

Elterntipps: Impfungen für Babys und Kleinkinder
Welche Impfungen braucht Ihr Baby oder Kleinkind, damit es optimal geschützt ist? Und sollten Sie aktuell während der weltweiten Corona-Krise etwas besonders beachten, wenn es ums Impfen geht? Wir haben Antworten auf die von Eltern am häufigsten gestellten Fragen zu diesem Thema.
Was Eltern über Impfungen für ihr Kind und Neugeborenes wissen möchten
1. Was sind Impfungen?
Als Impfung (auch Schutzimpfung genannt) bezeichnet man die Gabe eines Impfstoffes – entweder oral als Schluckimpfung oder per Spritze als Injektionsimpfung. Der Impfstoff schützt die geimpfte Person vor einer schweren Krankheit, die auch tödlich verlaufen könnte. Eine Impfung ist also eine vorbeugende Maßnahme, sie funktioniert präventiv.
Impfungen schützen vor viralen oder bakteriellen Infektionskrankheiten. Sie werden vor allem bei Kindern eingesetzt, die meisten bei Neugeborenen und Kleinkindern. Die Impfstoffe stimulieren die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers. So bereiten Impfungen den Körper darauf vor, die Erreger im Krankheitsfall wirksam zu bekämpfen.
Um den Impfschutz aufzubauen, gibt es verschiedene Impfmethoden: Bei den Lebendimpfungen enthält der Impfstoff eine sehr geringe Menge lebender Keime. Die Krankheitserreger sind dabei aber extrem abgeschwächt. Totimpfstoffe (inaktivierte Impfstoffe) dagegen enthalten abgetötete Krankheitserreger oder Bestandteile dieser Erreger.
Die Immunität hält bei den Lebendimpfstoffen sehr lange, meist sogar lebenslang. Bei den Totimpfstoffen lässt die Immunität nach und muss im Laufe der Jahre aufgefrischt werden.

2. Wie funktionieren Impfungen?
Impfungen helfen dem Immunsystem Ihres Kindes, besser mit bestimmten Infektionen klarzukommen. Die verabreichten Impfstoffe werden vom Körper als fremd erkannt. Sie sorgen dafür, dass der Körper Antikörper gegen die Erreger bildet und so eine Immunantwort (eine so genannte Immunisierung) auf eine bestimmte Krankheit auslöst. Eine Schutzimpfung ist also wie ein Training des Immunsystems gegen die jeweilige Krankheit.
Wenn nach der Impfung eines Tages dann echte Krankheitsviren oder -bakterien in den Körper Ihres Kindes eindringen sollten, kennt das körpereigene Immunsystem die Krankheitserreger bereits – und weiß, wie es schnell und effektiv gegen die Krankheit vorgehen kann. Die Folge: Die Krankheit kann bei Ihrem Kind entweder gar nicht oder nur sehr abgeschwächt ausbrechen. Dieser Impfeffekt wurde immer wieder in unzähligen Studien bestätigt.

3. Sind Impfungen sicher für mein Kind?
Ja, Impfungen sind sehr sicher. Alle Impfstoffe durchlaufen strenge Sicherheitstests und viele klinische Studien, bevor sie zugelassen werden, und entsprechen strengen Qualitäts- und Sicherheitsstandards. Das durch eine Impfung für Ihr Kind entstehende Risiko ist also sehr gering. Viel höher wäre das Risiko, dass Ihr Kind ohne Impfung an einer dieser vermeidbaren Krankheiten erkrankt. Ungeimpft könnte Ihr Kind dauerhaften Schaden nehmen und schlimmstenfalls an einer dieser Krankheiten sterben.
4. Warum sollte ich mein Kind impfen lassen?
Ganz einfach: Weil Impfungen Leben retten. Impfungen schützen Kinder vor Krankheiten, die lebenslange Folgen haben oder sogar tödlich verlaufen können. Jedes Jahr retten Impfungen das Leben von rund drei Millionen Kindern weltweit. Besonders wichtig sind sie für Säuglinge und Kleinkinder, bei denen sich das Immunsystem erst noch entwickeln muss.
Es ist also die richtige Entscheidung, dass Sie Ihr Kind impfen lassen. Denn nur so können hoch ansteckende Krankheiten wie Masern, Keuchhusten, Diphtherie, Röteln, Tetanus oder Polio (Kinderlähmung) dauerhaft global ausgerottet werden.
5. Sechsfachimpfung: Kommt mein Baby mit den vielen Impfungen klar?
Ja, die Impfungen sind für die große Mehrheit der Säuglinge überhaupt kein Problem. Manche Eltern befürchten zwar, dass eine Mehrfach-Impfung gegen drei, vier oder mehr Infektionskrankheiten das Immunsystem ihres Kindes überfordern könnte. Aber Kinder sind sowieso jeden Tag Hunderten von Keimen ausgesetzt, mit denen sie gut klarkommen. Und: Andere leichte Krankheiten, beispielsweise eine normale Erkältung, belasten das Immunsystem Ihres Kindes stärker als eine Impfung. Selbst eine Sechsfachimpfung wird Ihr Kind also gut wegstecken.

6. Manche Krankheiten gibt es hier doch gar nicht mehr. Soll ich mein Kind trotzdem impfen lassen?
Ja, Sie sollten Ihr Kind impfen lassen, auch wenn die jeweilige Krankheit in unserem Land schon nicht mehr auftritt. Denn durch unsere globalisierte, zunehmend vernetzte Welt besteht die Gefahr, dass sich eine Krankheit wieder von den wenigen Regionen ausgehend ausbreitet, in denen es sie noch gibt – und für diesen Fall ist Ihr Kind mit einer Impfung bestens gewappnet.
7. Was bedeutet Herdenimmunität?
Wenn genügend Menschen in einer Region oder einem Land gegen eine bestimmte Krankheit geimpft sind, können sie eine sogenannte Herdenimmunität erreichen: Die meisten von ihnen sind bereits immun, sodass sich die Krankheit nicht mehr so leicht von Mensch zu Mensch ausbreiten kann. Die Herdenimmunität bietet also einen sehr wirksamen Schutz gegen eine Krankheit – sogar für die wenigen, die selbst gar nicht gegen sie geimpft sind, zum Beispiel ganz kleine Neugeborene.
Außerdem verhindert die Herdenimmunität auch neue Krankheitsausbrüche, weil sie die Ausbreitung der Krankheit erschwert. Über die Zeit wird die Krankheit immer seltener und verschwindet bestenfalls irgendwann vollständig. So wie beispielsweise die früher hochgefährlichen Pocken, die seit rund 40 Jahren als ausgerottet gelten.
Experten-Tipps für Eltern
Elternsein ist nicht immer einfach. Bei unserer weltweiten Arbeit für Kinder sammeln wir von UNICEF viel Wissen und Erfahrungen. Diese möchten wir hier zusammen mit den Tipps von Ärzten und Baby-Experten an Sie weitergeben.
Unsere Leseempfehlungen für Sie:
» Babys richtig stillen: Die 13 größten Mythen
» Babys und Musik: Der Soundtrack zur gesunden Entwicklung
8. Kann eine Impfung mein Baby krank machen?
Die Impfungen sind für Ihr Kind sehr sicher. Nur extrem selten kommt es bei einer Impfung zu einer ernsteren Nebenwirkung. Gelegentlich kommt es aber zu einer leichten Impfreaktion: Ihr Kind kann in den ersten Stunden oder Tagen nach einer Impfung etwas angeschlagen sein oder milde Krankheitssymptome entwickeln – leichte Schmerzen an der Injektionsstelle etwa oder auch etwas Fieber. Diese Reaktionen sind aber fast immer harmlos und gehen auch wieder vorüber.

In Absprache mit Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt können Sie ihrem Kind bei Bedarf auch ein passendes Schmerz- oder Fiebermittel geben. Oder Sie kühlen die Injektionsstelle, um die Beschwerden zu lindern. Wenn Sie sich trotzdem Sorgen machen um ihr Kind, sprechen Sie im Zweifelsfall lieber noch einmal direkt mit Ihrer behandelnden Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt.
In der Vergangenheit gab es vereinzelt Gerüchte oder Berichte, dass Impfungen ein Auslöser für Autismus bei Kindern sein könnten. Viele umfangreiche Studien und Untersuchungen der letzten Jahre haben jedoch gezeigt, dass es keinen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus gibt.
9. Vor welchen Infektionskrankheiten schützen die Impfungen mein Kind?
Impfungen bewahren Ihr Kind vor vielen schweren Krankheiten. Zum Beispiel vor diesen, die alle auch tödlich enden können:
- Poliomyelitis / Polio (Kinderlähmung) – eine Krankheit, die zu schwersten Lähmungen führen kann.
- Masern – die unter anderem Entzündungen in Lunge oder Gehirn verursachen können.
- Tetanus (Wundstarrkrampf) – hier kommt es zu schmerzhaften Muskelkrämpfen und Schwierigkeiten beim Essen und Atmen, vor allem bei Neugeborenen.
10. Kann ich Impfungen für mein Kind auch verschieben? So wichtig ist der Impfplan
Wenn es irgendwie geht: Lieber nicht. Denn wenn Sie den empfohlenen Impfplan konsequent einhalten, ist das eine der besten Möglichkeiten, um Ihr Kind zu schützen. Jedes Mal, wenn Sie eine Impfung verschieben, erhöhen Sie die Anfälligkeit Ihres Kindes für die jeweilige Krankheit.
11. Kann ich auf die Windpocken-Impfung verzichten? Die Windpocken sind doch harmlos. Oder?
Windpocken verlaufen tatsächlich meistens relativ harmlos. Viele der jetzigen Eltern erinnern sich noch, dass sie selbst in ihrer Kindheit die Windpocken hatten – denn der Impfstoff wurde erst in den 90er-Jahren eingeführt.

Trotzdem ist auch mit dieser Krankheit nicht zu spaßen: Bei einigen wenigen erkrankten Kindern kommt es zu Komplikationen. In schweren Fällen enden die Windpocken ohne Impfung sogar tödlich oder verursachen dauerhafte Behinderungen beim Kind. Durch die Windpocken-Impfung werden solche Komplikationen verhindert.
Schenken Sie Kindern einen guten Start ins Leben
Mütter und Väter weltweit verbindet ein Wunsch: dass ihre Kinder gesund, geborgen und glücklich sind. Doch in Kriegs- und Krisengebieten bedrohen Hunger und Krankheiten das Leben vieler Mädchen und Jungen. UNICEF hilft mit sauberem Wasser, Spezialnahrung und Impfungen. Helfen Sie mit!
12. Was sind die wichtigsten Impfungen für mein Kind?
Die beste Orientierung für diese Frage bieten Ihnen die Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO). Die STIKO ist am Robert-Koch-Institut angesiedelt. In ihrem jährlich überarbeiteten Impfkalender listet sie alle Standard-Impfungen für Säuglinge, Kinder und Jugendliche in Deutschland auf. Auch das empfohlene Impfalter und die Abstände zwischen den einzelnen Impfungen werden in diesem Kalender festgelegt.

Wenn Sie dem Impfplan der STIKO für Ihr Kind folgen, liegen Sie also auf jeden Fall richtig. Momentan gehören unter anderem Impfungen gegen Rotaviren, Diphtherie, Tetanus, Poliomyelitis (Polio), Pertussis (Keuchhusten), Meningokokken und Pneumokokken sowie gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken (Varizellen) zu den Standard-Empfehlungen der STIKO. Hier finden Sie Infos der BZgA zu den aktuellen Impfempfehlungen für Kinder unter zwölf Jahren.
Dank der empfohlenen Impfungen erhält Ihr Kind eine wertvolle Grundimmunisierung. Mit den regelmäßigen Auffrischimpfungen bleibt Ihr Kind sein Leben lang gut geschützt gegen die wichtigsten vermeidbaren Kinderkrankheiten.
13. Ist mein Baby in der Zeit vor den ersten Kinderimpfungen allen Erregern schutzlos ausgeliefert?
Nein, zum Glück nicht. Unmittelbar nach der Geburt und in der Zeit danach haben Neugeborene nämlich den so genannten "Nestschutz". Über die Nabelschnur der Mutter und beim Stillen bekommen sie die Antikörper der Mutter mit. Dadurch sind sie in den ersten Lebenswochen oder Lebensmonaten auch ohne Impfung gegen zahlreiche Krankheitserreger geschützt. Der Nestschutz hält aber nur kurze Zeit an – dann werden die Babys anfälliger für Infektionskrankheiten. Und die Kinderimpfungen werden jetzt umso wichtiger.
14. Gibt es in Deutschland eine Impfpflicht?
In Deutschland sind – im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern – bis auf eine alle Kinderimpfungen freiwillig. Es gibt aber Empfehlungen (siehe Frage oben), gegen welche Krankheiten Sie Ihr Kind unbedingt impfen lassen sollten.
Welche Impfung in Deutschland nicht freiwillig ist? Die seit März 2020 geltende Kinderimpfung gegen die Masern. Sie ist für alle Kinder vorgeschrieben, die in einen Kindergarten, eine Tagespflege oder zur Schule gehen (auch für das dort arbeitende Personal natürlich).

Der Grund dafür: In den vergangenen Jahren war es in Deutschland aufgrund einer zu niedrigen Impfquote zu Hunderten Maserninfektionen gekommen. Die Masern sind eine schwere Infektionskrankheit, die vor allem bei Kindern zu schweren Komplikationen führt – bis hin zu tödlichen Verläufen. Mit der Impfpflicht sollen die Masern nun in Deutschland wieder zurückgedrängt werden. Mehr Infos zum Masernschutzgesetz gibt's beim Bundesgesundheitsministerium.
15. Soll ich mein Kind auch jetzt während der Corona-Pandemie impfen lassen?
Ja. Denn während der aktuellen Corona-Krise wird das Gesundheitssystem in manchen Phasen der SARS-CoV-2-Pandemie besonders stark belastet. Wenn Kinder umfassend geimpft sind, trägt dies zu einem insgesamt guten allgemeinen Gesundheitszustand der Kinder und damit zu einem geringeren Bedarf für medizinische Versorgung bei. So wird das Gesundheitssystem entlastet, und es gibt mehr Kapazitäten in den Krankenhäusern für Covid-Erkrankte.
Durch Impfungen wird Ihr Kind außerdem vor Infektionen geschützt, die ansonsten in der Pandemiezeit zusätzlich gefährlich werden könnten. Voraussetzung für eine Impfung ist natürlich immer, dass weder Sie noch Ihr Kind Symptome einer Covid-Erkrankung haben. Im Zweifelsfall können Sie die Impfung auch in Absprache mit Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt um zwei Wochen verschieben, um sicherzugehen, dass Sie und Ihr Kind gesund sind.
UNICEF-Impfungen retten Kinderleben
Möchten Sie wissen, wie UNICEF Kinder in vielen Ländern weltweit mit Impfstoffen versorgt – und so Millionen Mädchen und Jungen vor vermeidbaren Krankheiten bewahrt? Auf unserer UNICEF-Impf-Seite erhalten Sie alle Infos dazu.

** Grundlage dieses Beitrags ist ein Blog von UNICEF International. Wir haben ihn für Sie übersetzt, redaktionell überarbeitet und um weitere Informationen ergänzt.
Der Beitrag erschien erstmals am 6.7.2020. Wir aktualisieren ihn regelmäßig.

Susanne Nandelstädt arbeitet als Online-Redakteurin für UNICEF. Im Blog schreibt sie über UNICEF-Projekte weltweit.