Flüchtlingscamp Za'atari in Jordanien, Luftbild

FLÜCHTLINGSCAMP ZA'ATARI

Vom Zeltlager zur Stadt

Etwa 80.000 Menschen leben im Flüchtlingscamp Za'atari im Norden Jordaniens (Stand Juli 2019). Manche von ihnen sind schon Jahre hier. Sie können nicht nach Hause: Der Krieg in ihrer Heimat Syrien hört nicht auf.

Hilfsorganisationen wie UNICEF tun alles, um den Menschen in Za'atari dennoch eine Perspektive zu geben und ihre Lebensbedingungen zu verbessern. So hat sich Za'atari seit seiner Gründung im Juli 2012 enorm gewandelt, wie unser Video zeigt: vom Zeltlager zur Stadt.

Wie funktioniert das Leben hier? Wir zeigen aktuelle Errungenschaften, die Sie an diesem Ort vielleicht nicht vermuten würden...

"...und das Wasser kommt von selbst zu uns"

Was für Kinder in Deutschland wohl selbstverständlich ist, bringt Diaa (10) zum Staunen: "Wir sitzen einfach da und das saubere Wasser kommt von selbst zu uns!" Wenn Diaa Durst hast, dreht er jetzt einfach den Hahn in der Küche auf. Das war nicht immer so.

Za'atari: Der zehnjährige Diaa trinkt frisches Wasser aus einem Glas.

Diaa, 10, genießt einen Schluck Wasser.

© UNICEF/UN0280330/Herwig

Wasser war von Beginn an ein zentrales Thema in Za'atari. Zunächst wurden die Menschen über Tanklaster mit Trinkwasser versorgt. "Wir mussten immer weit laufen, dorthin, wo das Wasser war", erinnert sich Diaa. "Es hat eine Stunde gedauert, das Wasser nach Hause zu bringen."

Bereits 2012 entstand die Idee eines festen Trinkwassersystems. Ein riesiges Bauprojekt, für das über die Jahre eine Gesamtinvestition von 55 Mio. US-Dollar benötigt wurde. Dank großzügiger Spenden auch aus Deutschland kam sie zustande. Der Wohnwagen von Diaas Familie wurde als einer der letzten Anfang 2019 an das System angeschlossen.

2014: Ein Junge füllt an einem Tank seine Wasserkanister auf (l.). Heute: Amina und ihre Familie haben fließend Wasser zuhause.

Das Trinkwassersystem hat die Gefahr von Krankheiten in Za'atari entscheidend gesenkt. Für Kinder wie Diaa bedeutet es aber auch, dass sie mehr Zeit für sich haben. Diaa weiß das sinnvoll zu nutzen: „Jetzt gehe ich oft Fußball spielen – das ist viel besser, als Wasser zu holen."

» Mehr über das Trinkwassersystem in Za'atari lesen Sie in unserem Blog.

Hier spielen alle Kinder zusammen. Wirklich alle.

"Als wir herkamen, haben wir sofort angefangen zu spielen. Wir sind herumgehüpft. Wir waren ganz aus dem Häuschen."

Die achtjährige Asma ist eines der Kinder, die den neuen inklusiven Spielplatz in Za'atari als erste testen durften. Er ist ein Ort für alle Kinder: egal ob mit oder ohne Behinderung, hier spielen sie zusammen.

Wie sieht der inklusive Spielplatz aus? Welche Spielgeräte gibt es, und was macht sie besonders? Sehen Sie selbst in unserem Video (in englischer Sprache):

Seitdem in Za'atari die ersten Zelte standen, setzt sich UNICEF für kindgerechte Orte im Camp ein. Was mit improvisierten Spiel-Zelten begann, wurde stetig weiterentwickelt und verbessert. Der inklusive Spielplatz ist einer der ersten seiner Art in einem Flüchtlingslager weltweit und dürfte auch für Industrienationen wegweisend sein.

Schätzungen zufolge haben 30 Prozent der syrischen Flüchtlinge in Jordanien besondere körperliche oder kognitive Bedürfnisse und brauchen besondere Förderung. Deshalb sind die Geräte auf dem neuen Spielplatz nicht nur barrierefrei. Sie bieten außerdem Anregung für die Kinder: Xylophone und Lautsprecher sollen die Kreativität wecken. Ein Sandkasten und ein Sitzsack sind speziell für autistische Kinder designt.

Zaatari in Jordanien: Ein Mädchen sitzt auf einer Schaukel

Ala'a ist neun Jahre alt und ganz begeistert von dem inklusiven Spielplatz. "Ich liebe diesen Spielplatz, besonders die Schaukel und das Trampolin. Und wenn du hinfällst, ist jemand da und hilft dir."

© UNICEF/UN0251359/Herwig

Der Spielplatz ist nur ein Ort in Za'atari, der auf diese Bedürfnisse eingeht. Auch Schulen oder Toiletten wurden mit Unterstützung von UNICEF behindertengerecht eingerichtet.

In Za'atari geboren – jetzt im Kindergarten

Im Kindergarten bringen sie uns alles bei, zum Beispiel das Alphabet. Ich möchte Ärztin werden, da muss ich jetzt anfangen zu lernen!

Rimas (6)
Zaatari in Jordanien: Rimas (5) nach ihrem ersten Tag im Kindergarten

Als Rimas' Mutter Fatima ihrer Tochter sagte, dass sie bald in den Kindergarten komme, antwortete das Mädchen: "Wirklich? Okay, lass uns gehen!" Die heute Sechsjährige gehört zur ersten Generation Kinder, die in Za'atari geboren wurden und nun ihre Kindergarten- und Schullaufbahn beginnen.

Mutter Fatima erinnert sich, wie ihre Familie in Za'atari ankam. "Wir sind die letzten Meilen bis zur Grenze zu Fuß gegangen. Es war schwierig, mit den Taschen und dem Baby in meinem Bauch." Rimas kam zweieinhalb Monate zu früh auf die Welt. "Sie war sehr klein und dünn. Die Leute sagten, sie würde nicht überleben."

Heute ist Rimas ein aufgewecktes Mädchen – "Gott sei Dank", sagt Fatima. Kinder wie Rimas kennen kein Leben außerhalb des Flüchtlingscamps. Auch deshalb sind Einrichtungen wie ein Kindergarten so wichtig für sie.

Zaatari in Jordanien: Rimas singt im Kindergarten

Bild 1 von 4 | Mit voller Energie startet Rimas in ihre Zeit im Kindergarten.

© UNICEF/UN0241706/Herwig
Zaatari in Jordanien: Blick in eine Kindergarten-Gruppe

Bild 2 von 4 | Der Kindergarten befindet sich in einem Container. Aber bunte, kindgerechte Stühle und viele Bilder an den Wänden lockern die Atmosphäre auf.

© UNICEF/UN0241707/Herwig
Zaatari in Jordanien: Rimas und ihre Kusine Maram spielen mit Lego

Bild 3 von 4 | Rimas und ihre Kusine Maram spielen mit Lego. Das regt ihre Kreativität und ihr räumliches Denkvermögen an.

© UNICEF/UN0241708/Herwig
Zaatari in Jordanien: Der Kindergarten von außen

Bild 4 von 4 | Der Kindergarten von außen. Mit Unterstützung ihrer Erzieherinnen und Erzieher haben die Kinder die Wände bunt verziert.

© UNICEF/UN0241702/Herwig

Durch das kreative Spielen entwickeln die Mädchen und Jungen ihre kognitiven, sozialen und emotionalen Fähigkeiten. Außerdem bereitet der Kindergarten sie auf die Schule vor. Und, ebenso wichtig: positive Erlebnisse, die die Kinder beim Spielen und Lernen im Kindergarten machen, helfen ihnen, negative Erlebnisse und Stress auszugleichen.

UNICEF hat sich von Anfang an dafür eingesetzt, Kindergärten und Schulen in Za'atari einzurichten. In 2019 gab es hier 74 Kindergarten-Gruppen, die 1.693 Kinder besuchten. Doch 80 Prozent der Kinder im Alter von vier und fünf Jahren in Za'atari gehen nicht in den Kindergarten. UNICEF schätzt, dass elf neue Kindergärten gebaut werden müssten, damit es genug Plätze gibt.

Ich möchte, dass meine Kinder es bis an die Uni schaffen. Ich möchte, dass sie eine gute Bildung bekommen. Ohne Bildung haben die Menschen nichts.

Fatima (Rimas Mutter)
Zaatari in Jordanien: Rimas lernt mit ihrer Mutter

Kindheit in Za'atari: So können Sie helfen

Kinder wie Diaa, Asma und Rimas wachsen im Flüchtlingslager auf. Sie können nicht darauf warten, dass der Krieg in ihrer Heimat Syrien irgendwann vorbei ist. Ihre Kindheit ist jetzt.

Doch je länger der Krieg dauert, desto mehr schwindet das öffentliche Interesse an ihrer Situation. So fehlen dringend benötigte Spenden, um unsere Projekte dort fortführen zu können. Zuletzt mussten deshalb zum Beispiel etwa rund 100 Kinderzentren geschlossen werden.

Mit Ihrer Spende tragen Sie dazu bei, dass wir von UNICEF an der Seite der Kinder bleiben können. Vielen Dank!