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Eins von acht Ländern gibt mehr für Schulden aus als für Bildung, Gesundheit und soziale Sicherung zusammen

Florenz/Köln

UNICEF fordert Schuldenerlasse und Umschuldungen, damit die Länder – und die Kinder, die dort leben – wieder auf die Beine kommen können.

Laut einem heute veröffentlichten Bericht des UNICEF-Forschungsinstituts Innocenti gab schon vor der Covid-19-Pandemie rund eines von acht Ländern weltweit mehr für Schulden aus als für soziale Leistungen.

Der Bericht „COVID-19 und die drohende Schuldenkrise“ („COVID-19 and the Looming Debt Crisis“) stellt fest, dass 25 Länder weltweit im Jahr 2019 einen höheren Anteil ihrer gesamten Ausgaben für die Rückzahlung von Schulden ausgaben als für Bildung, Gesundheit und soziale Sicherung zusammen. Globale Anstrengungen sind nötig, um die Sozialausgaben und damit das Recht jedes Kindes auf soziale Sicherheit, Bildung und Gesundheitsversorgung zu schützen.

Ein Junge in der Elfenbeinküste trägt eine Schutzmaske gegen Covid-19.

Ein Junge in der Elfenbeinküste schützt sich mit einer Maske vor Covid-19. Die Pandemie hat
das Risiko einer Schuldenkrise verschärft.

© UNICEF/UNI372446/Dejongh

„Kinder, die in Ländern mit hoher Schuldenlast und begrenzten Ressourcen für sozialen Schutz, Bildung und Gesundheit leben, werden sich wahrscheinlich nie aus Armut und Not befreien können", sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. „Die privaten und öffentlichen Kosten sind enorm und lassen Kinder, ihre Gemeinden und ihre Länder mit wenig Hoffnung auf eine nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung zurück."

Vor der COVID-19-Pandemie gaben Länder mit der höchsten Schuldenlast – darunter der Tschad, Gambia, Haiti und der Südsudan – laut dem Bericht für jeden Dollar, der in grundlegende soziale Dienste fließt, mindestens drei US-Dollar für Schulden aus.

Ein Viertel der Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen – in denen 200 Millionen Kinder leben – sind derzeit verschuldet oder von einer Verschuldung bedroht.

Obwohl die G20-Staaten eine Initiative zur Aussetzung des Schuldendienstes für den Zeitraum April 2020 bis Juni 2021 vereinbart haben, hat nur eines von drei teilnahmeberechtigten Ländern dieses Angebot angenommen. Zwar hat die Initiative dazu beigetragen, die Ausgaben für Gesundheit und soziale Sicherung in den 46 teilnehmenden Ländern aufrechtzuerhalten, doch wichtige Ausgaben für Bildung sind im vergangenen Jahr bereits zurückgegangen. Die verschuldeten Länder haben Berichten zufolge auch die Ausgaben für Kinderschutz, Ernährung und Wasser-, Sanitär- und Hygienedienste gekürzt.

„Es ist zwingend notwendig, dass internationale Organisationen, Gläubiger und nationale Regierungen gemeinsam handeln, um die Schuldenlast zu reduzieren und die Einsparungen in inklusive soziale Investitionen zu lenken“, sagte Henrietta Fore.

Service für Redaktionen

» Download: Report "COVID-19 and the Looming Debt Crisis"