© UNICEF/UNI572602/Valente Basmeri Dos Reis AraujoAlt Babys richtig stillen: Mutter und Baby beim Stillen
Gut zu wissen

Tipps für Eltern: Babys richtig stillen

Was ist das Beste für Ihr Baby? Wenn es ums Stillen geht, haben junge Eltern viele Fragen und bekommen oft verschiedene Antworten, die verwirren können. Wir schauen uns die 13 größten Mythen über das Stillen an und zeigen: Stillen ist wichtig und sollte angenehm für Mutter und Säugling sein. 


von Yvonne Laudien

Die 13 größten Mythen des Stillens und was dahintersteckt

Viele Ammenmärchen verunsichern junge Mütter oder lassen sie an sich zweifeln. Gemeinsam mit Stillberaterin und Stillforscherin Dr. Michele Griswold decken wir die 13 größten Mythen über das Stillen auf, damit Mütter selbstbewusst stillen können.

1. Mythos: Stillen ist ganz einfach.

Ein Neugeborenes zu Stillen braucht Zeit, Geduld und Gewöhnung für Mutter und Kind. Babys werden mit einem natürlichen Suchreflex geboren, der ihnen hilft, die Mutterbrust zu finden. Trotzdem brauchen Mütter in den ersten Lebensmonaten ihres Babys Unterstützung, damit sie ihr Neugeborenes richtig an die Brust anlegen und die richtige Stillposition finden. Es dauert meist etwas, bis Mutter und Kind ihren Stillrhytmus gefunden haben.

Stillen ist außerdem zeitintensiv. Stillende Frauen brauchen daher Raum und Ruhe – ob zuhause, unterwegs oder wieder im Beruf.

Schon gewusst? Stillen schützt Ihr Baby: Nämlich vor Ohrinfektionen, Durchfall, Lungenentzündungen und anderen Krankheiten im Kindesalter.

Babys richtig stillen: Eine Mutter in Uruguay stillt ihr Baby.

2. Mythos: Stillen tut weh – wunde Brustwarzen sind normal.

Falsch, Stillen sollte nicht schmerzen! Viele Mütter fühlen sich unwohl in den ersten Wochen, in denen sie lernen richtig zu stillen. Die richtige Stillposition und das korrekte Anlegen des Säuglings an die Brust können wunde Brustwarzen und Brustentzündungen verhindern. Stillkissen können beim Anlegen helfen. Damit können Mutter und Kind bei der Stillmahlzeit unterstützt werden und Mütter können Ihr Baby richtig stillen.

Sie wollen beim Stillen unterstützt werden? Kein Problem: Stillberater*innen, Hebammen und andere qualifizierte Fachkräfte begleiten Mütter bei den ersten Schritten, wie zum Beispiel beim Finden der richtigen Stillposition, und darüber hinaus.

Sie suchen eine*n Stillberater*in in Ihrer Nähe? Sprechen Sie dazu Ihre Frauenärztin oder Kursleiter*in des Geburtsvorbereitungs-Kurses an. Vielleicht gibt es sogar Stilltreffen in Ihrer Nähe.

  • Babys richtig stillen: Mutter und Baby beim Stillen

    Bild 1 von 2 | Lyona stillt ihren einmonatigen Sohn Svyatoslav. Die junge Mutter wurde zuvor von einer Hebamme unterstützt und kann nun selbstbewusst stillen. 

    © UNICEF/UNI434642/Vashkiv
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    Bild 2 von 2 | Tusabe stillt ihren acht Monate alten Sohn Diba. Auch Tusabe hatte Unterstützung und kann nun selbstsicher stillen.

    © UNICEF/UNI632049/Ushindi
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3. Mythos: Die Brustwarzen müssen vor dem Stillen gewaschen werden.

Es ist nicht nötig und auch nicht gut, die Brustwarzen vor dem Stillen zu säubern. Denn Säuglinge sind an die Gerüche ihrer Mutter gewöhnt. Das Saugen an der Brust der Mutter ist natürlich für einen Säugling, Ober- und Unterlippe umschließen dann die Brustwarze und der Säugling kann die Muttermilch durch das Saugen an Brustwarze und Warzenhof zu sich nehmen. Der Warzenhof (Areola) ist der kreisförmige, pigmentierte Bereich auf der Haut, der die Brustwarze umgibt. Die Brustwarzen produzieren eine Flüssigkeit, die sogar gut für Babys ist. Sie enthält nämlich "gute Bakterien", die helfen das Immunsystem aufzubauen. Damit kann beispielsweise auch eine Infektion vorgebäugt werden.

4. Mythos: Damit die Mutter sich ausruhen kann, müssen Mutter und Baby nach der Geburt getrennt werden.

Das ist ein Mythos. Ärzt*innen, Krankenpfleger*innen und Hebammen ermutigen nach der Geburt zum Haut-an-Haut-Kontakt – auch "Bonding" oder "Känguru-Methode" genannt. Dieser Hautkontakt ist wichtig: Denn er hilft den Neugeborenen, beim Stillen die Brust zu finden.

Es ist fürs Stillen hilfreich, wenn Mutter und Kind diesen Haut-Kontakt direkt nach der Geburt wiederholt erleben können. Sollte die Mutter dazu nicht in der Lage sein, kann auch ein anderes Familienmitglied einspringen. Zusätzlich kann der enge Körperkontakt zwischen Mutter und Kind die Milchbildung fördern. Wenn Ihr Baby an der Brust saugt, wird der Milchspendereflex ausgelöst, was die Milchproduktion ankurbelt. Kommt es einmal zu einem Milchstau, können bestimmte Stillpositionen und sanfte Massagen dazu beitragen, den Milchfluss zu fördern.

Schon gewusst? Der wiederholte Haut-an-Haut-Kontakt nach der Geburt fördert das Stillen.

Babys richtig stillen: Eine Mutter in der Elfenbeinküste hält ihr Neugeborenes warm.

5. Mythos: Nur leichte Kost für stillende Mütter während der Stillzeit!

Falsch! Stillende Mütter sollten sich ausgewogen und nährstoffreich ernähren. Babys gewöhnen sich bereits während der Schwangerschaft im Mutterleib an die Ernährungsgewohnheiten der Mutter. Es gibt keinen Grund, die Ernährung in der Stillzeit zu ändern.

Wenn Sie bemerken, dass Ihr Säugling doch auf eine bestimmte Nahrung, die Sie zu sich nehmen, reagiert und beispielsweise Bauchweh oder andere Beschwerden zu erkennen sind, fragen Sie am besten Ihre Ärzt*innen um Rat.

6. Mythos: Sport verändert den Geschmack der Muttermilch.

Bewegung ist gesund – auch für stillende Mütter. Es gibt keinen Beleg dafür, dass Sport den Geschmack der Muttermilch verändert. Auch das ist ein Ammenmärchen, das Sie nicht davon abhalten sollte, sich zu bewegen. Wichtig ist auf sich zu achten, in seinen Körper hineinzuhorchen und mit den sportlichen Aktivitäten nicht zu übertreiben. Auch beim Thema Sport und welche Sportarten wohltuend sind, können Sie sich bei Fragen und Unsicherheiten an Ihre Hebamme oder Ärzt*innen wenden.

7. Mythos: Mütter können nur stillen, wenn sie damit direkt nach der Geburt beginnen.

Nicht ganz! Ja, in der ersten Stunde nach der Geburt ist es am einfachsten, mit dem Stillen zu beginnen. Dann sind die natürlichen Reflexe des Neugeborenen noch am stärksten. Wenn die Mutter das Baby nicht gleich nach der Geburt an die Brust legen kann, sollte sie dies so bald wie möglich tun. Daher empfehlen UNICEF und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch, in der ersten Stunde nach der Geburt mit dem Stillen zu beginnen.

Wenn Mütter Hilfe beim Stillen in diesen ersten Stunden brauchen, können sie sich an Stillberater*innen und Hebammen wenden. Darüber hinaus der Tipp: Beim Stillen helfen der häufige Haut-zu-Haut-Kontakt und das wiederholte Anlegen des Babys an die Brust. Die Milchmenge wird von der Nachfrage des Babys beeinflusst. Wenn Ihr Kind öfter hungrig ist und Sie Ihr Baby stillen, produzieren Sie auch dementsprechend Milch.

Schon gewusst? Die Erstmilch, auch Kolostralmilch oder Vormilch genannt, ist reich an Antikörpern. Sie hilft Neugeborenen, ihr Immunsystem aufzubauen.

Babys richtig stillen: Eine Mutter in Äthiopien stillt ihr Baby.

8. Mythos: Wenn eine Mutter stillt, darf sie keine Babymilch-Produkte verwenden.

Jede Mutter entscheidet selbst, ob sie ihrem Baby neben Muttermilch auch alternative Säuglingsnahrung geben möchte. Manchmal ist dies aus zeitlichen Gründen nötig. Eine Mutter kann dann auf alternative Säuglingsnahrung zurückgreifen oder sie kann die eigene Muttermilch abpumpen. Wichtig dabei: Informieren Sie sich mithilfe von unabhängigen Informationen über diese Milchprodukte. Neben der Alternative zur Muttermilch sollte die Mutter ihrem Baby weiterhin so oft wie möglich die Brust geben. So läuft die natürliche Milchproduktion weiter. UNICEF und WHO empfehlen, Neugeborene in den ersten sechs Monaten ihres Lebens ausschließlich zu stillen.

Nützlicher Tipp: Entwerfen Sie gemeinsam mit Ihrer Hebamme oder Ihren Stillberater*innen Ihren individuellen Stillplan. Dieser soll Ihren Bedürfnissen und denen Ihres Babys entsprechen.

9. Mythos: Viele Mütter produzieren nicht genug Muttermilch für ihr Baby.

Fast alle Mütter produzieren eine ausreichende Milchmenge für ihr Baby. Die Milchbildung hängt davon ab, wie gut und häufig die Mutter ihr Baby an die Brust legt und wie gut das Baby saugt und die Milch aufnehmen kann. Wenn Stillprobleme auftreten können Hebammen und Ärzt*innen in der Regel weiterhelfen.

Stillen ist übrigens nicht nur ein Ein-Frau-Job! Damit Mutter und Kind gesund bleiben, brauchen sie Unterstützung zum Beispiel von Stillberater*innen. Die beste Mutter ist eine gesunde Mutter: Neben den Säuglingen dürfen die Mütter nicht zu kurz kommen. Stillende Frauen müssen gut essen und trinken und im Alltag entlastet werden.

Alt Babys richtig stillen: Mutter und Baby beim Stillen

Lia Amalia ist junge Mutter und stillt ihren sieben Monate alten Sohn Helio.

© UNICEF/UNI572602/Valente Basmeri Dos Reis Araujo

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10. Mythos: Eine Frau darf nicht stillen, wenn sie krank ist.

Je nach Art der Erkrankung können Mütter auch dann stillen, wenn sie krank sind. In jedem Fall sollten erkrankte Frauen, die stillen, sich richtig medizinisch behandeln lassen, sich ausruhen, essen und viel trinken. Ganz natürlich werden in vielen Fällen dabei auch die Abwehrkräfte des Babys gestärkt. Denn Mütter geben ihre Antikörper, welche sie in ihrer Krankheit bilden, mit der Muttermilch an ihre Babys weiter.

Frauen sollten im Falle einer Behandlung ihren Arzt oder ihre Ärztin darüber informieren, wenn sie stillen. Bestimmte Medikamente sollten stillende Frauen zu einem bestimmen Zeitpunkt, in einer bestimmten Dosierung oder einer alternativen Rezeptur einnehmen. Informieren Sie auch Ihre Kinderärzt*innen über Medikamente, die Sie während der Stillzeit einnehmen.

Schon gewusst? Stillen schützt auch die Mutter, nämlich vor Diabetes, Brust- und Eierstockkrebs, Herzerkrankungen und Postpartaler Depression.

Babys richtig stillen: Eine Mutter in Mexiko stillt ihr Baby.

11. Mythos: Babys, die gestillt werden, sind anhänglich.

Alle Babys sind unterschiedlich. Einige sind anhänglich, andere nicht und eine Wertung vorzunehmen, was richtig und falsch ist, kann Mütter verunsichern. Egal, wie eine Mutter ihr Baby füttert, fakt ist: Muttermilch ist die beste Nahrung für Säuglinge, zum Beispiel für die Entwicklung ihres Gehirns. Natürlich halten Mütter Babys, die gestillt werden, oft im Arm. Stillen fördert dadurch die Mutter-Kind-Bindung.

12. Mythos: Es ist schwieriger abzustillen, wenn Frauen länger als ein Jahr stillen.

Dafür gibt es keine Belege. Andererseits gibt es Belege dafür, dass es positiv für Mutter und Kind ist, wenn die Mutter das Baby bis zum zweiten Lebensjahr stillt. Ganz klar: Alle Mütter und Babys sind unterschiedlich. Es liegt an Mutter und Kind gemeinsam herauszufinden, wie lange die Stillzeit dauern darf und wann mit dem Abstillen begonnen werden soll. Generell gilt: Ihr Kind wird es Ihnen zeigen, wenn es bereit für Beikost ist.

13. Mythos: Wenn Mütter wieder in den Job einsteigen, müssen sie ihre Babys abstillen.

Zurück in den Job trotz Stillen? Das machen viele Mütter. Zum Thema Stillen am Arbeitsplatz gibt es je nach Land unterschiedliche Richtlinien. Je nach Arbeitssituation haben stillende Frauen im Job verschiedene Möglichkeiten: Wenn der Arbeitgeber es erlaubt, kann die Mutter zum Stillen nach Hause fahren. Sie kann aber auch Familie oder Freunde bitten, ihr Baby zum Stillen auf der Arbeit vorbeizubringen. Oder sie pumpt die Muttermilch ab, sodass jemand anderes ihren Säugling füttern kann, während sie arbeitet.

Sollte das alles für Sie nicht möglich sein, können Sie die Muttermilch abpumpen, lagern und Ihrem Baby direkt nach Feierabend füttern. Oder Sie entscheiden sich, Ihrem Kind ab und zu Muttermilchersatz zu füttern. In diesem Fall denken Sie daran: Am besten für Ihr Baby ist es, weiter zu stillen, so oft es Ihnen möglich ist. Viele Mütter stellen sich die Frage: Wie lange sollte ich stillen? Diese Frage kann nicht für jede Mutter gleich beantwortet werden. Wie lange man stillen sollte, lässt sich nicht genau sagen. UNICEF und WHO empfehlen, Neugeborene in den ersten sechs Monaten ihres Lebens ausschließlich zu stillen, daraufhin kann langsam nach Bedarf des Babys ergänzend Beikost verwendet werden. Falls sich Mütter unsicher sind und Ihr Baby zum Beispiel Gewicht verliert können Ihre Ärzt*innen mit spezifischem Wissen weiterhelfen.

Still-Kurs mit Stillexpertin Dr. Michele Griswold

Wichtig ist: Keine Stille ums Stillen! Es hilft, mit anderen Müttern oder Still-Expert*innen zu reden und sich auszutauschen. Viele Frauen machen ähnliche Erfahrungen und fragen sich die gleichen Fragen.

Dr. Michele Griswold ist anerkannte Stillberaterin, Krankenschwester und Stillforscherin. Die häufigsten Fragen zum Stillen beantwortet sie in diesem Video:

* Dieser Artikel wurde erstmals im April 2020 von Yvonne Laudien publiziert und im Nachgang von Lilian Sekkai überarbeitet.

** Dieser Blogbeitrag in Zusammenarbeit mit Dr. Michele Griswold. Sie ist Stillberaterin, Hebamme und forscht zum Thema Stillen. Dr. Griswold engagiert sich im "Global Breastfeeding Collective" der WHO und UNICEF, das sich bei Regierungen und in der Gesellschaft für mehr Unterstützung für Mütter beim Stillen einsetzt.

YvonneLaudien
Autor*in Yvonne Laudien

Yvonne Laudien berichtet aus der Pressestelle über alle aktuellen UNICEF-Themen.