Fotoreportagen

Video-Workshop mit syrischen Flüchtlingskindern in der Türkei


von Chris Schüpp

Nur eine Woche nach dem Workshop mit Kindern von Asylbewerbern in Recklinghausen steht schon das nächste Seminar auf dem Plan: Wir sind im Kahramanmaraş Flüchtlingscamp im Südosten der Türkei.

Syrische Flüchtlingskinder in der Türkei

Kamera-Training am ersten Tag des Workshops in Kahramanmaraş

© UNICEF/Chris Schüpp/2014

In dem Camp, das eigentlich nur eine Kapazität für 12.000 Menschen hat, leben im Moment 16.000 Flüchtlinge aus Syrien. Die meisten von ihnen sind aus dem Norden Syriens, ihre Heimat ist nur etwa 150 Kilometer von hier entfernt, aber ein "Zurück" scheint zur Zeit ausgeschlossen zu sein.

In der "kinderfreundlichen Zone" im Flüchtlingslager

Mehr als 5.000 der Camp-Bewohner sind Kinder und 15 von ihnen dürfen diese Woche am OneMinutesJr-Workshop teilnehmen und ihre persönlichen Geschichten erzählen. Der Seminar-Raum für die ersten beiden Tage ist ein großer, bunter Container in der Nähe des Eingangs zum Camp, der allgemein die "kinderfreundliche Zone" genannt wird. Hier sind außerdem noch die Schulzelte aufgebaut und es gibt einen großen Spielplatz mit Schaukeln und Klettergerüsten.

Syrische Flüchtlingskinder in der Türkei

Kinder auf dem Spielplatz der "kinderfreundlichen Zone"

© UNICEF/Chris Schüpp/2014

So richtig spielerisch wird es aber nicht diese Woche für die sechs jungen Teilnehmerinnen und die neun jungen Teilnehmer. Filmemachen ist harte Arbeit. In nur fünf Tagen werden wir mit den 15 Kindern im Alter von 12-15 Ideen entwickeln, drehen und schneiden um am Ende dann 15 einminütige Filme präsentieren zu können, die das Leben der Kinder beschreiben, ihre Wünsche zum Ausdruck bringen, vielleicht auch ihre Traumata verarbeiten, vor allem aber einen Eindruck in das Leben der syrischen Kinder außerhalb ihres Heimatlandes zu bieten.

Bilder vom Krieg in den Köpfen der Flüchtlingskinder

Schon beim Brainstorming am ersten Tag wird klar, dass der Krieg bei vielen der syrischen Flüchtlingskinder tiefe Spuren hinterlassen hat. Die Bilder, die sie malen, sind voll mit Panzern, Flugzeugen, Helikoptern und Gewehren. Die Aufgabe für uns Trainer besteht jetzt darin, diese negativen Erfahrungen so zu verarbeiten, dass sie am Ende des jeweiligen Filmes doch zu einem versöhnlichen, hoffnungsvollen Ende kommen. Im Gespräch mit den Jung-Regisseuren gibt es dabei jedoch keinerlei Probleme - alle wünschen sich, wieder nach Syrien in ihre Heimat zu kommen und so finden wir Wege, auch eine negative Geschichte in ein Happy End zu verwandeln.

Hoher Besuch: Bundespräsident Gauck und Daniela Schadt zu Besuch

Apropos Happy End: Am Sonntag, unserem letzten Workshop-Tag hier in der Türkei, kommen der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck und UNICEF-Schirmherrin Daniela Schadt zu Besuch ins Kahramanmaraş Flüchtlingscamp. Hoffentlich nimmt der Bundespräsident sich dann auch die ein oder andere Minute Zeit, um mit den Jugendlichen über ihre OneMinutesJr-Filme und ihre Erfahrungen zu sprechen. Die Ergebnisse des Video-Workshops mit den syrischen Flüchtlingskindern finden Sie dann demnächst auf der OneMinutesJr-Projektwebsite: www.theoneminutesjr.org.

UNICEF-Mitarbeiter Chris Schüpp
Autor*in Chris Schüpp

Chris Schüpp ist Mitarbeiter bei UNICEF international. Er führt OneMinutesJr-Workshops mit Kindern in allen Ländern der Welt durch.