ZOHRA BENSEMRA, ALGERIEN
IRAK: BEFREIT, ABER NICHT VON DER ANGST
Mossul, Irak, Sommer 2017. Der „Islamische Staat“ ist aus der zweitgrößten Stadt des Landes vertrieben; drei Jahre, nachdem er sie erobert hatte. Die Kämpfe während der monatelangen Rückeroberung haben die Stadt, in deren großer Moschee der IS-Chef das „islamische Kalifat“ ausgerufen hatte, weitgehend zerstört. Die Zivilbevölkerung: zu Geiseln geworden und zwischen den Fronten immer wieder an der Flucht gehindert. Dann dieser Moment: ein kleines Mädchen, barfuß an der Hand eines jungen Mannes hierhergekommen, steht an einem Checkpoint von Spezialkräften der irakischen Armee in Kokjali.Der Soldat mit der Waffe, die Verlegenheitsgeste des Mädchens: eine der vielen Irrsinns-Situationen, denen auch die Kinder der Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt ausgesetzt waren. Und sind.

© Zohra Bensemra, Algerien (Thomson-Reuters)
Die Angst und die Verletzung der Kinder hat die 1968 in Algier geborene Fotografin Zohra Bensemra in weiteren Bildern eingefangen. Sie ist eine jener Photojournalistinnen, die dorthin gehen, wo es selbst dem Betrachter wehtun muss, dieses Leben auszuhalten: Sie hat den algerischen Bürgerkrieg dokumentiert, war in Afghanistan und Somalia, im Sudan und Libyen. Und von Mossul ist sie für die Agentur Reuters nach Rakka in Syrien gereist: zum nächsten Vertreibungskampf gegen den IS. Zum nächsten Ort, an dem auch die Kinder sterben.
Biografie: Zohra Bensemra, Algerien (Thomson Reuters)

© Zohra Bensemra