Was Panik-Udo heilig ist
Udo Lindenberg präsentiert UNICEF-Weihnachtskarte "Schrille Nacht, laute Nacht"
Claudia Berger von UNICEF Deutschland spricht mit Udo Lindenberg über Weihnachten und die Welt
Ein stiller Novembernachmittag im feinen Hotel Atlantic in Hamburg. Leise klappern Kaffeegeschirr und Gläser an der Bar. An den Wänden Zeichnungen des Meisters. Wir sind im Panik-Land. Auf meine SMS „Wir sind jetzt am Start“ hat er nicht reagiert. Doch plötzlich steht Udo mit Hut, Brille und silberner Krawatte lächelnd vor mir. „Es ist noch ein bisschen früh am Tag“, grinst er. Aber dann geht es auch schon los.
UNICEF: Wozu ist Deiner Ansicht nach Weihnachten eigentlich gut?
Udo Lindenberg: Für Kinder ist Weihnachten ja schön. Aber unser ganzes Klingelingeling unterm Weihnachtsbaum ist eigentlich Quatsch. Denn es gibt ja nicht nur das Jesuskind, es gibt ja so viele Kinder, die hungern. An die ist zu denken. Das ist eigentlich der Sinn von Weihnachten. Die Herzen öffnen und bisschen weiter gucken.
UNICEF: Woran denkst Du da besonders?
Udo Lindenberg: UNICEF ist ja in so vielen Ecken der Welt am Start und braucht Kohle für Nahrung und Kleidung und Essen. Das Bitternötigste ist jetzt, dass die Kiddies in Syrien und im Irak im Winter über die Runden kommen. Wo die Weltgemeinschaft versagt, muss jeder Einzelne was machen. Und deswegen mache ich dieses Jahr wieder den Kartentrick mit UNICEF. Leute, kauft diese Weihnachtskarte, mit Eigenhand gemalt. Also ich finde: Geiler Style! Und dann kriegen wir auch auf diese Weise gut Knete für die Kinder zusammen.
UNICEF: Kann man denn Weihnachten die Leute wachrütteln?
Udo Lindenberg: Ich meine, der Slogan „Frieden und Liebe“ ist ja gut. Aber das Praktizieren und Umsetzen klappt irgendwie nicht. Wir müssen doch mal begreifen, dass wir eine Menschenfamilie auf diesem kleinen Planeten sind. Grenzen, Kriege, die Fürstentümer, die sich immer wieder bekriegen – kann man sich alles gar nicht erlauben. Deswegen brauchen wir eine laute Nacht, Rock´n´Roll, schrille Nacht – keine scheinheilige Nacht!
UNICEF: Was ist Dir denn eigentlich heilig?
Udo Lindenberg: Die UNO-Charta ist das Größte, was es gibt. Da steht drin: „Die Würde eines jeden Menschen ist unantastbar.“ Und das möchte ich endlich mal umgesetzt sehen. Die Würde des Menschen, eines jeden Kindes, in Afrika, in Syrien, auf der ganzen Welt – das ist das erste Gebot. Die UNO-Charta ist entstanden aus Ruinen, aus den Trümmern des 2. Weltkriegs. Damals haben die gedacht, wir müssen ein für alle Mal neu ansetzen. Und jetzt guck dir mal das echte Leben an, wie die Würde der Menschen dort mit Füßen getreten wird. Und diese Würde ernst zu nehmen, ist mir das Heiligste. Das ist der Antrieb, warum ich nicht nur ein bisschen Show machen will, sondern mich als Sänger und Entertainer einmischen möchte in die Belange der Welt.
UNICEF: Schickst Du die Udo-Karten auch rum?
Udo Lindenberg: Nicht nur eine, sondern ein paar Hundert – an meine Freunde. Die haben Bock auf solche Bilder. Ja, macht gute Laune und so. Schrille Nacht. Cooler Zweck. Tobt Euren Kaufrausch mal an einer anderen Stelle aus. Holt sie Euch auf UNICEF.de!
Dann schnell noch ein Käffchen. Dann geht es weiter ins Studio – zur Aufnahme für das Band-Aid-Projekt gegen Ebola. Der Mann macht halt, was er sagt. Cool.
Das Gespräch fand am 15. November 2014 im Hotel Atlantic in Hamburg statt.