Natalya Saprunova, Russland/Frankreich
Russland: Uliana, die aus der Kälte kommt
Uliana ist elf Jahre alt. Sie liebt es, im Freien zu sein, zu fischen, sie isst das Fleisch der Rentiere ohne Messer und Gabel, sie bastelt und stickt. Sie fliegt im Hubschrauber und färbt sich ihr Haar. Sie hat einen Hund genauso wie ein Laptop. Sie ist auf Flüssen unterwegs und in den Wäldern. Uliana gehört zu einer der vielen ethnischen Minderheiten im äußersten Nordwesten Russlands, den Samen. Ihre Vorfahren waren noch Nomaden.
Uliana lebt in einer Siedlung namens Lovozero auf der Halbinsel Kola, wo es Holzhütten neben Plattenbauten gibt. Und manchmal macht sie Ferien bei der Großmutter in einem Nest, das gerade noch 400 Einwohner hat – oder besucht eine alte Frau, die als einzige noch in einem Weiler mit vier Häusern lebt.
Die Fotografin Natalya Saprunova hat eine Kindheit porträtiert, wie es sie wohl selten noch gibt. Ein bisschen noch alte Welt, ein wenig schon neue. Und darin ein starkes, anpackendes, fröhliches Mädchen, das eisige Kälte ebenso aushält wie Moskitoschwärme. Das Hand anlegt, wenn es helfen muss. Und verspielt ist wie eben ein Kind.
Die Fotografin: Natalya Saprunova, Russland/Frankreich
Natalya Saprunova, 1986 in Russland geboren, hat zunächst als Französischlehrerin gearbeitet, dann an der Ecole des Métiers de l‘Information in Paris studiert und die französische Staatsbürgerschaft erworben. Noch in Russland hat sie als Fotografin für eine Tageszeitung in Murmansk gearbeitet. Inzwischen unterrichtet sie Fotografie in Paris. In Frankreich war sie Finalistin oder Preisträgerin diverser Wettbewerbe. Die Transformation von Gesellschaften, Identität, Jugend und Weiblichkeit sind ihre Themen.