Fotoreportagen

Gespräch mit Andrés Franco, UNICEF Argentinien


von Kirsten Leyendecker

Der Leiter des UNICEF-Büros in Argentinien, Andrés Franco, ist ständig auf Achse. Er trifft sich mit Regierungsvertretern, gibt Interviews, besucht UNICEF-Projekte und kümmert sich um Personalfragen. Trotzdem nimmt er sich die Zeit, um bei einem Kaffee meine Fragen zu beantworten. Der Kolumbianer ist 48 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder.

UNICEF Argentinien

Andrés Franco ist der Leiter des UNICEF-Büros in Argentinien.

© UNICEF Argentinien

Wie bist Du denn zu UNICEF gekommen?
Hier in Argentinien bin ich seit Juni 2009 Leiter des UNICEF-Büros in Argentinien. Bei UNICEF bin ich aber bereits seit zehn Jahren. Meine erste Stelle war als Leiter des Büros in Peru. Ich habe UNICEF und die Arbeit der UNO in New York kennengelernt als ich dort Ständiger Vertreter von Kolumbien war. Ich hatte schon meine Bedenken, meine ganze Arbeit auf einmal „nur“ auf Kinder zu lenken. Aber die Erfahrungen in Peru mit UNICEF haben mein Leben verändert.

Was erzählst Du Deinen Freunden, wenn Sie Dich fragen, was Du genau bei UNICEF machst?
Ich bin der Leiter eines Teams. Ich repräsentiere UNICEF. Ich bin die Stimme für UNICEF. Ich öffne Räume und ebne Wege, ich führe die Beziehungen mit Partnern.
Mein Tag ist jeden Tag anders. Ich mag meine Arbeit sehr. Heute zum Beispiel habe ich ein Fernsehinterview gegeben. Es ging um eine Umfrage, die UNICEF gemeinsam mit der Organisation Techo unter Jugendlichen in Armenvierteln von Buenos Aires gemacht hat. Dann habe ich einen Termin im Entwicklungsministerium mit dem Nationalen Sekretariat der Kinder und Jugendlichen. Gerade waren Wahlen in Argentinien und wir müssen ein Gefühl dafür kriegen, welche Themen in der Politik anstehen und auch, was sensible Themen sind.

Was war Dein beeindruckendstes Erlebnis mit UNICEF?
In der Amazonasregion in Peru ist unter den Candoshi/Shapra-Indiandern im Jahr 2005 eine Hepatitis B-Epidemie ausgebrochen, die beinahe ein ganzes Volk ausgelöscht hätte. UNICEF hat ein neues Kühlsysyem eingeführt mit Solarzellen und auch die Candoshis selbst über die Krankheit informiert. Denn ein Kind muss 24 Stunden nach der Infektion geimpft werden, damit es überlebt. UNICEF hatte das Glück, dass sie einen kranken Candoshi überzeugen konnten, sich impfen zu lassen. Er hat überlebt und seine Gemeinde überzeugt.

Was siehst Du als das Zukunftsthema für die Arbeit von UNICEF an?
Wir müssen uns noch mehr auf die Heranwachsenden konzentrieren. Es ist das Thema der Städte. Nicht nur in Lateinamerika, sondern überall. Bei Jugendlichen gibt es zum Beispiel in Argentinien die höchste Zahl von Mütter- und Kindersterblichkeiten. In Brasilien ist sogar Mord, der Grund Nr. 1 für die Sterblichkeit unter Heranwachsenden. Drei von 1.000 Jugendlichen werden getötet, bevor sie 19 Jahre alt werden.

Warum müssen wir alle weiter kämpfen für die Kinderrechte?
Weil Kinder und Jugendlichen für die Entwicklung eines jeden Landes sehr wichtig sind. Die Jungen und Mädchen sind genauso Bürger wie wir Erwachsenen und alle Themen des Landes betreffen auch sie. Trotzdem werden sie fast immer in öffentlichen Diskussionen ignoriert. Wir müssen ihnen Gehör verschaffen und uns für sie einsetzen. Und gleichzeitig müssen wir auch für sie sorgen.

Wenn Du nicht der Leiter von UNICEF in Argentinien wärest, was würdest Du dann gerne machen?
Sehr wahrscheinlich würde ich im Kinderschutz oder in der Kommunikation arbeiten, ich bin ja Anwalt. Was ich allerdings auch sehr spannend finde ist das Bündnis von UNICEF mit dem privaten Sektor. Das Thema erscheint mir sehr wichtig, weil die Privatwirtschaft einen großen Einfluss auf das Leben von Kindern hat.

Die letzte Frage geht an Sie, lieber Leser: Was ist für Sie das wichtigste Thema, wenn es um Kinder geht?

Kirsten Leyendecker UNICEF
Autor*in Kirsten Leyendecker

Kirsten Leyendecker bloggt über die Aktivitäten der ehrenamtlichen UNICEF-Gruppen.