Fabio Bucciarelli, Italien

Ukraine: Toxischer Stress

Schon die Zahlen sind schreckenserregend: die Abermillionen Flüchtlinge, Entwurzelten; die über drei Millionen Kinder, für die humanitäre Hilfe bereitgestellt werden muss; die vier Millionen Kinder im Land, deren Lernen schwer belastet ist; die noch Ungezählten, die in Gefahr sind, von weiterem zu erwartenden Strom- und Wassermangel, von Hunger und Kälte betroffen zu werden. Eine gigantische Aufgabe gerade auch für UNICEF. Und hinter dem Zahlen lauert noch etwas, was sich schwerer beziffern lässt und vor allem Kinder bedroht: Eine Hilfsorganisation nennt es „toxischen Stress“, dem sie ausgesetzt sind.

Der Fotograf Fabio Bucciarelli hat in Bildern eingefangen, wie sich die Gewalterfahrung wie ein Gift in den Kinderseelen ausbreitet: Manches ist direkt zu sehen, in angstvollen Umarmungen etwa; im Versuch, sich unter Decken zu verbergen; im körperlichen Leiden verletzter Jugendlicher. Anderes ist nur angedeutet: in einem zerfetzten Klassenzimmer in Charkiw; im zurückgelassenen Spielzeug auf dem Tisch einer zerstörten Wohnung im Dorf Mala Rohan.

Ukraine: Toxischer Stress
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Die Liste der Risikofaktoren, denen die Kinder der Ukraine ausgesetzt sind, reicht weit über direkte Kriegseinwirkungen hinaus: Auch die unfreiwillige Trennung von Familien gehört dazu, der Mangel an Lehrern und Lehrerinnen, die unzureichende Versorgung mit Kleidung und Nahrungsmitteln sowie die Gefahr massenhafter Krankheitsausbrüche.

Der Fotograf: Fabio Bucciarelli, Italien

Portrait: Fabio Bucciarelli
© Fabio Bucciarelli

Fabio Bucciarelli, geboren 1980, dokumentiert seit über zehn Jahren Konflikte und ihre Konsequenzen für das Leben der Menschen. So unter anderen in Libyen, in Syrien, im Irak, im Gazastreifen, aber auch in Afrika und Lateinamerika. Und seit 2022 auch in der Ukraine, von wo er als Korrespondent auch für das italienische Fernsehen berichtet.

Zu den vielen Auszeichnungen für Bucciarelli zählen die Robert Capa Gold Medal, ein World Press Photo Award und ein Sony Award, dazu Preise in Frankreich, Italien und Japan. Zur professionellen Fotografie kam Bucciarelli erst 2006, zuvor absolvierte er ein Masterstudium am Politecnico in Turin und arbeitete zunächst als Ingenieur.

Seit 2011 veröffentlicht er auch Bücher, etwa „The Dream“ über Flüchtlinge in elf Ländern. Er ist regelmäßiger Fotograf für die New York Times, daneben veröffentlichen ihn namhafte Medien in vielen europäischen Ländern, den USA und in Nahost. Zu den NGOs, für die Bucciarelli ebenfalls arbeitet, zählt das UN-Flüchtlingshilfswerk.

1. Platz: Eduardo Soteras
Zuflucht zu den Büchern. Der argentinische Fotograf Eduardo Soteras dokumentiert besonders die Situation der Kinder in Tigray seit 2020. Auf dem Siegerbild vertiefen sich zwei Kinder in der zerstörten Bibliothek einer Grundschule in Bücher.
Ehrenvolle Erwähnungen
Neben den ersten drei Plätzen zeichnete die unabhängige Expertenjury beim UNICEF-Foto des Jahres neun Fotografen mit Ehrenvollen Erwähnungen aus. Die Reportagen zeigen die Lebenssituation von Kindern aus unterschiedlichen Ländern weltweit.
Der Wettbewerb
Mit der international renommierten Auszeichnung "UNICEF-Foto des Jahres" prämiert UNICEF Deutschland Fotos und Fotoreportagen, die die Persönlichkeit und Lebensumstände von Kindern weltweit auf herausragende Weise dokumentieren.