UNICEF/UN0393026/HaroSoryia aus dem Niger freut sich wieder in die Schule gehen zu dürfen.
Kinder weltweit

Niger: Soraya geht endlich wieder zur Schule

Keine Freundinnen treffen, keine Feiern, kaum Abwechslung: Auch der zehnjährigen Soraya aus Niger machen die Folgen der Corona-Pandemie zu schaffen. Deshalb freut sie sich umso mehr, jetzt wieder zur Schule gehen zu dürfen.


von Verena Linde

Vorsichtig schlüpft Soraya in die Ärmel ihres feinsten Kleides. Ihre Mutter bindet ihr eine Schleife am Rücken und streicht die Falten glatt. Kühl legt sich der helle Stoff auf Sorayas Haut, darunter pocht ihr Herz.

Die Zehnjährige ist aufgeregt. Denn heute beginnt nach monatelanger Pause die Schule wieder. Endlich!
In dem nordafrikanischen Land Niger erging es Soraya ähnlich wie vielen Kindern rund um den Globus: Die Schulen schlossen. Ein halbes Jahr blieb Soraya zu Hause – in ihrer Zweizimmerwohnung in der Hauptstadt Niamay, wo sie mit ihren Eltern und sieben Geschwistern lebt.

Die ersten Unterrichtsstunden fühlten sich für Soryia noch fremd an.

Auf Abstand im Unterricht: Die ersten Stunden im Unterricht fühlten sich fremd an, doch Soryia genießt, ihre Freundinnen zu treffen.

© UNICEF/UN0393014/Haro

Die Regierung setzte schnell strenge Maßnahmen durch, damit sich das Virus im Land gar nicht erst ausbreiten konnte. Bereits im März 2020 – als in Niger noch nicht einmal 100 Fälle offiziell gemeldet waren – machte sie die Grenzen dicht, stoppte Busse und Bahnen, schloss Schulen und Kindergärten.

„Das waren harte Monate. Nach allem, was ich im Fernsehen gesehen habe, hatte ich Angst, das Haus zu verlassen“, sagt Soraya. Vor die Tür ging fast niemand, sogar ihr Vater blieb viel zu Hause. Er arbeitet als Wachmann bei einem Hotel. Klar, dass er dort in dieser Zeit kaum gebraucht wurde. „Im­­merhin hatten wir trotzdem genug zu essen“, berichtet Sorayas Mutter. „Aber für Rucksäcke, Stifte und Hefte reichte es nicht mehr“, sagt sie.

UNICEF hat Wasser und Seife zum Händewaschen bereitgestellt.

In der Schule ist Hygiene besonders wichtig. UNICEF hat dort deshalb Wasser und Seife zum Händewaschen bereitgestellt.

© UNICEF/UN0350580/Haro

Zum Glück sprang UNICEF ein. Das Kinderhilfswerk lieferte Soraya und ihrer sechsjährigen Schwester Assiatou die nötigen Schulmate­ria­lien. Dazu unterstützt es das Land dabei, ein Radioprogramm auf­zubauen, sodass Kinder fernab der Klassenzimmer unterrichtet werden können. Und es versorgt Schulen mit Seife und Co., damit sich die Mädchen und Jungen regelmäßig die Hände waschen können.

Sorayas Mutter drückt der Zehnjährigen einen Kuss auf die Wange, ihr Vater lächelt. Also los! Zusammen mit ihrer Schwester Assiatou tritt sie durch die Tür in den rötlichen Sand der Straße. Als sie losmarschieren, spüren die beiden die Blicke ihrer Eltern auf dem Rücken. Soraya weiß: Einerseits sind ihre Eltern besorgt, andererseits stolz. Denn dass ihre Kinder überhaupt zur Schule gehen, ist hier in Niger etwas Besonderes.

Soryia und ihre kleine Schwester gehen zur Schule.

Soryia nimmt die Hand ihrer kleinen Schwester Assiatou und macht sich zusammen mit ihr auf den Weg zur Schule.

© UNICEF/UN0393009/Haro

Soraya schüttelt die Blicke ab und beschleunigt. Sie freut sich auf ihre Lehrerin, auf die Freundinnen und ist gespannt, was alles anders sein wird. Aber vor allem hat sie sich vor­­genommen, die kostbare Zeit zu nut­­zen und hart zu arbeiten, damit sie eines Tages einen Beruf erlernen und damit ihrer Familie helfen kann.

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Verena Linde, Textredakteurin beim Kindermagazin GEOlino
Autor*in Verena Linde

Verena Linde ist Textredakteurin beim Kindermagazin GEOlino und schreibt dort unter anderem über UNICEF-Projekte aus aller Welt.