
Alles zu Erdbeben: Entstehung, Folgen & Hilfe vor Ort
Wie entstehen Erdbeben? Welche Arten von Erdbeben gibt es? Wo kommt es zu Erdbeben und was sind die Folgen? Können wir Erdbeben vorhersagen und wie können wir uns vorbereiten? Wie hilft UNICEF den von Erdbeben betroffenen Kindern und ihren Familien? Hier gibt es Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema Erdbeben!
Das Naturphänomen Erdbeben: Allgemeine Infos
Wenn die Erde bebt, werden oft Häuser, Städte und ganze Regionen zerstört. Heftige Erdbeben haben große Auswirkungen auf das Leben der Menschen, die diese schweren Naturkatastrophen überleben. Nach einem starken Erdbeben ist nichts mehr, wie es einmal war. Zahlreiche Menschen überleben vor allem sehr starke Erdbeben nicht – die Zahl der Toten und schwer Verletzten ist bei keiner anderen Naturkatastrophe so hoch. Doch wie entstehen Erdbeben eigentlich, welche Erdbeben-Arten gibt es und wie wird die Stärke eines Bebens gemessen?
Bild 1 von 2 | Shine Khant Ko (3) sitzt vor zerstörten Gebäuden nach dem schrecklichen Erdbeben in Myanmar Ende März 2025.
© UNICEF/UNI772878/HtetBild 2 von 2 | Die achtjährige Adina und ihre Mutter Mahbuba stehen nach einem Erdbeben in Afghanistan in dem Schutthaufen, der einst ihr Haus war. Adina hat durch das Beben auch ihre drei Schwestern verloren.
© UNICEF/UNI502641/Karimi
Was ist ein Erdbeben?
Erdbeben sind starke Erschütterungen der Erdplatten. Die Ursachen von Erdbeben können variieren. Allgemein lässt sich aber zusammenfassen, dass Spannung an der Erdoberfläche entladen wird. Die Erdkruste ist die äußerste und feste Schale der Erde und wird in die ozeanische und kontinentale Kruste unterteilt. Die Erdkruste ist ein wichtiger Faktor für geologische Phänomene wie Erdbeben, aber auch für die Entstehung und Aktivität von Vulkanen. Das etwas kompliziert klingende Wort Plattentektonik beschreibt die Bewegungen der Platten der Erdkruste.
Wie entstehen Erdbeben? – Die Ursachen
Es gibt unterschiedliche Ursachen für Erdbeben. Während zumeist tektonische Spannungen der Erdplatten an der Erdoberfläche Auslöser für ein Beben sind, gibt es auch vulkanische Beben und solche, die von Menschen ausgelöst werden. Im Erdinneren befindet sich der Erdkern. Dieser ist umgeben von einer dicken Schicht, dem sogenannten Erdmantel aus schwerem und zähflüssigem Gestein. Darüber liegt die dünnste Schicht, die Erdkruste. Die Erdkruste ist in Platten aufgeteilt, die sich bewegen.
Welche Erdbeben-Arten gibt es? Wie kommt es zu Erdbeben?
Erdbeben können in drei Arten unterteilt werden: tektonische Beben, von Menschen ausgelöste Beben und vulkanische Beben.
Etwa 90 Prozent aller Erdbeben sind tektonische Erdbeben. Ein tektonisches Erdbeben kann folgendermaßen erklärt werden: Die äußere Schicht unserer Erde, die Erdkruste, besteht aus tektonischen Platten; aus festem Gestein. Diese Krustenplatten sind unterschiedlich dick und bewegen sich ständig auf dem heißen, flüssigen Erdmantel. Aufgrund dieser Bewegungen der Erdplatten gibt es zum Beispiel auch große Gebirge wie etwa die Alpen.
An Plattengrenzen bewegen sich Erdplatten aufeinander zu, voneinander weg oder aneinander vorbei. Manchmal reiben sich zwei Platten jedoch zu sehr oder bleiben aneinanderhängen, verhaken sich. Den Druck und die Spannung, die dabei an der Erdoberfläche entladen werden, merken wir als Erdbeben. Auch die meisten Seebeben sind tektonische Beben. Das Epizentrum liegt dann irgendwo im Meer. Riesige Tsunamis wie etwa in Japan 2011 oder an Weihnachten 2004 im Indischen Ozean sind die Konsequenz.
Die folgenden Grafiken zeigen drei Arten, wie ein Erdbeben entstehen kann:
- Bild 1 von 4 © UNICEF
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- Bild 3 von 4 © UNICEF
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Die Erde kann aber auch beben, wenn Menschen unter der Erde Höhlen oder Salzstöcke bauen, etwa beim Bergbau oder Fracking, wobei im Gestein Risse erzeugt werden. In Oklahoma ist es zum Beispiel 2011 zu einem Erdbeben gekommen, das durch Öl- und Gasförderung versursacht wurde. In Hamburg gab es in den Jahren 2000 und 2009 Einsturzbeben aufgrund von Salzstöcken.
Vulkanische Beben – wie der Name schon sagt – entstehen durch Vulkanausbrüche, also den Aufstieg von Magma aus dem Erdinneren. Der Ätna in Italien etwa verursacht immer wieder solche Beben. Erdbeben treten häufig in Regionen auf, in denen es viele Vulkane gibt, denn beide Naturphänomene lassen sich aus den Kräften der Plattentektonik ableiten. Magma von Vulkanen kann beispielsweise entlang von Rissen im Gestein aufsteigen, die sich entlang von Plattengrenzen bilden.

Aufnahmen von Drohnen zeigen das Ausmaß der Zerstörung, welche das Erdbeben im Februar 2023 in der syrischen Stadt Aleppo hinterlassen hat.
© UNICEF/UN0780624/ZayatErdbebenstärke und -messung: Was ist eine Richterskala?
Die Richterskala misst, wie stark ein Erdbeben ist und wurde nach dem US-amerikanischen Seismologen Charles Richter benannt. Sie zeigt die maximalen Ausschläge von Seismographen (Erdbebenmessgeräten). Die Stärke von Erdbeben wird hierbei in der Einheit von Magnituden gemessen. Wenn die Erde bebt, entlädt sich Energie und seismische Wellen (Erdbebenwellen) werden ausgesandt. Genau diese Erdbebenwellen werden von den Seismografen dann gemessen und als Richterwert bestimmt. Hierbei wird die Stärke und Laufzeit erfasst. Die Skala reicht von Minus-Werten bis zu zweistelligen Werten und wird in zehn Kategorien eingeteilt.
Während Beben von einer Stärke unter zwei nur von Seismografen bemerkt werden, kann ein Erdbeben der Stärke sieben bis neun auch hunderte Kilometer vom Epizentrum entfernt immense Zerstörung für Menschen und Umwelt bedeuten. Erdbeben mit einer Magnitude von über zehn wurden bisher noch nicht gemessen. Weltweit bebt die Erde jeden Tag tausende Male – von den meisten Beben bekommen wir jedoch nur wenig mit. Starke Erdbeben mit Magnituden über acht ereignen sich im Durchschnitt nur etwa einmal im Jahr.

Erdbeben-Kategorien
weniger als 2 Magnituden (Mikro): Erdbeben nicht spürbar
2 bis 3 Magnituden (Extrem leicht): zumeist nur messbar, nicht spürbar
3 bis 4 Magnituden (Sehr leicht): in der Regel spürbar
4 bis 5 Magnituden (Leicht): schwache Erschütterungen
5 bis 6 Magnituden (Mittel-stark): kleine bis größere Schäden, je nach Gebäude
6 bis 7 Magnituden (Stark): große Schäden im Radius von bis zu 70 Kilometern um Epizentrum
7 bis 8 Magnituden (Groß): weitreichende Zerstörung
8 bis 9 Magnituden (Sehr groß): Zerstörungen im Radius von hunderten Kilometern um Epizentrum
9 bis 10 Magnituden (Extrem groß): Zerstörungen im Radius von tausend Kilometern um Epizentrum
über 10 Magnituden: bislang nicht gemessen
Was ist das Epizentrum eines Erdbebens?
Das Epizentrum eines Erdbebens ist der Punkt, der direkt über dem Erdbebenherd, dem Entstehungspunkt eines Erdbebens liegt. Das Epizentrum befindet sich an der Erdoberfläche. Hier sind die Erschütterungen am höchsten und die Schäden haben das größte Ausmaß.
Wie lange dauern Erdbeben an?
Die Dauer von Erdbeben ist unterschiedlich. In Kalifornien bebte die Erde 2014 im Napa Valley nur für ein paar Sekunden. Das Great Alaska Earthquake 1964 dauerte beinahe ganze fünf Minuten.
Warum kann man Erdbeben nicht vorhersagen?
Erdbeben sind Naturkatastrophen, deren Zeitpunkt nur sehr schwer hervorzusagen ist. Warum? Erdbeben treten unregelmäßig auf. Anders als etwa bei tropischen Wirbelstürmen gibt es keine bestimmte Jahreszeit oder Wetterbedingungen, die sie begünstigen.
Aber die wissenschaftliche Forschung baut auf Computermodellen auf, die zumindest eine Wahrscheinlichkeit von Beben berechnen können. Auch Satelliten geben Informationen über Erdbewegungen und Seismografen zeichnen auf, wo Erdbewegungen heftiger werden und damit Erdbeben wahrscheinlich machen. Vor allem wissen wir, welche Erdregionen aufgrund ihrer Nähe zu Plattengrenzen besonders gefährdet sind. Wann genau es zu einem Beben kommt, kann jedoch nicht vorhergesagt werden.
Gerade weil Erdbeben unvorhersehbar sind, ist es bedeutsam, dass Menschen, die etwa auf sehr aktiven tektonischen Platten leben, vorbereitet sind. Erdbebensichere Bauweisen und Katastrophenvorsorge sind wichtig, um die Auswirkungen der Beben für die Menschen so minimal wie möglich zu halten.

Nach dem schweren Erdbeben in Haiti im August 2021 unterstützte UNICEF Kinder unter anderem mit Schulmaterialien wie etwa Stiften, Notizblöcken und Schultaschen.
© UNICEF/UN0568455/Diaz MercadoWo gibt es die meisten Erdbeben weltweit?
Die meisten Erdbeben gibt es in Regionen, die entlang der tektonischen Plattenränder liegen – also dort, wo die Kontinentalplatten aufeinanderstoßen. Erdbeben treten immer dann auf, wenn sich die tektonischen Platten der Erdkruste – also die äußere Schicht der Erde – zu sehr reiben oder sich die Gesteinsplatten verkeilen. Besonders gefährlich ist es an den Plattengrenzen.
Die folgende Grafik zeigt die tektonischen Platten der Erde:

Die meisten Erdbeben gibt es in einer Region, die Pazifischer Feuerring genannt wird. Besonders betroffen sind Länder wie Indonesien, Chile, Japan und die Westküsten Nord- und Südamerikas. Aber auch in der Mittelmeerregion bebt es oft: Hier trifft die Afrikanische Platte auf die Eurasische Platte. Italien, Griechenland, die Türkei, Syrien und andere Länder im Nahen Osten sind immer wieder von sehr starken Erdbeben betroffen.

Die achtjährige Sani hat in den Ruinen ihres Zuhauses ein Schulbuch gefunden, das beim Erdbeben in Nepal im November 2023 nicht beschädigt wurde.
© UNICEF/UNI471903/Prasad NgakhusiWas war das stärkste Erdbeben der Welt?
Das stärkste Erdbeben, das jemals aufgezeichnet wurde, war das sogenannte Valdivia-Erdbeben in Chile im Mai 1960. Es hatte eine Stärke von 9,5, löste einen Tsunami aus, kostete Tausende Menschenleben und verursachte massive Zerstörungen. Auch das Erdbeben in Japan im Jahr 2011 war mit einer Magnitude von 9,1 extrem stark und eines der verheerendsten des letzten Jahrhunderts – Folgen waren ein Tsunami und ein schwerwiegender Unfall im Kernkraftwerk Fukushima.
Das Erdbeben, bei dem in den letzten Jahrzehnten die meisten Menschen starben, war das Erdbeben in Haiti im Jahr 2010. Mit 7,0 auf der Richterskala war es zwar nicht besonders stark, aber die Gebäude und Infrastruktur waren für die Erschütterungen nicht stabil genug. Über 300.000 Menschen verloren ihr Leben. Kurz nach dem Beben kam es zu einem verheerenden Cholera-Ausbruch.
Bild 1 von 2 | Ein Mädchen läuft über die Trümmer zerstörter Gebäude nach dem schweren Erdbeben in Haiti 2010.
© UNICEF/UNI88566/RamonedaBild 2 von 2 | Das Erdbeben und der Tsunami an Weihnachten 2004 führten zu einer der größten Katastrophe in den letzten Jahrzehnten. 227.898 Menschen verloren in Indien, Sri Lanka, Thailand, Malaysia, Indonesien, Myanmar, Somalia und auf den Malediven ihr Leben.
© UNICEF/UNI41796/Estey
Gibt es Erdbeben in Deutschland?
Ja, auch in Deutschland kommt es immer wieder zu Erdbeben. Im Vergleich zu anderen Ländern – etwa in der Mittelmeerregion oder im Pazifik – sind diese jedoch nicht besonders stark. Die meisten Beben in den letzten Jahrzehnten waren so schwach, dass sie von Menschen gar nicht oder nur kaum wahrgenommen werden konnten. Ein größeres Beben – mit einer Stärke von 5,9 auf der Richterskala – gab es im Jahr 1992 im Rheinland. Ein Mensch starb, der Schaden an Gebäuden und Infrastruktur belief sich auf eine Viertel Million Deutsche Mark.
Auswirkungen und Folgen von Erdbeben
Starke Erdbeben zerstören innerhalb weniger Sekunden ganze Regionen und stürzen hunderttausende Menschen in Not und Elend. Vor allem in Ländern, wo Menschen ohnehin schon weniger Geld haben und in Armut leben, können sie der Naturkatastrophe nur wenig entgegensetzen. Die Auswirkungen sind verheerender. Gebäude, Brücken, Straßen und andere Infrastruktur sind selten erdbebensicher gebaut und werden bei den Erdstößen extrem beschädigt oder zerstört. Auch Ernten, Viehbestände und Märkte gehen verloren – und damit die Lebensgrundlagen von vielen Menschen.

Nach dem Erdbeben an der syrisch-türkischen Grenze suchen Rettungskräfte und Bewohner*innen unter den zusammengefallenen Häusern nach Überlebenden.
© UNICEF/UN0778454/SuleimanWas passiert nach einem Erdbeben?
Direkt nach einem Erdbeben beginnt als allererstes die Suche nach Menschen, die das Beben überlebt haben, aber eventuell unter Trümmern eingeklemmt worden sind. Rettungskräfte versuchen, Überlebende zu bergen und schnellstmöglich medizinisch zu versorgen. Häufig ist das gar nicht so einfach: Nach dem Erdbeben in Nepal 2015 etwa dauerte es Tage, bis entlegene Bergregionen erreicht werden konnten. Zudem sind Nachbeben nicht zu unterschätzen und können eine Gefahr für die Menschen und Helfenden darstellen. Ein Nachbeben ist ein weniger starkes Erdbeben, das nach einem größeren Erdbeben vorkommt. Durch die Energiefreisetzung des Hauptbebens, werden die Nachbeben verursacht. Auch Nachbeben variieren in ihrer Stärke und ihren Auswirkungen.
Um den betroffenen Menschen nach Erdbeben zu helfen, werden Evakuierungsmaßnahmen eingeleitet, um Menschen in Sicherheit zu bringen, und Hilfsmaßnahmen wie Bereitstellung von Notunterkünften, Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung werden organisiert. Für die Menschen ist nach einem Erdbeben extreme Wachsamkeit wichtig, um auf mögliche Nachbeben vorbereitet zu sein. Meistens schlafen Menschen draußen im Freien, weil ihre Häuser weiteren Erschütterungen nicht standhalten, und Menschen von herunterfallenden Gebäuderesten getroffen werden könnten.
Findet das Beben im Meer statt und es kommt zu einem Tsunami, reißen die großen Wellen Häuser, Straßen und auch Menschen mit sich. Dafür gibt es Warnsysteme, die im Idealfall Menschen rechtzeitig dazu auffordern können, sich in höher gelegene Gebiete zu retten. Eins der folgenschwersten Erdbeben der letzten Jahrzehnte war das Seebeben im Indischen Ozean an Weihnachten 2004. Mit einer Stärke von 9.1 auf der Richterskala wurde ein Tsunami, eine 30 Meter hohe Flutwelle ausgelöst, die über 220.000 Menschen das Leben kostete.
Einige Erdbeben lösen auch Erdrutsche aus, insbesondere in Regionen mit hügeligem oder bergigem Gelände. Lockerer Boden kann sich lösen und Hangrutschungen verursachen, die noch weitere Gebäude, Straßen und Infrastruktur beschädigen oder zerstören können.

Nach dem Erdbeben in Marokko im September 2023 suchen Familien nach Kleidung und Haushaltsgegenständen unter den Steinen ihrer zusammengebrochenen Häuser.
© UNICEF/UNI435157/BenkiraneWelche Folgen haben Erdbeben für Menschen weltweit?
Vor allem in ärmeren Weltregionen, in denen die Infrastruktur selbst weniger starken Beben nicht standhält, verlieren Menschen bei den Erdstößen fast alles durch die Verwüstung. Auch ein Beben der Stärke 5 kann hier schon existenzbedrohende Auswirkungen haben und Menschen ihr Einkommen und Obdach nehmen. Durch Erdbeben werden zudem häufig Trinkwasserquellen verunreinigt und Ernten beschädigt. Diejenigen Menschen, die das Beben überlebt haben, sind dann häufig durch akuten Hunger und Wasserkrisen bedroht. Einkommensmöglichkeiten sind eingeschränkt und Menschen verlieren ihren Job – eine Spirale aus Armut und Leid, die auch Jahre später nur schwer zu durchbrechen ist.
Auch die psychischen Folgen von Erdbeben sind nicht zu unterschätzen: Der Verlust von Familienangehörigen und Freund*innen, Obdachlosigkeit und Angst vor erneuten Beben sind für viele Menschen eine enorme psychische Belastung.

Der siebenjährige Hekmat schiebt im Oktober 2023 UNICEF-Hilfsgüter mit der Schubkarre zu dem Zelt, in dem er seit dem Erdbeben lebt. UNICEF verteilte Winterkleidung, Hygieneartikel wie Seife und andere wichtige Haushaltsartikel.
© UNICEF/UNI466884/KhanWie hilft UNICEF den von Erdbeben betroffenen Kindern?
Ob in Nepal, Indonesien, Haiti, der Türkei oder Myanmar: Erdbeben passieren meist ohne Vorwarnung für Kinder und ihre Familien. In Erdbebengebieten lagert UNICEF wichtige Hilfsgüter, damit wir nach einem Erdbeben schnell reagieren können. UNICEF unterstützt Kinder und ihre Familien mit schneller Nothilfe, um die Überlebenden zu schützen und ihnen lebensnotwendige Hilfsgüter wie Spezialnahrung gegen Mangelernährung, sauberes Wasser, Medikamente und provisorische Unterkünfte wie etwa Zelte zur Verfügung zu stellen.
UNICEF schafft auch sichere Orte, an denen sie betreut und versorgt werden, spielen und lernen können. UNICEF bietet außerdem psychosoziale Unterstützung für traumatisierte Kinder und ihre Familien an, um ihnen bei der Bewältigung des Erlebten und den schwerwiegenden Folgen zu helfen. Der Tod beziehungsweise das Verschüttet sein von Familienangehörigen und Freund*innen sind eine kaum vorstellbare Katastrophe und die Obdachlosigkeit und Angst vor weiteren Beben ständige, schreckliche Begleiter.

Als das Erdbeben die ländliche Region Jajarkot in Nepal traf, hatten bei der hochschwangeren, 22-jährigen Bimala gerade die Wehen eingesetzt. Zur drei Stunden entfernten Gesundheitsstation schaffte Bimala es nicht: Ihren Sohn gebar sie auf dem Weg. Die Familie trug die junge Mutter und das Neugeborene den restlichen Weg zur Gesundheitsstation, wo UNICEF-Gesundheitskräfte sich um die beiden kümmerten
© UNICEF/UNI468539/Prasad NgakhusiUNICEF hilft langfristig und unterstützt die Kinder im Erdbebengebiet mit Hilfsgütern und hilft beim Wiederaufbau. Wichtig ist, dass Schulen und Bildungseinrichtungen wieder aufgebaut werden, damit Kinder so schnell wie möglich wieder Zugang zu Bildung und normalen Lebensbedingungen haben. Impfkampagnen und Gesundheitsversorgung helfen dabei, die Verbreitung von Krankheiten nach einem Erdbeben zu verhindern.
UNICEF hilft auch im Bereich der Katastrophenvorsorge: Denn in vielen Gebieten geht es nicht darum, ob es zu einem weiteren Beben kommt, sondern viel mehr um das „wann“. Wie genau Vorbereitung auf Erdbeben aussehen kann? Bau von erdbebensicheren Gebäuden, Sicherheits- und Katastrophenpläne und auch Schulungen dazu, wie man sich im Falle eines Erdbebens am besten verhält.

Auch in Malaysia kommt es immer wieder zu Erdbeben. Hier üben die Schüler in Ranau, Sabah, wie sie sich im Ernstfall verhalten sollten.
© UNICEF/UNI804044/SufariUNICEF-Hilfe nach Erdbeben: 4 Beispiele
Nach dem Erdbeben in Myanmar: Trinkwasser und Hygiene
Ende März 2025 ereignete sich ein verheerendes Erdbeben in Myanmar. Das Beben mit der Stärke 7,7, welches Thailand und Myanmar erschütterte, stürzte viele Kinder und Familien in Not. Das Epizentrum des Bebens lag nur wenige Kilometer vor der Millionenstadt Mandalay in Myanmar. In mehr als vier Jahren Konflikt hat die Gewalt im Land kontinuierlich zugenommen, viele Kinder und Familien waren bereits auf humanitäre Hilfe angewiesen. Nach dem furchtbaren Erdbeben, bei dem zahlreiche Häuser einstürzten, gefährdeten die erdrückende Hitze und heftige Regenfälle die Kinder im Nachhinein zusätzlich. UNICEF-Kolleg*innen vor Ort halfen direkt und kümmern sich auch längerfristig um die betroffenen Familien.
Mit der Unterstützung von UNICEF konnten mehr als tausend betroffene Haushalte mit grundlegenden Wasser- und Hygieneartikeln ausgestattet werden. Dazu gehören zum Beispiel Wasserreinigungstabletten, Hygienesets und Wasserkanister.

Kinder und Familien nutzen von UNICEF bereitgestellte Toiletten und Handwaschstationen.
© UNICEF/UNI833778/HtetIn einem Sportstadion in der Region unterstützt UNICEF die Gemeinden mit Toiletten, Wasserversorgungssystemen, Aufklärung über Hygiene und sanitäre Einrichtungen sowie Zugang zu sauberem Trinkwasser. Das ist sehr wichtig, damit sich keine Krankheiten wie Cholera ausbreiten können, besonders im Kontext der Hitze und starken Regenfälle.
UNICEF ist seit mehr als 70 Jahren für Kinder in Myanmar im Einsatz und unterstützt in den Bereichen Ernährung, Bildung, Gesundheit, Wasserversorgung und Kinderschutz.
Nach dem Erdbeben in der Türkei & Syrien: UNICEF leistet psychosoziale Betreuung und medizinische Versorgung
Im Februar 2023 legten mehrere starke Erdbeben weite Teile der Südtürkei und Nordsyriens in Trümmer. Über 56.000 Menschen kamen ums Leben, darunter Tausende Kinder. Schulen, Krankenhäuser, Wohnhäuser, Wasser- und Elektrizitätswerke sowie Straßen wurden zerstört oder schwer beschädigt. Kinder in Syrien wurden besonders hart getroffen: Viele von ihnen lebten nach über einem Jahrzehnt Bürgerkrieg bereits in Armut und auf der Flucht. Die Schockwellen des Bebens zerstörten große Teile von Aleppo, Idlib, Homs, Hama und Latakia. Etwa eine halbe Million Menschen verloren durch das Beben ihr Zuhause. In der eisigen Kälte, bei Schnee und Regen waren Kinder den frostigen Temperaturen schutzlos ausgeliefert.

UNICEF unterstützt nach dem Erdbeben in Syrien Kinder mit psychologischer Erste Hilfe und – wie hier zu sehen – psychosozialen Aktivitäten. Kinder können so ihren Gefühlen Raum geben und das Erlebte verarbeiten, während sie gleichzeitig durch Spielen wieder neue, positive Erfahrungen machen.
© UNICEF/UNI419763/IssaMangel an sauberem Trinkwasser, Cholera-Ausbrüche und andere Infektionskrankheiten brachten die Menschen an den Rand ihrer Kräfte und gefährdeten vor allem Kinderleben. Gerade in stark überfüllten Notunterkünften kam es zur Ausbreitung von übertragbaren Krankheiten. UNICEF impfte daher 1,7 Millionen Menschen gegen die Cholera, vor allem in Notunterkünften im Norden Syriens, wo die Menschen auf besonders engem Raum lebten.
UNICEF unterstützte 2023 außerdem insgesamt 5,6 Millionen Kinder und ihre Familien mit Hilfsgütern wie sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen. Wir haben außerdem direkt nach dem Beben wärmende Kleidung und Decken für Tausende Kinder und Babys verteilt. Auch die medizinische Versorgung und Untersuchung auf Mangelernährung sowie die Unterstützung von Kindern, die ihre Eltern verloren haben, waren wichtige Anliegen von UNICEF.
Die Trauer um geliebte Menschen, der Verlust ihres Elternhauses und die Unsicherheit und Angst vor der Zukunft sind für viele Kinder nur schwer zu bewältigen. UNICEF-Betreuer*innen kümmern sich deswegen darum, dass Kinder psychosozial versorgt werden, dass sie kinderfreundliche Orte haben, an denen sie spielen und über das Erlebte sprechen können. Auch die Einrichtung von provisorischen Schulen und der Wiederaufbau von Schulen sind hohe Priorität: Nicht nur, damit die Kinder schnellstmöglich ihre schulische Bildung fortsetzen können. Sondern auch, weil Schule ein Stück Normalität und ein Zusammensein mit Gleichaltrigen und Freund*innen bedeutet.

Ein Jahr nach dem Erdbeben in der Türkei geht die 14-jährige Ela in der besonders betroffenen Region Hatay wieder zur Schule. Auch über ein Jahr nach dem schweren Beben leben tausende Kinder und ihre Familien noch in provisorischen Zeltunterkünften.
© UNICEF/UNI508596/ErgenNach dem Erdbeben in Afghanistan: Humanitäre Hilfe für Kinder vor Ort
In Afghanistan bebte die Erde im Oktober 2023 gleich mehrere Male. Mehr als 1.000 Menschen kamen dabei ums Leben – 90 Prozent von ihnen waren Frauen und Kinder. Die Provinz Herat war am stärksten betroffen. Auch vor dem Erdbeben lebten Kinder und Familien in großer Armut, vor allem aufgrund der Auswirkungen der zahlreichen Konflikte, Gewalt, Unsicherheit, Dürre und Vertreibung. Mädchen und Jungen, die am wenigsten für die Krise in Afghanistan können, zahlen bis heute den höchsten Preis: Das Beben riss die Menschen noch tiefer in eine Spirale von Armut, Krankheit und Hunger.
UNICEF und unsere Partner leisteten medizinische Versorgung für die Menschen und stellten sicher, dass Kinder und ihre Familien in den Notunterkünften und behelfsmäßigen Zeltdörfern Trinkwasser, Nahrungsmittel, Zugang zu Sanitäreinrichtungen und Produkte für die persönliche Hygiene erhielten. Kinderfreundliche Orte bieten Kindern und ihren Familien psychosoziale Unterstützung, um das Erlebte zu verarbeiten und wieder positiver in die Zukunft blicken zu können. Langfristig werden Schulen und Gesundheitseinrichtungen wieder aufgebaut.

Die elfjährige Madina (zweite von links) und ihre Freund*innen waschen sich an den von UNICEF aufgebauten Sanitäranlagen die Hände. "Dank UNICEF haben wir Mädchen unseren eigenen Waschraum. Ich fühle mich jetzt so viel sicherer in der Schule", sagt Madina.
© UNICEF/UNI401770/NaftalinNach dem Erdbeben in Haiti: Wiederaufbau von Schulen
Haiti wurde in den letzten Jahrzehnten immer wieder von Erdbeben erschüttert, von denen sich der Inselstaat kaum erholen kann. Über 2.200 Menschen verloren bei dem Erdbeben der Stärke 7,2 im Jahr 2021 ihr Leben, während tausende verletzt und 115.000 Gebäude, darunter Schulen und Gesundheitsstationen, zerstört wurden. Weniger als 48 Stunden nach dem Erdbeben zog zudem der tropische Sturm Grace mit Starkregen und heftigem Wind über die Insel.
Haiti gilt als eines der ärmsten und instabilsten Länder der Welt – dem Erdbeben und den Überflutungen hatten die Menschen nur wenig entgegenzusetzen. Etwa 580.0000 Menschen – so viele wie alle Einwohner*innen der Ruhrmetropole Essen – waren auf sofortige Hilfe angewiesen: sichere Unterkünfte, sauberes Wasser und Nahrungsmittel, medizinische Versorgung und Medikamente – die Menschen benötigten dringend Hilfe.

Das Erdbeben in Haiti im August 2021 hat auch zahlreiche Schulen zerstört oder stark beschädigt. Damit Kinder schnell ihren Traum von Bildung wieder leben können, hat UNICEF Schulen wiederaufgebaut und Kinder und Lehrer*innen mit Lern- und Lehrmaterialien ausgestattet.
© UNICEF/UN0545714/ErgenUNICEF war schnell vor Ort, um Hilfe zu leisten und beim Wiederaufbau zu unterstützen. Besonders wichtig war es, die Kinder zu schützen und ihnen inmitten der Verwüstung eine sichere Umgebung zu bieten. Schulen spielten dabei eine zentrale Rolle, denn 70 Prozent der Schulen in den betroffenen Erdbebengebieten wurden zerstört oder stark beschädigt. UNICEF richtete nach dem Beben temporäre Notschulen ein, um den Kindern eine Lernmöglichkeit zu geben. Darüber hinaus wurden beschädigte Schulen rasch wiederaufgebaut, sodass schon nach kurzer Zeit viele Kinder wieder die Schulbank drücken konnten.
Der Schutz und die Bildung der Kinder standen dabei im Mittelpunkt des Nothilfe-Einsatzes. Der Schulbesuch half den Kindern, Normalität und Stabilität zu erleben und half ihnen, die traumatischen Erfahrungen des Erdbebens zu verarbeiten. Wenn Kinder regelmäßig zur Schule gehen, sinkt auch das Risiko, dass sie Opfer von Gewalt und Missbrauch oder in Bandenkriminalität verwickelt werden.
Nach dem Erdbeben in Indonesien: UNICEF baut erdbebensichere Schulen und Krankenhäuser
Im September 2018 erschütterten mehrere Erdbeben die indonesische Insel Sulawesi. Ein bis zu sechs Meter hoher Tsunami wurde ausgelöst und traf die Stadt Palu. Warnzentren brauchen etwa vier bis fünf Minuten, um Alarm zu schlagen, damit Menschen sich in Sicherheit bringen können. In Sulawesi kam der Tsunami jedoch innerhalb von drei Minuten und kostete über 2.200 Menschen ihr Leben. Für die Küstenbewohner*innen war es nicht möglich, sich rechtzeitig in höhere Gebiete zu retten. Fast 225.000 Menschen verloren bei der Naturkatastrophe ihr Zuhause.

Die elfjährige Sophia lebt seit dem Erdbeben und Tsunami in einem Zelt. Sie vermisst ihre Schulbücher und den Laptop, auf dem sie so gerne "Frozen" geguckt hat. Dank UNICEF konnte sie jedoch schon wenige Wochen nach dem Erdbeben wieder zur Schule gehen.
© UNICEF/UN0251799/WilanderUNICEF arbeitet seit vielen Jahrzehnten in Indonesien und begann sofort nach der Katastrophe damit, Kinder und ihre Familien zu unterstützen. Direkt nach dem Erdbeben und Tsunami haben wir sichergestellt, dass Hunderttausende Kinder und ihre Familien ein Dach über dem Kopf haben, sauberes Trinkwasser und Essen bekommen und ärztlich und psychologisch versorgt werden.
Längerfristig stand für UNICEF im Mittelpunkt, wichtige Infrastruktur wie Schulen und Krankenhäuser, aber auch Wohnhäuser, erdbebensicherer und stabiler zu bauen. Denn Indonesiens geografische Lage – mitten auf dem pazifischen Feuerring – lässt die Erde hier immer wieder beben, da die tektonischen Platten in ständiger Bewegung sind. UNICEF hat außerdem Lehrkräfte ausgebildet und Lern- und Lehrmaterial für Kinder und Lehrer*innen zur Verfügung gestellt, damit schnellstmöglich wieder Normalität einkehrt und Kinder wieder Bildung – und damit eine bessere Zukunft – erfahren können.
Ihre Spende für die Nothilfe nach Erdbeben
Erdbeben kommen überraschend und können große Schäden anrichten. Wir von UNICEF halten deshalb in Erdbebengebieten grundlegende Hilfsgüter für den Ernstfall vor und helfen den betroffenen Kindern und Familien nach einem Erdbeben schnell mit Trinkwasser, Medikamenten oder Notunterkünften.
Wenn Sie für die Nothilfe nach Erdbeben spenden möchten, können Sie das hier tun. Ihre Spende fließt in die allgemeine UNICEF-Nothilfe und wird für die Hilfe nach Erdbeben oder anderen Katastrophen wie Wirbelstürmen oder Überflutungen eingesetzt. Vielen Dank, dass Sie Kindern helfen!
Unterstützen Sie mit Ihrer Spende unsere weltweite Nothilfe-Arbeit
Johanna Wynn Mitscherlich und Lilian Sekkai haben diesen Beitrag gemeinsam verfasst. Der Artikel erschien bereits zu einem früheren Zeitpunkt erstmalig und wird von unseren Autorinnen regelmäßig mit neuen Zahlen und Geschichten aktualisiert.