Menschen für UNICEF

"Lasst uns aufstehen und die Kinder schützen!"

Im Interview schildert Panikrocker Udo Lindenberg seinen Blick auf die Erde und erklärt, warum er den Traum vom Frieden noch nicht aufgegeben hat.


von Claudia Berger

Ungewohnt wuselig ist es heute im noblen Hotel Atlantic an der Hamburger Außenalster – seit Jahrzehnten Wohnsitz von Udo Lindenberg.

Drei Männer befestigen elektrische Lichterketten an dem deckenhohen Weihnachtsbaum im Foyer. Ich bin ein bisschen zu früh dran für meinen Termin mit Udo und der Fotografin Tine. Teetrinkend sehe ich den drei Männern auf der hohen Leiter bei der Arbeit zu. Das passt eigentlich gut zu einem Termin zur neuen UNICEF-Weihnachtskarte, denke ich.

Skizze UNICEF-Weihnachtskarte von Udo Lindenberg

Erste Skizzen kommen an - die Richtung stimmt!

© Udo Lindenberg

Das Projekt „neue Udo-Karte“ ist seit Wochen im vollen Gange. Unzählige nächtliche SMS sind hin- und hergeschickt worden. Welches Thema? Welches Motiv passt in diesem Jahr? Udo schickt erste Skizzen. Er macht es sich nicht leicht mit der UNICEF-Karte. Und dann kommt eines Nachts eine SMS mit einer galaktisch guten Skizze, und ich weiß sofort: Das ist es. Wenige Tage später um 4:18 Uhr morgens kommt dann die ausgearbeitete Zeichnung. „So langsam wird dat wat“, schreibt Udo augenzwinkernd.

Jetzt ist es soweit, ich treffe mich mit Udo in seinem Büro, seiner „Villa Kunterbunt“. Kurze Besprechung – was zieht er dieses Jahr an fürs Fotoshooting? Udo entscheidet sich für eine schwarz-rote Lederjacke und schnallt seinen Nietengürtel um die schmalen Hüften. „Rockstar geht eigentlich ganz schnell“, meint er, als auch der zweite Gürtel klickt. Jetzt hat Udo Zeit für ein Gespräch.

UNICEF: Lieber Udo, du hast in diesem Jahr eine galaktisch gute Grußkarte für UNICEF gestaltet. Würdest du selber gerne mal ins All reisen? Was würde dir wohl durch den Kopf gehen, wenn du die Erde aus dem Weltraum betrachten würdest?

Udo Lindenberg: Na klar, der Astronauten-Traum begleitet mich ja schon eine ganze Weile. Ich würde die Erde von oben als einen kleinen, verletzlichen blauen Planeten sehen, den wir Menschen nun endlich beschützen müssen. Wir gehen ja mit der Erde so um, als hätten wir zwei davon! Und das hat schlimme Folgen.

Nein – wenn die Kinder von 2020 nicht die letzte Generation sein sollen, muss endlich international gehandelt werden. Das heißt: Stopp den Klimawandel, stopp die Plastikvermüllung unserer Ozeane, stopp die Vernichtung von Regenwäldern!

Wer aus dem weltweiten Klimaschutzabkommen aussteigt und sich auf nationalistisches Gelaber zurückzieht, verrät die nächste Generation. Dieser kleine blaue Planet wird überzogen mit dem Blut sinnloser Kriege und dem ökologischen Untergang preisgegeben. Lasst uns aufstehen, die Kinder schützen und die Vergewaltigung von Erde und Natur beenden!!!

Udo Lindenberg mit seiner neu gestalteten UNICEF-Weihnachtskarte „Galaktische Weihnachten“.

Udo Lindenberg präsentiert seine neu gestaltete UNICEF-Weihnachtskarte „Galaktische Weihnachten“.

© Tine Acke

UNICEF: Dein aktueller Song heißt „Wir ziehen in den Frieden“ – da singst du „Ich hör' John Lennon singen ,Give Peace a Chance‘, und es klingt wie 'n Vermächtnis aus dem All“. Glaubst du, dass es für den Frieden noch eine echte Chance gibt?

Udo Lindenberg: Ja, wenn wir aufhören, uns an Kriege zu gewöhnen, als wären das irgendwelche Naturgewalten. Sie sind menschengemacht – und Menschen können sie beenden. Wie können wir zulassen, dass täglich Rüstungsgeschäfte in Milliardenhöhe durchgezogen werden, während gleichzeitig viele tausend Kinder, Frauen und Männer dem Hungertod zum Opfer fallen? Das ist der tägliche Krieg. Das ist das tägliche Verbrechen. Sind wir die stumme Armee und tragen das alles mit durch unser Schweigen? Es reicht!

Gerade Deutschland muss vor dem Hintergrund zweier Weltkriege als friedenspolitischer Powermacher die Großmächte dazu drängen, diese verbrecherische, kamikazehafte Aufrüstung zu beenden und endlich wieder über Abrüstung zu reden. Stattdessen hat die Bundesregierung gerade ihren sogenannten Militärhaushalt um viele Milliarden erhöht. Eine Schande.

Galaktische Weihnachten

"Galaktische Weihnachten" - der Udonaut auf Friedensmission.

© Udo Lindenberg

UNICEF: Im Moment ist ja auch unser UNICEF-Botschafter Alexander Gerst im All unterwegs. So von Udonaut zu Astronaut – was würdest du Astro-Alex gerne mal fragen?

Udo Lindenberg: Ich würde ihm wahrscheinlich sagen: ‚Hi Alex, ich würde gerne mal mitfliegen, siehst du da ne Chance für nen guterhaltenen alten Rocker wie mich? Mit Schleudertests und Zentrifugal-Kräften kenn ich mich ja schon gut aus, von der Rock n Roll-Bühne her… und wann geht‘s zum Mars? Astro Alex, bist du dabei? No Panik, Dein Udonaut‘

UNICEF: Lieber Udo, danke für das Gespräch!

Als ich wieder ins Foyer trete, leuchtet inzwischen auch der Weihnachtsbaum. Passt. Galaktische Weihnachten!

Udo Lindenberg und Claudia Berger

Das Interview mit Udo Lindenberg führte UNICEF-Kollegin Claudia Berger aus dem Team Public Relations.

© Tine Acke
Claudia Berger
Autor*in Claudia Berger

Claudia Berger arbeitet beim Deutschen Komitee für UNICEF im Bereich Public Relations und betreut die prominenten UNICEF-Unterstützer.