Pressemitteilung

Afghanistan: 260.000 Kinder brauchen Hilfe nach Erdbeben

Knapp eine Woche nach dem Erdbeben wird das Ausmaß der Katastrophe in der schwer zugänglichen Bergregion klarer. "Die Folgen für Kinder sind wesentlich schlimmer, als es anfangs aussah", berichtet UNICEF-Mitarbeiter Daniel Timme aus Afghanistan. Nothilfe-Teams sind intensiv im Einsatz.

Kabul/ Köln

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Aziza (6) starrt auf die Ruinen ihres Hauses in Ghazi Abad (Provinz Kunar), das beim Erdbeben im Osten Afghanistans zerstört wurde. UNICEF-Teams leisten Nothilfe im schwer zugänglichen Erdbebengebiet. 

© UNICEF/UNI859079/Meerzad
  • Knapp eine Woche nach Katastrophe: Ausbruch von Krankheiten befürchtet
  • Nothilfe von UNICEF läuft auf Hochtouren / Hilfe für Verletzte, Trinkwasser, Kinderschutz
  • Logistische Herausforderungen in abgelegener Bergregion

„Die Folgen des Erdbebens für Kinder in Afghanistan sind wesentlich schlimmer, als es anfangs aussah: Wir rechnen damit, dass rund eine halbe Million Menschen betroffen sind, davon über 260.000 Kinder“, sagt Daniel Timme, Mitarbeiter von UNICEF in Afghanistan. Fünf Tage nach der Naturkatastrophe wird das Ausmaß der Schäden in der schwer zugänglichen Bergregion im Osten Afghanistans klarer. „Es gibt immer noch Nachbeben. Zudem droht der Ausbruch von Krankheiten“, sagt Timme. Die Nothilfe-Teams von UNICEF sind bereits intensiv im Einsatz.

Über 5.000 Häuser in der Erdbebenregion, vor allem in Provinzen Nangarhar und Kunar, sind teilweise oder ganz zerstört. „Die Häuser sind traditionell aus Lehmziegeln gebaut und durch das Beben in sich zusammengefallen. Zudem sind die Dörfer in den Bergen teilweise terrassenförmig an den Hängen angelegt, so dass sie wie Dominosteine umgestürzt sind“, schildert Timme. Da unter den Trümmern weiterhin nach Vermissten gesucht wird, werden die Opferzahlen wahrscheinlich weiter steigen. Mit Stand 4. September gibt es laut Behörden über 2.200 Tote und 3.600 Verletzte.

Unmittelbar nach der Katastrophe hat UNICEF damit begonnen, die Bedarfe zu analysieren und Hilfsgüter aus den Lagerbeständen zu verteilen, darunter 2.000 Sets mit Hygieneartikeln, warmer Kleidung, Decken und Kochutensilien für Familien, die bei dem Erdbeben ihr Zuhause verloren haben.

Hilfe kommt mit Eseln oder zu Fuß in zerstörte Bergdörfer

Mobile Gesundheitsteams sind vor Ort in den zerstörten Dörfern im Einsatz, um Verletzte zu versorgen. Da es keine Straßen gibt, müssen sie die betroffenen Menschen mit Eseln oder zu Fuß in mehrstündigen Fußmärschen erreichen. Mehr als 25 von UNICEF unterstützte Gesundheitseinrichtungen helfen bei der Behandlung. Seit dem 1. September wurden 2.500 Verletzungen behandelt sowie 300 Operationen durchgeführt. 35 Krankenwagen sind rund um die Uhr im Einsatz. 3.000 Kartons mit hochkalorischen Energiekeksen und 1.000 Kartons mit therapeutischer Nahrung wurden nach Nangarhar gebracht, um Mangelernährung bei Kindern vorzubeugen und sie zu behandeln. 1.600 Familien werden Bargeldhilfe erhalten, um sich mit dem Nötigsten selbst versorgen zu können.

Da die Wasserversorgung unterbrochen und durch die Lage Wasserlieferung mit Lastwagen nicht möglich ist, verteilt UNICEF Eimer und Wasserreinigungstabletten für sicheres Trinkwasser. Auch Hygienesets zum Waschen werden verteilt, um den Ausbruch von Krankheiten wie Durchfallerkrankungen zu verhindern.

Gestern ist ein Flug mit 130 Tonnen von der EU finanzierten UNICEF-Hilfsgütern in Kabul angekommen; ein weiterer Flug wird heute erwartet. Die Helferinnen und Helfer stehen vor der logistischen Herausforderung, dass Straßen und Wege teilweise verschüttet sind und die Bergregion ohnehin schwer zugänglich ist.

Schutz für unbegleitete und von Familien getrennte Kinder

Ein weiterer aktueller Schwerpunkt der UNICEF-Nothilfe ist der Kinderschutz: Teams von Partnerorganisationen identifizieren unbegleitete und von ihren Familien getrennte Kinder und sorgen für die Familienzusammenführung oder alternative sichere Unterbringung. Vorbereitungen laufen für den Aufbau von Notschulen in der Erdbebenregion.

Die Naturkatastrophe hat ein Land getroffen, in dem die humanitäre Lage schon seit langem sehr schlecht ist. Ein Großteil der Menschen in Afghanistan lebt in Armut. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung – etwa 23 Millionen Menschen – sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, davon rund zwölf Millionen Kinder. Das Erdbeben verschärft die Lage vieler Menschen zusätzlich.

UNICEF ruft dringend zu Spenden für Kinder in Afghanistan auf: www.unicef.de/afghanistan.

Service für Redaktionen

Der deutsche Mitarbeiter von UNICEF Afghanistan Daniel Timme steht ab sofort in Kabul sowie ab Sonntag/ Montag für Interviews in der Erdbebenregion zur Verfügung.

Fotos zur kostenfreien Nutzen im Rahmen der Berichterstattung können Sie hier downloaden: UNICEF WeShare - Daf-14

Auf unserer News-Seite zum Erdbeben in Afghanistan halten wir Sie über die aktuelle Entwicklung auf dem Laufenden.

Weitere Informationen:

Ninja Charbonneau

Ninja CharbonneauAbteilungsleiterin Presse/Sprecherin

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