© UNICEF Jemen/2018/Al-AwamiHunger im Jemen: Heute ist Monira wieder gesund
Kinder weltweit

Hunger im Jemen: Moniras Weg zurück ins Leben

Monira aus dem Jemen ist heute ein fröhliches, gesundes Kind. Doch noch vor Kurzem hat sie um ihr Leben gekämpft.


von Laura Sandgathe

Als Monira drei Jahre alt war, litt sie an schwerer Mangelernährung. Weil das Mädchen aus dem Bezirk Al-Haymah nicht genug zu essen und damit nicht alle Nährstoffe bekam, die es brauchte, ging es Monira schnell immer schlechter. Sie bewegte sich kaum noch, spielte nicht mehr mit anderen Kindern. Je schwächer ihr Körper wurde, desto mehr verlor sie ihre Fröhlichkeit, erinnert sich ihr Vater Yahya Al-Shara’bi.

"Wir konnten nicht einmal ihre einfachsten Bedürfnisse erfüllen. Wegen des Bürgerkrieges habe ich schon lange keine Arbeit mehr. Deshalb kann ich meine Familie nicht mit genügend Lebensmitteln versorgen", erzählt er. Es war auch kein Geld da, um die stark geschwächte Monira ins Krankenhaus zu bringen. "Wir hatten keine Hoffnung mehr", sagt ihr Vater.

Hunger im Jemen: Ihr Vater hatte große Angst um Monira

Moniras Vater konnte die Fahrt ins Krankenhaus nicht bezahlen.

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Dramatische Lage im Jemen

So wie Monira und ihrer Familie geht es derzeit vielen Familien im Jemen. Seit Beginn des Konfliktes im Frühjahr 2015 hat sich die wirtschaftliche Lage im Land dramatisch verschlechtert. Viele Menschen verloren ihre Arbeit oder verließen ihre Heimatorte auf der Flucht vor den Kämpfen.

Die Versorgung mit Trinkwasser und Lebensmitteln, aber auch mit Medikamenten und anderen Hilfsgütern stockt und wurde noch einmal schwieriger, seit in der Hafenstadt Hudaida Kämpfe ausbrachen. Über die Stadt kam in Friedenszeiten der Großteil der Lieferungen ins Land.

400.000 Kinder im Jemen sind derart unterernährt, dass ihr Zustand lebensbedrohlich ist. Dem Land droht eine Hungersnot, die 14 Millionen Menschen betreffen könnte.

Hunger im Jemen: Ein Vater trägt sein Kind auf dem Arm

Ein Vater trägt sein Kind. Viele Familien haben seit Beginn des Bürgerkrieges im Jemen nur sehr wenig Geld. Die Eltern wissen oft kaum, wie sie ihre Kinder ernähren sollen.

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Die Klinik kam zu Monira

Trotzdem gibt es immer wieder Hoffnung, immer wieder Erfolgsgeschichten wie die von Monira. Für sie kam der Wendepunkt mit einer "mobilen Klinik".

Mobile Kliniken sind Teams aus einem oder mehreren Ärzten und Pflegern, die mit einem umgebauten Auto von Ort zu Ort fahren. Sie behandeln Menschen, die nicht in ein Krankenhaus kommen können – zum Beispiel, weil sie sich wie Moniras Vater die Fahrt nicht leisten können. Durch die von UNICEF und der Weltbank unterstützten mobilen Kliniken soll sichergestellt werden, dass mehr Menschen im Jemen eine medizinische Behandlung bekommen.

Manchmal rettet eine mobile Klinik Leben – wie das von Monira. Teamleiter Ibrahim Rabie’a bemerkte sofort, wie bedrohlich Moniras Zustand war: Sie litt an einer Lungenentzündung, hatte Fieber und konnte sich nicht richtig bewegen.

Monira wurde mit therapeutischer Spezialnahrung behandelt, die besonders kalorien- und nährstoffreich ist. Ein Päckchen angereicherte Erdnusspaste etwa hat rund 500 Kalorien und bringt mangelernährte Kinder schnell wieder zu Kräften.

"Jedes Kind soll gesund aufwachsen"

Dr. Karanveer Singh leitet das Ernährungsteam von UNICEF im Jemen. "Ein Kind leiden zu sehen – ich kann das einfach nicht aushalten", sagt der gelernte Kinderarzt. "Zu sehen, wie sich Kinder durch die Behandlung erholen, motiviert mich Tag für Tag. Ich möchte, dass jedes Kind im Jemen gesund aufwachsen kann."

Jemen Mangelernährung: Dr Karanveer Singh ist Leiter des UNICEF-Ernährungsprogramms

Dr. Karanveer Singh leitet das Ernährungsprogramm von UNICEF im Jemen. Bei einem Besuch in einem Krankenhaus hält er ein mangelernährtes Baby im Arm.

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Das ist auch das Ziel von UNICEF. Sechs Gesundheitszentren in der Gegend werden mithilfe von UNICEF und Partnern geführt: Dort werden Mitarbeiter im Erkennen und Behandeln von Mangelernährung geschult und Medikamente, therapeutische Spezialnahrung und medizinische Ausstattung zur Verfügung gestellt. Zwischen Januar und Oktober 2018 hat UNICEF 230.000 schwer mangelernährte Kinder unter fünf Jahren mit therapeutischer Spezialnahrung behandelt.

Die Therapie mit Erdnusspaste half auch Monira: Bereits nach einer Woche ging es ihr merklich besser. Das Team der mobilen Klinik besuchte Monira alle 14 Tage, bis sie über den Berg war. Beim letzten Besuch spielte Monira vor dem Haus fröhlich mit ihren Freunden.

Hunger im Jemen: Monira am Haus ihrer Familie

Die Therapie mit Spezialnahrung hat Moniras Leben gerettet. Doch der Hunger bedroht weiter das Leben vieler anderer Kinder. Sie brauchen unsere Hilfe!

© UNICEF Yemen/2018/Al-Awami

Die Kinder im Jemen brauchen weiter dringend unsere Hilfe. Schützen Sie Kinder mit Ihrer Spende vor Hunger!

UNICEF-Redakteurin Laura Sandgathe
Autor*in Laura Sandgathe

Laura Sandgathe ist Online-Redakteurin und Chefin vom Dienst. Sie bloggt über die UNICEF-Arbeit weltweit - über Kinder, Helfer*innen und die Projekte, in denen sie einander treffen.