Pressemitteilung

Ein Jahr nach den verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien sind die Folgen für Kinder weiter sehr präsent

Anhaltende Krise in Syrien verschärft humanitäre Situation der Kinder und Familien

New York/Amman/Genf/Köln

Ein Jahr nach den tödlichsten Erdbeben in der jüngeren Geschichte der Türkei und Syriens sind die Auswirkungen der Katastrophe auf Kinder noch sehr präsent. Für die Menschen in Syrien werden die Auswirkungen der Erdbeben durch die anhaltende humanitäre Krise noch verstärkt.

Syrien: Der kleine Musa steht vor dem beschädigten Haus seiner Familie.

Im Februar 2023 steht der kleine Musa vor dem beschädigten Haus seiner Familie in Jandairis, Syrien.

© UNICEF/UN0793096/Ashawi

Bei den ersten beiden verheerenden Erdbeben am 6. Februar 2023, auf die zahlreiche Nachbeben folgten, wurden Tausende von Kindern getötet und verletzt. Familien wurden obdachlos und hatten keinen Zugang zur Grundversorgung wie sauberem Wasser, medizinischer Versorgung und Bildungsangeboten. Gleichzeitig waren Kinder vielfachen Risiken im Hinblick auf ihren Schutz ausgesetzt.

Dank weitreichender humanitärer Hilfe konnten viele Menschen unterstützt werden. Doch in Syrien sind weiterhin rund 7,5 Millionen Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen. In der Türkei benötigen 3,2 Millionen Kinder lebenswichtige Unterstützung.

„Die Erdbeben, die die Türkei und Syrien vor einem Jahr erschütterten, haben das Leben von Millionen Kindern von einer Minute auf die andere auf den Kopf gestellt. Tausende von Menschen kamen ums Leben. Häuser, Schulen und Gesundheitszentren wurden zerstört. Dadurch haben viele Kinder ihr Gefühl von Sicherheit verloren“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Die Unterstützung der Regierungen und humanitären Bemühungen hat dazu beigetragen, dass Familien ihr Leben langsam wieder aufbauen und Kindern geholfen wurde, ihre Erlebnisse zu verarbeiten. Aber viel zu viele Familien, insbesondere im Norden Syriens, sind weiterhin von einer humanitären Krise betroffen, deren Ende nicht absehbar ist.“

In Syrien befinden sich Kinder nach rund 13 Jahren Gewalt, Zerstörung und anhaltender humanitärer Krisen in einer der weltweit komplexesten Notsituationen. Rund 7,5 Millionen Kinder benötigen aufgrund der sich zuspitzenden Wirtschaftskrise, anhaltender lokaler Konflikte, Massenvertreibungen und einer schwachen öffentlichen Infrastruktur humanitäre Hilfe – vielerorts steht die Grundversorgung vor dem Zusammenbruch. Die Wasser- und Abwassersysteme sowie die öffentliche Gesundheitsversorgung sind nach Jahren geringer Investitionen stark überlastet, wodurch Krankheitsausbrüche drohen. Die anhaltende Dürre und Wasserkrise sowie die unsichere Ernährungslage verschärfen die Situation weiter, was wiederum dazu führt, dass immer mehr Kinder unter Mangelernährung leiden und ihr Leben verlieren. Rund 90 Prozent der Familien in Syrien leben in Armut; mehr als 50 Prozent sind von Ernährungsunsicherheit betroffen.

Die anhaltende Wirtschaftskrise führt zudem dazu, dass insbesondere Frauen oft keine andere Wahl haben, als auf negative Bewältigungsmechanismen zurückzugreifen, während geschlechtsspezifische Gewalt und die Ausbeutung von Kindern weiter zunehmen.

In der Türkei haben die Erdbeben die Bildung von mehr als vier Millionen Kindern unterbrochen. Im vergangenen Jahr hat UNICEF dazu beigetragen, rund eine Million der Kinder mit formalen und informellen Bildungsangeboten zu erreichen. Obwohl große Anstrengungen unternommen wurden, um den Zugang zu Bildung zu verbessern, gehen viele Kinder in den betroffenen Gebieten in der Türkei weiterhin nicht zur Schule. Gemeinsam mit seinen Partnern hat UNICEF rund 4,7 Millionen Menschen mit Hilfsprogrammen erreicht, darunter 2,4 Millionen Kinder. Mehr als 1,5 Millionen Kinder und Betreuende wurden mit psychischer und psychosozialer Unterstützung und mehr als drei Millionen mit sauberem Wasser erreicht.

Für die Hilfe für von den Erdbeben betroffenen Kindern in der Türkei benötigt UNICEF 2024 116 Millionen US-Dollar. Für die Hilfe für Kinder in Syrien benötigt UNICEF in diesem Jahr 401,7 Millionen US-Dollar.

„Die Situation der betroffenen Kinder in der Türkei verbessert sich weiter, auch wenn es noch viel zu tun gibt", sagte Russell. „In Syrien verschlechtert sich die humanitäre Lage für Kinder und Familien. Ohne weitere humanitäre Anstrengungen und finanzielle Mittel zur Wiederherstellung der Grundversorgung wie beispielsweise in den Bereichen Bildung und Wasser- und Abwassersysteme werden die Kinder in Syrien in einem Teufelskreis aus Not und Krisen gefangen bleiben."

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Christine Kahmann

Christine KahmannSprecherin - Nothilfe

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