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Überschüssige Impfdosen an COVAX abgeben

News York/Köln

Statement von UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore im Vorfeld des G7-Gipfels

„In den kommenden Tagen wird COVAX, die globale Initiative für eine gerechte Impfstoffverteilung, die Schwelle von 65 Millionen gelieferten Impfdosen gegen Covid-19 erreichen – eigentlich sollten bis dahin mindestens 170 Millionen Impfdosen geliefert werden. Derweil trifft die zweite Covid-19-Welle Indien und viele seiner Nachbarländer mit tödlicher Wucht. Nächsten Monat kommen die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten in Großbritannien zusammen. Bis dahin werden COVAX 190 Millionen Impfstoffdosen fehlen.

UNICEF: Eine Gesundheitshelferin zieht eine Spritze mit Corona-Impfstoff auf.

Uganda: Eine Gesundheitshelferin zieht eine Spritze mit Corona-Impfstoff auf.

© UNICEF/UN0429041/Bongyereirwe

Wir haben wiederholt vor den Risiken gewarnt, die entstehen, wenn wir unvorsichtig werden und Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen keinen gerechten Zugang zu Impfstoffen, Diagnostika und Therapeutika ermöglichen. Wir sind besorgt, dass der tödliche Anstieg bei den Corona-Fallzahlen in Indien ein Vorbote dessen ist, was passieren wird, wenn diese Warnungen nicht ernst genommen werden.

Die Situation in Indien ist tragisch – und nicht nur dort sind Menschen betroffen. In Nachbarländern wie Nepal, Sri Lanka und den Malediven – aber auch in Argentinien und Brasilien – explodieren die Infektionszahlen und die Gesundheitssysteme kommen an ihre Grenzen. Die Konsequenzen für Kinder sind unermesslich.

Je länger das Virus sich ungehindert verbreitet, desto höher ist das Risiko, dass sich tödlichere oder ansteckendere Varianten verbreiten.

Der einzige Ausweg aus dieser Pandemie ist eine gerechte Verteilung von Impfdosen, Tests und Medikamenten. Die COVAX-Initiative, in der die Weltgesundheitsorganisation, die Impfallianz Gavi, UNICEF sowie die Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI) zusammenarbeiten, um eine gerechte globale Verteilung von Covid-19 Impfstoffen zu ermöglichen, kann dies ermöglichen. Aber es fehlen die Mittel. Verzögerungen bei den Impfstofflieferungen, aber auch Impfnationalismus, begrenzte Produktionskapazitäten und unzureichende finanzielle Mittel sind der Grund dafür, dass sich die Impfstofflieferungen verzögern.

Es stehen den Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten jedoch Notmaßnahmen zur Verfügung. Eine neue Datenanalyse des Forschungsinsituts Airfinity, die im Auftrag des britischen Nationalkomitees für UNICEF durchgeführt wurde, zeigt, dass die G7-Staaten und die "Team Europe"-Gruppe der EU-Mitgliedstaaten rund 153 Millionen Impfdosen an COVAX abgeben könnten, wenn sie im Juni, Juli und August 20 Prozent ihres verfügbaren Vorrats teilen würden. Sie könnten die Impfdosen sogar abgeben und gleichzeitig ihre Verpflichtungen gegenüber ihrer eigenen Bevölkerung einhalten.

Manche G7-Staaten verfügen über ein größeres Impfstoffangebot und sind weiter beim Impfen als andere. Eine sofortige gemeinsame Selbstverpflichtung, überschüssige Impfdosen in einem Pool zusammenzuführen und die Verantwortung zu teilen, würde andere gefährdete Länder davor bewahren, zum nächsten globalen Hotspot zu werden.

Längerfristig kann der globale Kampf gegen Covid-19 nur gewonnen werden, wenn die UN-Mitgliedsstaaten nachhaltige Pläne zur vollständigen Finanzierung und Unterstützung des globalen Impfprogramms COVAX AMC entwickeln und gleichzeitig den Ausbau der Impfstoffproduktion sowie proaktive Patentlizenzen und den Technologietransfer unterstützen.

Diese Maßnahmen sind entscheidend, aber sie werden die Situation nicht über Nacht verbessern. Die sofortige Bereitstellung verfügbarer überschüssiger Dosen ist eine minimale, unverzichtbare Überbrückungsmaßnahme – und sie muss jetzt umgesetzt werden."

Service für die Redaktionen

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