TURJOY CHOWDHURY, BANGLADESCH
BANGLADESCH: HEIMATLOS GEBOREN
Für die Bürokraten, denen sie einst vielleicht begegnen werden, werden sie wie Geister sein, wie Nichtexistenzen: staatenlose Kinder, geboren auf der Flucht, ohne Geburtsurkunde. Die Babys, die der in Dhaka lebende Fotograf Turjoy Chowdhury fotografierte, als sie einen Tag, eine Woche, drei Monate auf dieser Welt waren, haben Eltern aus Myanmar. Haben Mütter, die sich schwanger vor Terror und Gewalt an der Volksgruppe der Rohingya über die Grenze nach Bangladesch gerettet haben. Myanmar nicht und auch nicht das Aufnahmeland erkennen diese Kinder als Bürger ihres Staates an. Ein riesiges, im Westen selten wahrgenommenes Schicksal mit gravierenden Folgen. Und zwar in vielen Ländern.

© Turjoy Chowdhury, Bangladesch (Freier Fotograf)
Vor Menschen ohne Geburtsurkunde und Nationalität bauen sich später Barrieren beim Zugang zu Bildung und Leistungen der sozialen Sicherheit auf, bei der Teilnahme an Wahlen oder der Eröffnung eines Bankkontos. Kinderarbeit, die Rekrutierung als Soldaten und die Verurteilung nach Erwachsenenstrafrecht sind weitere Gefahren für Jugendliche, die ihr Alter nicht nachweisen können. Der Junge auf diesem Bild, im Moment der Aufnahme 18 Tage alt, hatte noch keinen Namen, als der Fotograf Chowdhury eine Reihe von Porträtaufnahmen in einem Lager in der Region Cox’s Bazar machte. Die bunten Tücher in diesem kleinen Leben ohne Heimat wurden von Hilfsorganisationen an die Flüchtlinge verteilt.
Biografie: Turjoy Chowdhury

© Turjoy Chowdhury