Unter höchstem Einsatz
Seine Arbeit dokumentiert die Gefahr, die in Syrien derzeit alle bedroht: ob Kämpfer oder Zivilist ob Reporter oder humanitärer Helfer. Auch die gänzlich Unschuldigen, die Kinder werden nicht verschont. Alessio Romenzi, der Preisträger des diesjährigen Wettbewerbs um das UNICEF-Foto des Jahres, macht das in seinem Vortrag bei der Preisverleihung für seine Zuhörer im sicheren Berlin regelrecht spürbar. In wenigen, aber eindrücklichen Bemerkungen zu seinen zutiefst berührenden Bildern.
Das war ein Freund von mir, sagt Romenzi zu einer Aufnahme eines jungen Mannes mit verzweifeltem Gesichtsausdruck. Damals habe der Freund um einen Angehörigen getrauert, der bei den Kämpfen ums Leben gekommen war. Einige Tage später sei er selber von einem Heckenschützen getötet worden. Wir sehen verletzte, trauernde und Getötete, mehr als einmal sind Menschen darunter, die Alessio als Freunde bezeichnet.
Kinder zwischen den Fronten
Fast tröstlich dagegen wirkt das Mädchen auf dem von der Jury als das „Foto des Jahres“ ausgezeichneten Bild. Für einen kleinen Moment erweckt sein hübsches Kleid den Eindruck von Normalität. Doch die Angst in seinen Augen spiegelt die reale Gefahr. „Die ganze Zeit über waren Schüsse und Handgranateneinschläge zu hören“, erzählt Alessio von dem 27. September, als das Foto entstand. Mehr als 30 Mal sei dieses Gebäude, das nur provisorisch als Krankenhaus diente, unter schwerem Beschuss geraten. Was aus dem kleinen Mädchen geworden ist, wisse er leider nicht. Es war eine sehr chaotische Situation damals, er habe nur kurz mit dem Vater sprechen können, der das Kind an der Hand hielt. Dass diese Menschen überlebt haben, kann man hoffen. Was Alessio berichtet, lässt allerdings Schlimmes befürchten: Mittlerweile gebe es das Krankenhaus nicht mehr, Bomben machten es dem Erdboden gleich.