Meinung

Fünf Wege mit Rassismus umzugehen

Rassismus begegnet uns immer wieder im Alltag. Wir alle kennen Situationen, in denen wir dagegen einschreiten wollen – wissen häufig aber nicht wie. Deshalb ist es uns von UNICEF wichtig, Ihnen fünf einfach umsetzbare, aber dennoch wichtige Tipps im Umgang mit Rassismus zu geben.


von Katharina Kesper

Es gibt viele Dinge, die Sie, Ihre Kinder, Ihre Familie und Freunde tun können, um sich zu solidarisieren. Mit einigen Denkanstößen können wir unser Verhalten ändern und gemeinsam das Engagement für soziale Gerechtigkeit stärken.

Rassismus: Zwei Mädchen zeigen mit ihrer Freundschaft Zusammenhalt.

Kinder auf der ganzen Welt verdienen es, mit Freundlichkeit und Respekt behandelt zu werden und sicher und gesund aufzuwachsen.

© UNICEF/UNI268285/Dombrowski

Rassismus schadet Kindern und kann tiefe Narben in ihrer Psyche hinterlassen. Diskriminierung, Gewalt und Rassismus verunsichern ganze Gesellschaften und hinterlassen bleibende Traumata bei betroffenen Kindern und ihren Familien.

Die Proteste, die in den USA und auf der ganzen Welt stattfinden, greifen dies auf. Zehntausende Menschen – vor allem junge Leute – gehen weltweit auf die Straßen, um Bewusstsein für Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten zu schaffen.

Sie fordern ein Ende von Rassismus und Diskriminierung, mit denen Menschen in jeder Gesellschaft seit Generationen konfrontiert sind. Sie fordern ein Ende von Hass und Gewalt. Und so können auch Sie dazu beitragen:

Fünf Tipps, wie Sie mit Rassismus umgehen können

1. Menschen, die Diskriminierungserfahrungen machen, zuhören und ihre Geschichten weitererzählen

Achten Sie auf die Stimmen von Menschen, die tagtäglich Rassismus erleben. Teilen Sie ihre Geschichten mit Ihren Freunden und Ihrer Familie. Erinnern wir uns daran, dass wir jeden Tag eine Wahl zu treffen haben: solidarisch zu sein statt zu schweigen.

2. Fanatismus und hasserfüllte Reden nicht ignorieren, sondern dagegenhalten

In letzter Zeit hat es überall auf der Welt eine beunruhigende Zunahme von „Hate Speech“, sogenannten Hassreden, gegeben. Wenn Sie in sozialen Medien oder in Zeitungen Passagen lesen, die Vorurteile widerspiegeln, dann melden Sie sich zu Wort. Schreiben Sie einen Antwort-Kommentar oder verfassen Sie einen Leserbrief an die Zeitung, um andere Leser wissen zu lassen, dass intolerante Bemerkungen unfreundlich und unangebracht sind. Schreiten Sie ein, statt nur zuzuhören

Wenn Sie hören, dass jemand einen rassistischen Witz erzählt, sprechen Sie ihn an und erklären Sie, dass Stereotypisierung nicht zu verharmlosen ist. Ermutigen Sie auch Ihre Kinder, sich zu äußern, wenn ihnen etwas ungerecht oder unfair vorkommt. Es ist nicht lustig, Witze und Späße auf Kosten anderer zu machen, und fördert außerdem, Stereotype aufrechtzuerhalten. Wir müssen uns zu Wort melden, wenn wir sehen, dass jemand aufgrund von Abstammung oder Identität ungerecht behandelt wird.

Niemand wird mit Hass auf andere Personen geboren…


3. Kindern Freundlichkeit, Gerechtigkeit und Menschenrechte lehren

Vorurteile und Hass sind nicht angeboren. Sie sind erlernte und sozialisierte Verhaltensweisen – und sie können auch wieder verlernt werden! Rassismus ist wie eine Krankheit: Die gesundheitlichen Folgen haben lebenslang negative Auswirkungen auf die Gesundheit und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.

Gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Sprechen Sie mit Ihren Kindern über Rassismus und was der Begriff eigentlich bedeutet. Sie können erklären, dass Rassismus von einer bestimmten Denk- und Handlungsweise gegenüber bestimmten Menschen geprägt ist. Erklären Sie auch, dass jeder Mensch das Recht hat, sich sicher und wertgeschätzt zu fühlen und fair behandelt zu werden. Wenn wir gegen Alltagsdiskriminierung vorgehen wollen, müssen wir es offen diskutieren und in unserem täglichen Leben wachsam sein.

Jedes Kind hat das Recht darauf, nicht diskriminiert zu werden. Das besagt die UN-Kinderrechtskonvention. Sie gilt weltweit und auch in Deutschland.
Artikel 2: Diskriminierungsverbot – Alle Kinder sind gleich!
Die Kinderrechte gelten für alle Kinder unter 18 Jahren. Egal, wer sie sind, wo sie leben, woher sie kommen, welche Hautfarbe sie haben, welche Sprache sie sprechen, welche Religion sie haben, welchem Geschlecht sie sich zuordnen, in welcher Kultur sie leben, ob sie eine Behinderung haben, ob sie reich oder arm sind. Keinem Kind darf irgendeines der beschlossenen Rechte weggenommen oder vorenthalten werden.

4. Setzen Sie sich für Menschen ein, die schikaniert werden – wenn es für Sie sicher ist

Wenn Sie sehen, dass jemand belästigt oder körperlich angegriffen wird, dann helfen Sie, wenn Sie dies gefahrlos können! Allein durch Ihre Anwesenheit machen Sie sich als Zeuge bemerkbar und schrecken Angreifer ab. Nehmen Sie Blickkontakt mit der betroffenen Person auf und fragen Sie sie, ob und wie Sie helfen können.

Wenn in der Öffentlichkeit mehr Zivilcourage und Solidarität gelebt wird, verlieren Rassisten und Hassredner ihre Macht. Verbale und körperliche Gewalt sind in keiner Weise zu tolerieren. Alle Menschen verdienen es, mit Würde, Respekt und Menschlichkeit behandelt zu werden.

5. Unterstützen Sie Menschenrechtsorganisationen

Wie Kinder Gewalt gegen Menschen mit anderem kulturellem Hintergrund verinnerlichen, ist eine Frage der Kinderrechte. Systemischer Rassismus ist ein Kinderrechtsthema. UNICEF macht sich deshalb seit seiner Gründung vor 70 Jahren unermüdlich für die Rechte der Kinder stark und setzt sich dafür ein, dass alle Kinder in einer sicheren und gesunden Umgebung aufwachsen.

Kinder, die Diskriminierung, Rassismus und Gewalt erleben, brauchen unsere Unterstützung – gestern, heute und morgen. Wir verurteilen Rassismus in jeder Form.

Weitere Leseempfehlung

Wie genau kann man mit Kindern über Rassismus sprechen? Tipps dazu, wie man das Gespräch führt und wie man das Thema Kindern in unterschiedlichem Alter näher bringen kann, finden Sie in unserem englischsprachigen Blogbeitrag.

Diesen Blog erschien im Original auf www.unicef.org und wir haben ihn aus dem Englischen von Sarah Ferguson für Sie übersetzt.

Katharina Kesper
Autor*in Katharina Kesper

Katharina Kesper ist Chefin vom Dienst bei UNICEF und bloggt über kraftvolle Geschichten von Kindern, über die Arbeit der Organisation auf der ganzen Welt, über UNICEF-Helfer*innen und besondere Begegnungen.