Niger Unterernährung: Ein UNICEF-Helfer im Gespräch mit unterernährten Kleinkindern.

Kleine Erdnuss – große Wirkung

Eine Revolution im Kampf gegen Hunger

Wenn ein Kind lebensbedrohlich mangelernährt ist, braucht es schnelle, wirksame Hilfe. Wir von UNICEF setzen deshalb auf eine kleine Nuss mit großer Wirkung: Die Erdnuss, die wir zu einer Paste verarbeiten. Sie gibt geschwächten Kindern schnell neue Kraft.

UNICEF setzt Erdnusspaste heute in über 60 Ländern ein. Ihre Erfindung durch französische Ernährungswissenschaftler Anfang der 2000er Jahre war eine Revolution im Kampf gegen Hunger und Mangelernährung. Was macht sie so besonders?

Wie Erdnüsse Kinderleben retten

Mangelernährung: Gefährliche Folge des Hungers

Auch im 21. Jahrhundert ist der Hunger noch nicht besiegt. Weltweit sind über 16 Millionen Kinder so stark mangelernährt, dass sie in Lebensgefahr schweben. Mangelernährung wird verursacht durch einen entweder akuten oder chronischen Mangel an Nahrung, aber auch an Vitaminen und lebenswichtigen Spurenelementen. Sie kann also auch auftreten, wenn ein Kind zwar regelmäßig, aber nicht ausgewogen ernährt wird.

Hält dieser Zustand über einen längeren Zeitraum an, kann das für das Kind lebensbedrohlich werden. Sein geschwächter Körper ist anfällig für Krankheiten wie Durchfall, Lungenentzündung oder Malaria. So entsteht ein Teufelskreis, weil die Krankheiten das Kind weiter schwächen und zusammen mit der Mangelernährung zum Tod führen können.

Auch bleibende Schäden sind möglich, denn chronische Mangelernährung beeinträchtigt die geistige und körperliche Entwicklung eines Kindes.

So wirkt die Erdnusspaste

Erdnusspaste ist aus gleich mehreren Gründen eines der besten und wirksamsten Mittel, um einem schwer akut mangelernährten Kind das Leben zu retten. Sie enthält alle Nährstoffe, die ein Kind braucht: Kohlenhydrate und gesunde Fette, Vitamine und Proteine.

InfoInhaltsstoffe Erdnsspaste

Das steckt in jedem Päckchen: Erdnüsse, Öl, Milchpulver, Zucker, Vitamine A, C, D, E, B1, B2, B6, B12, wichtige Spurenelemente wie Kalzium, Magnesium, Zink, Eisen, Jod, Folsäure

etwa 500 Kalorien

Vielen Kindern sieht man schon nach wenigen Tagen der Behandlung mit Erdnusspaste an, dass es ihnen besser geht. Ihr ausgezehrter, unterversorgter Körper erholt sich, sie nehmen schnell an Gewicht zu und haben neue Energie.

Zentralafrikanische Republik: Mädchen isst Erdnusspaste

Die zwei Jahre alte Douyassi Magnificat isst Erdnusspaste in einem Krankenhaus in der Zentralafrikanischen Republik.

© UNICEF/UN0149334/Sokhin

Neben ihren wertvollen Inhaltsstoffen spricht die einfache Anwendung für die Erdnusspaste. Die Kinder müssen nicht im Krankenhaus bleiben, die UNICEF-Helfer geben den Eltern jeweils eine Wochenration für Zuhause mit. Die Paste kann direkt aus dem Päckchen gefüttert werden, ohne Zugabe von Wasser. Das ist sehr wichtig, denn viele betroffene Familien haben kein sauberes Trinkwasser zur Verfügung, und schmutziges Wasser enthält oft gefährliche Krankheitserreger.

Erdnusspaste ist weich und so auch für kleine Kinder leicht zu essen. Zudem ist sie lange haltbar, auch bei hohen Temperaturen. In Ländern mit heißerem Klima muss sie lediglich vor dem Verzehr länger geknetet werden, worauf die UNICEF-Helfer die Eltern aufmerksam machen.

So kommt die Erdnusspaste zu den Kindern

Lange wurde Erdnusspaste in erster Linie in einer Fabrik in Frankreich hergestellt. Doch die Transportkosten waren hoch, insbesondere, wenn die Paste in Notsituationen per Flugzeug zu Kindern in Afrika und Asien geflogen werden musste.

Heute gibt es mehrere Fabriken für Erdnusspaste auf dem afrikanischen Kontinent und in Indien. Dadurch wurden nicht nur die Transportkosten gesenkt, sondern die überlebenswichtigen Päckchen sind auch schneller bei den Kindern, die sie brauchen. Lokale Farmer und Händler liefern einen Teil der benötigten Rohstoffe – das kommt der Wirtschaft der gesamten Region zugute.

Äthiopien: Mitarbeiter einer Fabrik für Erdnusspaste sortieren Erdnüsse

Bild 1 von 5 | Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Fabrik in Äthiopien sortieren Erdnüsse.

© UNICEF/UNI146278/Ose
Sudan: In einer Erdnusspaste-Fabrik schüttet ein Mitarbeiter Erdnüsse in einen Trichter

Bild 2 von 5 | Im Sudan schüttet ein Mitarbeiter die sortierten Erdnüsse in ein Gefäß.

© UNICEF/UNI158084/Noorani
Erdnusspaste-Fabrik im Sudan: Ein Mitarbeiter fügt den Erdnüssen Öl hinzu

Bild 3 von 5 | Zusammen mit anderen Zutaten – hier gibt ein Mitarbeiter Öl hinzu – wird eine weiche Paste hergestellt.

© UNICEF/UNI158080/Noorani
Niger: Päckchen mit Erdnusspaste laufen vom Band

Bild 4 von 5 | In den kleinen, silberglänzenden Päckchen ist die Erdnusspaste lange haltbar und kann gut und hygienisch transportiert werden.

© UNICEF/UNI123794/Asselin
Südsudan: Eine UNICEF-Helferin gibt Erdnusspaste an eine Mutter mit Kind aus

Bild 5 von 5 | Und schließlich kommt die Erdnusspaste bei den Kindern an: In einem Ernährungszentrum im Südsudan gibt eine Helferin einer Mutter mehrere Päckchen für ihr Kind mit.

© UNICEF/UNI231192/Estey

Die Mitarbeiter der Fabriken gehen bei der Produktion der Erdnusspaste sehr sorgfältig vor. Schutzkleidung etwa ist jederzeit Pflicht. Und bevor die Erdnusspaste ausgeliefert wird, durchläuft sie einen Qualitätscheck im fabrikeigenen Labor.

Wir stellen ein sehr sensibles Produkt her für eine sehr sensible Zielgruppe.

Ismael Barmou, Direktor der Fabrik STA (Société de Transformation Alimentaire) in Niamey, Niger.
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Helfer verteilen die Erdnusspaste schließlich an Ernährungszentren und Krankenhäuser. Um Kinder in entlegenen Regionen zu erreichen, nehmen Gesundheitshelfer die Päckchen auch mit dem Motorrad, dem Boot oder dem Helikopter mit.

Das kostet die Therapie mit Erdnusspaste

Die Paste ist nicht teuer: Ein Päckchen kostet 35 Cent. Ein mangelernährtes Kind braucht sechs bis acht Wochen lang drei Päckchen Erdnusspaste pro Tag, damit es überlebt und gesund wird.