
Jugendliche engagiert für und mit UNICEF – kompetent und mit Herzblut dabei
Ein internationales Netzwerk, das die Welt verändert.
Weltweit setzt sich UNICEF für die Rechte von Kindern und Jugendlichen ein. Dazu gehört auch, dass ihre Stimmen gehört werden. Zu Recht, denn es lohnt sich, ihre Geschichten zu hören. Viele von ihnen engagieren sich für und mit UNICEF. Ich habe stellvertretend mit Nazarii, Pariya, Alisha und Helali gesprochen. Entstanden sind inspirierende Geschichten zum Weitererzählen.
Das Leben und die Umgebungen der vier Jugendlichen sind vollkommen unterschiedlich und dennoch verbindet sie viel miteinander – darunter ihre Hoffnung auf eine bessere Welt und ihre Bemühung, selbst alles dafür zu tun.
Nazarii (16 Jahre) aus der Ukraine
Die Bilder, die uns fast täglich aus der Ukraine erreichen, zeigen meist Zerstörung und Leid - eingestürzte Häuser, zerstörte Infrastruktur, verzweifelte Menschen, Verletzte, Tote, traumatisierte Kinder und Jugendliche. Mehr als drei Jahre Krieg in der Ukraine haben Spuren hinterlassen. Normalität und Alltag zu leben und dabei nicht an der Situation zu verzweifeln, scheint fast unmöglich.
Das habe ich zumindest geglaubt. Dann durfte ich ein Online-Interview mit Nazarii führen. Er ist 16 Jahre alt und lebt mit seiner Familie in Saporischschja – einer Stadt im Südosten der Ukraine, die schon mehrfach unter heftigem Beschuss stand.

Als Nazarii die Kamera am Computer aktiviert, sehe ich einen jungen Mann mit braunem Lockenkopf, dunklen Augen und einem Lächeln im Gesicht: „Hallo, wie geht es Ihnen?“ Ein bisschen Deutsch hat er in der Schule gelernt, sagt er. Unser Gespräch würde er aber trotzdem lieber auf Englisch führen. Die scheinbare Unbeschwertheit von Nazarii überrascht mich - er wirkt zufrieden.
Der Krieg in der Ukraine verändert die Jugend
Jeden Tag sieht er die Zerstörung in seiner Stadt und nur 40 Kilometer von Saporischschja entfernt, herrscht Krieg. Unter diesen Bedingungen zu leben, ist auch für ihn schrecklich, sagt er. Aber sie seien zu seinem Alltag geworden. Sein Leben sei ziemlich normal. Doch der Krieg habe ihn und seine Freunde verändert.
„Gemeinsam mit anderen Jugendlichen wurde ich reifer und aufmerksamer für Dinge, die wir tun wollen. Wir haben mehr Verantwortung übernommen. Ich bin ein Teil der ukrainischen Gesellschaft. Ich kann etwas tun, und ich muss etwas tun.“
Nazarii ist aufmerksam und klar. Er erzählt mit wachem Blick. Seine Gesten geben seinen Worten noch mehr Ausdruck.
„Das Wichtigste ist weiterzumachen und sich gegenseitig zu unterstützen“
Nazarii nimmt am Upshift-Programm von UNICEF teil. Er möchte Gleichaltrige zum Umdenken bewegen.
Das Upshift-Programm vermittelt jungen Menschen grundlegende Fähigkeiten wie Problemlösung, Zusammenarbeit und Kommunikation und befähigt sie, ihre Kompetenzen zu erkennen und auszubauen. Mithilfe des Programms können sie soziale Initiativen in ihren Gemeinden starten.

„Beim Upshift-Programm möchte ich - gemeinsam mit unserem Team - das Bewusstsein der Jugendlichen für soziale Probleme schärfen und sie für ehrenamtliche Arbeit, Aktivismus, internationale Möglichkeiten und Projektmanagement sensibilisieren.“
Nazarii möchte Gleichaltrigen helfen und weiß, was Jugendliche und die Menschen in der Ukraine gerade brauchen: „Das Wichtigste, was UNICEF tun kann, ist in diesem Tempo weiterzumachen und uns zu unterstützen. Denn wir spüren diese große Unterstützung gerade jetzt. Dabei sind Sicherheit und psychologische Hilfe besonders wichtig. Mit Sicherheit meine ich die Erhaltung von Schutzräumen, die es bereits gibt oder auch die Schaffung neuer Schutzräume, in denen wir Veranstaltungen, Studien usw. durchführen können. Psychologische Hilfe ist dabei ebenfalls überlebenswichtig, weil sie uns hilft, unter diesen Umständen unser menschliches Gesicht zu bewahren, unzerbrechlich und ruhig zu bleiben.“
Nazarii und seine Familie bleiben in der Ukraine und hoffen auf einen baldigen Frieden.
Pariya (17 Jahre) aus Deutschland
Pariyas Familie hat sich 2016 entschieden, aus Afghanistan nach Deutschland zu fliehen. Und sie kann sich noch gut an die blauen Logos erinnern, die ihre Reise ins Ungewisse damals begleitet haben. Ihre Familie hat zum Beispiel Hilfsgüter von UNICEF erhalten. „In Afghanistan und auch auf dem Weg hierher war UNICEF sehr präsent. Ich war damals acht Jahre alt und habe noch nicht so genau verstanden, was UNICEF ist, aber ich habe überall das blaue UNICEF-Logo gesehen. Es ist mir im Kopf geblieben.“
UNICEF Junior-Teams - eine Gemeinschaft für Kinderrechte
Viele Jahre später wohnt Pariya in Hannover. Sie erfährt von den UNICEF-JuniorTeams. In den Teams setzen sich Jugendliche in verschiedenen Städten Deutschlands (z.B. mit Aktionen) für Kinderrechte ein. Zu diesem Zeitpunkt gibt es in Hannover kein Team. Deshalb beschließt Pariya eines zu gründen und startet die JuniorTeamer-Ausbildung bei UNICEF.
Ich finde es nicht selbstverständlich, dass eine so große Organisation wie UNICEF Jugendlichen die Chance gibt, sich so sehr einzubringen. Und ich finde es so wichtig, dass wir als Jugendliche unsere Chancen nutzen. Deshalb habe ich ein JuniorTeam in Hannover gegründet. Wir Jugendlichen vertreten auch jüngere Kinder und wir wollen zeigen, dass wir Interesse an unserer aktuellen Situation und unserer Zukunft haben.

Ich erreiche Pariya in einem Klassenraum ihrer Schule, um mit ihr per Video-Call zu sprechen. Sie ist sehr engagiert. Die vielen Begegnungen und vor allem das Gefühl von Gemeinschaft beflügeln sie immer wieder - das erlebt sie auch bei ihrem Engagement im UNICEF-JuniorTeam. Neben den inhaltlichen Schwerpunkten findet Pariya spannend, dass so viele Menschen zusammenkommen, die erstmal keine großen Gemeinsamkeiten haben. Doch sie alle setzen sich für Kinderrechte ein, sprechen darüber und planen gemeinsame Aktionen – da entsteht schnell eine Verbindung.
„Selbst kleine Ziele ergeben in der Summe etwas Großes“
Pariya geht inzwischen in die elfte Klasse. Natürlich gibt es auch bei ihr Tage, an denen es ihr etwas schwerer fällt, positiv zu bleiben. Aber das hält meist nur kurz an. Denn wenn sie dann von Gleichaltrigen Sätze hört wie „mit dem was du machst, kannst du eh nichts erreichen“, zeigt sie auf, dass dies nicht stimmt und selbst scheinbar kleine Ziele zusammen etwas ganz Großes ergeben. Dann fügt Pariya noch hinzu: „Und diese Summe beeinflusst die Einstellung unserer Gesellschaft.“
„Ich wünsche mir, dass Kindern und Jugendlichen auf der ganzen Welt bewusst ist, dass sie Kinderrechten haben, diese wertschätzen und einfordern. Und dass sie für Gleichaltrige einstehen. Weil ich glaube, dass wir so alle das Thema Kinderrechte weiter vorantreiben können.“
Alisha (17 Jahre) aus Deutschland
Dieses Anliegen hat auch der UNICEF-JuniorBeirat (JuBei). Alisha ist seit dem Sommer 2024 gewähltes Mitglied des Beirates. Der Grund für ihr Engagement ist ähnlich wie bei Pariya. Sie möchte, dass alle Kinder und Jugendlichen die gleichen Chancen haben.
Ich wurde von Freunden schon sehr oft gefragt, wie ich es schaffe, mich neben der Schule auch noch ehrenamtlich zu engagieren, zum Beispiel im UNICEF-JuniorBeirat. Dann sage ich immer: Das, was ich bei UNICEF mache, das mache ich mit Herz. Es ist meine Leidenschaft und ich mache es gerne.

UNICEF JuniorBeirat ist eine bessere Integration und der Klimawandel wichtig
Auch, weil ihr die Themen, die im JuniorBeirat besprochen und aktiv vorangetrieben werden, sehr wichtig sind – wie zum Beispiel die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund und der Klimawandel.
Vor allem das erste Thema beschäftigt den vielfältigen JuniorBeirat, dessen Mitgliedre aus ganz Deutschland kommen. Die eigenen Erfahrungen der jugendlichen Mitglieder innerhalb der Gesellschaft sind unterschiedlich. Alisha erklärt, dass es für jeden Einzelnen von ihnen eher schwierig war, sich zu integrieren. Nun wollten sie Kinder mit Migrationshintergrund mehr unterstützen.
Für den JuniorBeirat ist dies ein Ziel von vielen. Insgesamt geht es dem JuniorBeirat – genauso wie UNICEF – darum, dass die Rechte aller Kinder und Jugendlicher in Deutschland und weltweit umgesetzt werden.
„Durch meine Arbeit mit UNICEF habe ich viel mehr mit Kinderrechten zu tun. Davor wusste ich auch schon, dass Kinder mehr gefördert werden müssen und mehr Unterstützung brauchen. Aber ich habe mich zum Beispiel nicht dafür eingesetzt, dass Kinderrechte auch wirklich im Grundgesetz verankert werden. Jetzt bin ich mittendrin und das finde ich schön, weil ich jetzt dafür kämpfen kann und meine Stimme richtig nutzen kann.”
Der UNICEF-JuniorBeirat setzt sich für die Rechte von Kindern und Jugendlichen in Deutschland und weltweit ein. Damit auch Kinder wie Helali aus Bangladesch wahrgenommen werden.
Helali (15 Jahre) aus Bangladesch
Helali lebt mit seiner Familie in Cox's Bazar. Sie sind insgesamt zu fünft. Er ist 15 Jahre alt und kann nicht mehr zur Schule gehen.
„Ich habe mich wirklich schlecht gefühlt, als ich die Schule abbrechen musste, aber es war nicht meine Entscheidung. Ich wollte weiter lernen, aber wir konnten es uns nicht leisten“, erklärt Helali. Dann hat er die Chance bekommen an einem Kurs teilzunehmen, der von UNICEF unterstützt wird - dem Skill Focused Literacy Programme for Out-of-School Adolescents (SKILFO). Was so kompliziert klingt ist ein Programm, das Jugendlichen, die nicht mehr zur Schule gehen können, hilft, praktisches Wissen aufzubauen und nützliche Fähigkeiten zu erlernen.
Ich lernte in einer Werkstatt, wie man Kühlschränke und Klimaanlagen repariert. Ich habe sechs Monate lang gelernt, wie diese Maschinen funktionieren. Dadurch habe ich jetzt die Möglichkeit, etwas zu verdienen und etwas Sinnvolles zu tun.

An dem Programm teilzunehmen hat Helali und seiner Familie neue Hoffnung gegeben. Wenn er erzählt, wirkt er zufrieden und auch ein bisschen stolz. Denn nun setzt seine Familie Hoffnungen in ihn, die sie früher nicht hatten. Sie sehen, dass er durch das Erlernte die Chance auf eine gute und selbstbestimmte Zukunft hat. Helali will nicht warten. Er hat für 2025 schon große Pläne.
- Bild 1 von 3 © UNICEFBD/2025/Amos
- Bild 2 von 3 © UNICEFBD/2025/Amos
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„Ich möchte meinen eigenen Reparaturservice gründen. Ich habe schon einige Teile gekauft, damit ich Dinge selbst reparieren kann. Wenn Menschen in meiner Gemeinde Hilfe brauchen, können sie dann zu mir kommen und ich kann ihre Geräte reparieren.“
Helali glaubt an sich und seine Fähigkeiten und er möchte auf all diejenigen aufmerksam machen, denen das gleiche Schicksal widerfährt wie ihm.
„Ich möchte die Welt gerne darauf aufmerksam machen, dass es sehr, sehr viele Jungen wie mich gibt. Jungen, die nicht zur Schule gehen können. Sie sollten alle die Chance haben, etwas zu Lernen, um für sich selbst zu sorgen und unabhängig zu bleiben.“
Vier unterschiedliche Jugendliche – national und international. Sie kennen sich nicht und doch haben sie so viel gemeinsam: Sie geben nicht auf, glauben an sich selbst und arbeiten zusammen an einer besseren Version dieser Welt.
Sie sind dankbar für das, was sie haben und vergessen diejenigen nicht, die nicht so viel Glück hatten, wie sie selbst. Gemeinsam mit UNICEF bewegen sie viel für sich und andere.
Jedes einzelne Gespräch hat mich nachhaltig beschäftigt und beeindruckt – und dafür bin auch ich dankbar.
