UNICEF: Mangelernährung bei Müttern in Gaza hat „verheerenden Dominoeffekt“ für Kinder
Gaza / Genf / Köln •

Der zweijährige Ali leidet an Mangelernährung und Wachstumsstörungen. Er wiegt nur drei Kilogramm.
© UNICEF/UNI879993/El BabaMangelernährung von Kindern im Gazastreifen beginnt bereits vor ihrer Geburt, und zwar durch die gestiegene Mangelernährung von Müttern. Diese habe „einen verheerenden Dominoeffekt auf Tausende Neugeborene“, sagte UNICEF-Sprecherin Tess Ingram, die heute bei einer Pressekonferenz in Genf aus dem Gazastreifen zugeschaltet war.
Zwischen Juli und September dieses Jahres wurde bei etwa 38 Prozent der von UNICEF und Partnern untersuchten schwangeren Frauen eine akute Mangelernährung diagnostiziert.
„Das Muster ist eindeutig – mangelernährte Mütter bringen untergewichtige oder zu früh geborene Babys zur Welt, die in den Neugeborenen-Intensivstationen in Gaza sterben oder nur überleben, um selbst mit Mangelernährung oder möglicherweise lebenslangen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen“, sagte Ingram.
Im Vergleich zu 2022 ist der Anteil der Babys, die mit niedrigem Geburtsgewicht (unter 2,5 Kilo) zur Welt gekommen sind, von fünf Prozent auf zehn Prozent gestiegen, so dass in der ersten Jahreshälfte 2025 pro Monat 300 untergewichtige Kinder auf die Welt kamen. Die Zahl stieg weiter auf durchschnittlich 460 pro Monat von Juli bis September. Untergewichtige Säuglinge haben ein etwa 20-mal höheres Sterberisiko als normalgewichtige.
„In den Krankenhäusern von Gaza traf ich mehrere Neugeborene, die weniger als ein Kilogramm wogen, deren winzige Brust sich mühsam hob, um am Leben zu bleiben“, berichtet Ingram.
Noch immer sind Kinder im Gazastreifen durch Hunger und Mangelernährung bedroht. Obwohl es in den letzten Wochen Fortschritte gab, wurden im Oktober noch rund 9.300 Kinder unter fünf Jahren als akut mangelernährt identifiziert.
Regenfälle und Überschwemmungen der letzten Wochen sowie winterliche Witterungsverhältnisse setzen Kinder zusätzlichen Gefahren aus. Tausende Familien leben weiterhin in Notunterkünften, in denen es an Trinkwasser und sanitären Anlagen fehlt.
UNICEF hat die Hilfe weiter verstärkt, um noch mehr Kinder mit Spezialnahrung, Wasser und warmer Kleidung zu erreichen. Seit der Waffenruhe hat UNICEF mehr als 45.000 schwangere und stillende Frauen mit Nahrungsergänzungsmitteln versorgt, über 150.000 Kinder unter fünf Jahren auf akute Mangelernährung untersucht und über 14.000 behandelt. Zudem hat UNICEF 5.000 Familienzelte, rund 700.000 Decken und 206.000 Sets Winterkleidung nach Gaza gebracht. UNICEF ruft weiter zu Spenden für Kinder in Gaza auf. Weitere Informationen zur aktuellen Hilfe finden Sie hier.
Service für Redaktionen
Das vollständige Statement von Tess Ingram aus Gaza finden Sie hier: Born vulnerable: the toll of maternal malnutrition and stress in Gaza.
Über die Situation der Kinder im Gaza-Streifen halten wir Sie hier auf dem Laufenden.
» Gerne stehen wir für Interviews zur Verfügung oder vermitteln Interviews mit Tess Ingram oder anderen Sprechern im Gazastreifen.
» Aktuelles Bild- und Videomaterial zu den Hilfslieferungen und zur Lage vor Ort steht hier für die Berichterstattung zur Verfügung.

Ninja CharbonneauAbteilungsleiterin Presse/Sprecherin