Fachtagung Kinderrechte
NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer: „Kinder und Jugendliche müssen ihre Rechte kennen, um sie einfordern zu können.“
Eigentlich müssten sie längst zu unserem Alltag gehören. Doch kaum jemand kennt sie konkret. Die Kinderrechte. Wie kann man die Rechte der Kinder breiter bekannt machen? Welche Auswirkungen hat die Anwendung der Kinderrechte auf Stadtverwaltungen, auf Projekte im öffentlichen Raum oder gar auf Schulen? Wie lösen das andere Länder und welche Standards für die Etablierung der Kinderrechte sollte es geben? Diese und viele weitere Fragen diskutierten heute NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer, Anne Lütkes vom Deutschen Komitee für UNICEF und die Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung NRW, Maria Springenberg-Eich, mit vielen weiteren Experten aus Wissenschaft, schulischer Praxis und Verwaltung in Nordrhein-Westfalen. Eine Fachtagung der Bildungsorganisation EDUCATION Y brachte sie zusammen.
Auch knapp 30 Jahre nach Ratifizierung der UN-Kinderrechtskonvention sind die Rechte der Kinder längst noch nicht etabliert. Als eines der ersten Bundesländer stellt NRW mit einem eigenen Landesprogramm die Kinderrechte in den Fokus von Schulentwicklung. Über 100 Schulen nehmen bereits am sogenannten buddY-Programm Kinderrechte teil. Dort gestalten Lehrkräfte, Schulleitungen, Eltern und Kinder gemeinsam einen inklusiven, gewalt- und, diskriminierungsfreien Raum und binden Kinder durch demokratische Aushandlungs- und Beteiligungsstrukturen ein.
„Kinder und Jugendliche müssen ihre Rechte kennen, um sie einfordern zu können, deshalb freut es mich sehr, dass sich immer mehr Schulen in Nordrhein-Westfalen auf den Weg machen, Kinderrechteschule zu werden“, sagte die NRW-Ministerin für Schule und Bildung, Yvonne Gebauer, im Rahmen der heute veranstalteten Fachtagung zu den Kinderrechten im Wissenschaftspark Gelsenkirchen.
Anne Lütkes, Regierungspräsidentin a. D. und Mitglied im Deutschen Komitee für UNICEF erklärte: „Die Verwirklichung der Kinderrechte beginnt im Alltag eines jeden Kindes. Schulen sind zentrale Orte, in denen Mädchen und Jungen lernen, ihre Vorstellungen zu entwickeln und gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. Deshalb tritt UNICEF weltweit für Kinderrechtsbildung ein.“
Was es braucht, um Kinderrechteschule zu werden, wie andere Länder das angehen und welche Erkenntnisse es aus dem buddY-Landesprogramm gibt, dazu bot die ganztägige Veranstaltung verschiedene Diskussionsforen an. EDUCATION Y hatte nicht nur Menschen aus der schulischen Praxis, sondern auch Elternverbände, Schulaufsicht, zivilgesellschaftliche Akteure sowie Vertreter*innen aus dem Bündnis Bildung für eine demokratische Gesellschaft eingeladen. Ziel war es unter anderem, den engen Zusammenhang von Menschenrechtsbildung und demokratischen Werten herauszuarbeiten.
Maria Springenberg-Eich, die Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung NRW sagte dazu: „Kinderrechte sind Menschenrechte. Sie sind die Basis unserer Demokratie. Wir müssen demokratische Grundprinzipien lernen. Schule ist hierfür ein idealer Ort. Es geht darum, dass Kinder und Jugendliche ihre Rechte kennen und diese auch anderen zugestehen. Sie können so Werte wie Toleranz, Vielfalt und friedliche Konfliktlösung einüben.“
Hintergrundinformationen zum buddY-Landesprogramm Kinderrechte
Das buddY-Programm Kinderrechte an Grundschulen startete 2014 in einer Modellphase an 13 Grundschulen aus Nordrhein-Westfalen und steht seit 2015/2016 allen Grundschulen offen. Über 100 Grundschulen haben bisher das von EDUCATION Y und UNICEF Deutschland konzipierte Training durchlaufen. Im Jahr 2018 verlängerten das Land NRW, UNICEF Deutschland und EDUCATION Y ihre Kooperation um weitere fünf Jahre. Das Programm steht nun nicht nur Grund- sondern auch Sekundarschulen offen.
Die Schulleitungen und Fachkräfte werden eineinhalb Jahre begleitet und darin unterstützt, Kinderrechte in der schulprogrammatischen Arbeit fest zu verankern. Grundschulen können in regionalen Trainingsgruppen sukzessive an den Start gehen, weiterführende Schulen erhalten die Möglichkeit sich im Rahmen eines Pädagogischen Tages mit der UN-Kinderrechtskonvention und ihrer Bedeutung für die Schule auseinanderzusetzen.
Das Programm wird vom Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes NRW inhaltlich und finanziell bis 2023 gefördert, ebenso von UNICEF Deutschland. Es engagieren sich außerdem die Unfallkasse NRW, die NRW.BANK, die Landeszentrale für politische Bildung NRW und die Vodafone Stiftung Deutschland.