Fotoreportagen

Nepal: So haben Kinder das Erdbeben erlebt


von Ninja Charbonneau

Für viele Kinder in Nepal ist mit dem Erdbeben von Samstag eine Welt zusammengebrochen.

Nepal: Ein Kind steht auf den Trümmern eines durch das Erdbeben zerstörten Hauses.
© UNICEF Nepal/Chandra Shekhar Karki

Selbst krisenerfahrene UNICEF-Kollegen vor Ort beschreiben das stärkste Erdbeben seit 80 Jahren und mehr als 60 Nachbeben als eine traumatische Erfahrung, die sie im wahrsten Sinn des Wortes erschüttert hat. Wie beängstigend muss das erst für Kinder sein?

Hier erzählen zwei Kinder aus Bakhtapur, wie sie das Erdbeben erlebt haben und wie es ihnen jetzt geht:

Shronal, 10: "Ich hatte Angst, dass ich sterbe"

Nepal: Während des Erdbebens hatte Shronal (10) Angst zu sterben.
© UNICEF Nepal/RFoley

Shronal, 10: "Ich war gerade frisch gebadet und wollte mich zum Essen hinsetzen, als das Erdbeben begonnen hat. Ich wurde zur Seite geworfen. Mein Teller krachte auf den Boden. Ich konnte nicht mehr aufstehen. Mein Großvater war auf der Terrasse draußen. Er kam zu mir und wir klammerten uns aneinander. Ich hatte große Angst. Ich habe geschrien. Ich hatte Angst, dass ich sterbe.

Nepal: Ein vom Erdbeben zerstörtes Haus.
© UNICEF Nepal/RFoley

Nachts habe ich große Angst. Unser Haus ist voller Risse, wir können nicht mehr darin wohnen. Ich weiß nicht, wo wir leben werden."

Binisha, 9: "Ich traue mich nicht mehr in unser Haus"

Nepal nach dem Erdbeben: Binisha hat große Angst.
© UNICEF Nepal/RFoley

Binisha, 9: "Als das Erdbeben passierte, war ich gemütlich mit meiner Mutter auf der Terrasse, weil es Samstag war. Meine Mutter war gerade dabei, meine Haare zu kämmen. Plötzlich hat alles angefangen zu wackeln. Ich hatte große Angst und habe geschrien. Wir sind nach unten gerannt und haben uns eine Weile unter einem Bett versteckt. Es hat lange gedauert, bis wir nach draußen konnten. Jetzt schlafen wir im Freien. Ich traue mich nicht mehr, in unserem Haus zu schlafen. Ich habe große Angst, dass es einstürzt."

Nepal nach dem Erdbeben: Kinder und Familien unter einer Zeltplane.
© UNICEF Nepal/RJoshi

Binishas Mutter Sharmila ergänzt: "Ein Teil unseres Hauses war eingestürzt, deshalb mussten wir über die Terrassen der Nachbarhäuser nach draußen klettern. Es hat 90 Minuten gedauert, um in Sicherheit zu kommen. Meine Schwiegermutter und Schwägerin wurden verschüttet, aber zum Glück konnten sie beide herausgezogen werden. Ungefähr 300 Leute schlafen hier jede Nacht. Wir wissen nicht, wann wir wieder ein richtiges Dach über dem Kopf haben werden. Wir machen uns Sorgen, weil bald die Regenzeit beginnt. Wir haben nichts mehr außer ein paar Kleidungsstücken."

Nepal: Ein Mädchen holt Trinkwasser.
© UNICEF Nepal/SManandhar

UNICEF-Mitarbeiter arbeiten rund um die Uhr

UNICEF schätzt, dass nur 20 Prozent der Menschen in Bakhtapur bei Kathmandu, wo Binisha und Shronal leben, Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. UNICEF hat bereits aus den Beständen des Warenlagers in Nepal Wasserreinigungstabletten, Eimer, Hygieneartikel und Plastikplanen an 500 Familien im Kathmandu-Tal verteilt. 100 Paletten mit dringend benötigten Hilfsgütern sind bereits in Kathmandu eingetroffen, weitere Transporte sind unterwegs.

UNICEF hat über 200 Mitarbeiter in Nepal und arbeitet rund um die Uhr, um Kindern wie Binisha und Shronal zu helfen. Erste sogenannte kinderfreundliche Orte, an denen Kinder spielen und ihre Erlebnisse langsam verarbeiten können, sind ebenfalls bereits in Betrieb.

Erdbeben Nepal: kinderfreundlicher Ort von UNICEF
© UNICEF Nepal/Sanjeev Singh

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Ninja Charbonneau
Autor*in Ninja Charbonneau

Ninja Charbonneau ist Pressesprecherin und schreibt im Blog über Hintergründe zu aktuellen Themen.