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UNICEF: 850.000 Kinder im Erdbebengebiet obdachlos

Ein Monat nach den tödlichen Erdbeben in der Türkei und Syrien

Ankara/Damaskus/Amman/Genf/Köln

Einen Monat nach den beiden katastrophalen Erdbeben in der Südtürkei und in Syrien sind immer noch 850.000 Kinder obdachlos.

Die Zahl durch die Naturkatastrophe getöteten und verletzten Kinder ist noch nicht bestätigt, dürfte aber in die Tausende gehen. Die Gesamtzahl der Todesopfer beläuft sich auf mehr als 50.000 Menschen, hinzu kommen Tausende von Verletzten.

Vier Jungen stehen neben Hilfskartons und schauen in die Kamera.

Kinder in einer Notunterkunft in Kahramanmaras im Südosten der Türkei.

© UNICEF/UN0792502/Ergen

Hunderttausende Kinder und Familien sind in Folge der massiven Zerstörungen in einer verzweifelten Lage. Allein in der Türkei sind über 1,9 Millionen Menschen in Notunterkünften untergebracht. Sie haben in den betroffenen Gebieten nur eingeschränkten Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Wasser, sanitären Einrichtungen und medizinischer Versorgung. 2,5 Millionen Kinder in dem Land benötigen dringend humanitäre Hilfe.

"Die Familien, deren Häuser zerstört wurden, haben die letzten vier Wochen damit verbracht, sich auf das Überleben zu konzentrieren während immer wieder Nachbeben die Erde erschütterten", sagte der UNICEF-Regionaldirektor für Europa und Zentralasien, Afshan Khan. "Wir müssen jetzt alles tun, um den Familien zu helfen, ihr Leben wieder aufzubauen - Kinder psychosozial zu unterstützen, sie so schnell wie möglich wieder zum Lernen zu bringen und ihnen inmitten des Chaos etwas Stabilität geben."

In Syrien haben mehr als 500.000 Menschen ihr Zuhause verloren. Viele Familien haben wegen der ständigen Nachbeben Angst, in ihre beschädigten Häuser zurückzukehren. Schon vor der Naturkatastrophe war Syrien mit 6,8 Millionen Binnenvertriebenen - darunter fast drei Millionen Kinder - das Land mit der höchsten Zahl an Binnenvertriebenen in der Welt. In ganz Syrien sind mehr als 3,7 Millionen Kinder von den Beben betroffen.

"Schon vor diesen katastrophalen Erdbeben war der Bedarf an humanitärer Hilfe für die Kinder in Syrien so groß wie nie zuvor", sagte die UNICEF-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika, Adele Khodr, und fügte hinzu: "Vor dem Hintergrund des zwölf Jahre andauernden Konflikts leben Millionen von Familien am Rande einer Katastrophe und haben das Gefühl, dass die Welt sie vergessen hat. Wir müssen diese Familien langfristig unterstützen und ihnen helfen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen."

UNICEF Hilfe in den Erdbebengebieten in Syrien

  • UNICEF hat in Syrien fast eine halbe Million Menschen mit lebensrettenden Wasser-, Sanitär- und Hygienedienstleistungen erreicht, unter anderem durch Wassertransporte, Abfallentsorgung, die Reparatur von Klärgruben sowie die Bereitstellung von Hygiene-Kits für Familien und anderen lebensrettenden Hilfsgütern.
  • Über 294.000 Menschen – viele davon in Notunterkünften - wurden durch von UNICEF unterstützte Gesundheitszentren und mobile Gesundheitsteams mit lebenswichtigen Gütern und medizinischer Beratung versorgt.
  • Mehr als 130.000 Kinder unter fünf Jahren wurden in den erdbebengeschädigten Gebieten mit Ernährungsdiensten unterstützt.
  • UNICEF hat außerdem mehr als 100.000 Kinder und Betreuer mit psychologischer Unterstützung erreicht, darunter psychologische Erste Hilfe, Freizeitaktivitäten, psychosoziale Unterstützung und Elternseminare. Bildungsmaterial und Spielutensilien werden an Schulen und Notunterkünfte verteilt, damit die Kinder die Möglichkeit haben, weiter zu lernen.

"Die Kinder und Familien brauchen umfassende Unterstützung, um zu verhindern, dass sich die ohnehin schon katastrophale Situation noch weiter verschärft. Die UNICEF-Teams sind bei den betroffenen Kindern und Familien vor Ort, aber der Bedarf ist riesig und weitere Unterstützung ist unerlässlich“, sagt Adele Khodr.

UNICEF Hilfe in den Erdbebengebieten in der Türkei

  • In der Türkei hat UNICEF Winterkleidung, elektrische Heizgeräte und Decken an fast 277.000 Menschen verteilt, darunter über 163.000 Kinder.
  • In enger Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium beschafft UNICEF lebensrettende Impfstoffe und Ausrüstung für die Kühlkette.
  • 258.000 Menschen, darunter 148.000 Kinder, erhielten Hygieneartikel. UNICEF hat in der Nähe von Notunterkünften kinderfreundliche Orte eingerichtet und bisher über 5.000 Kindern psychosoziale Erste Hilfe und Freizeitaktivitäten angeboten.
  • UNICEF hat das türkische Bildungsministerium dabei unterstützt, 87 Zelte aufzustellen, die als temporäre Lernzentren genutzt werden. Der Nachholunterricht findet in zwei Schichten statt und kommt bisher täglich rund 3.600 Kindern zugute.
  • UNICEF hat bisher über 193.000 Menschen mit psychosozialer Unterstützung durch geschulte Sozialarbeiter erreicht. UNICEF identifiziert weiterhin unbegleitete und von ihren Eltern getrennte Kinder und leitet sie zur weiteren Unterstützung weiter.

"Die Kinder haben gesehen, wie ihre ganze Welt vor ihren Augen zusammengebrochen ist", sagte Khan. "Wenn wir den Kindern das nötige Rüstzeug an die Hand geben - psychosoziale Unterstützung, Spiel- und Lernmöglichkeiten und die Stabilität, die sich aus der Gewissheit ergibt, dass ihre Grundbedürfnisse befriedigt werden -, dann ist das unermesslich wichtig, um ihr langfristiges Wohlergehen zu sichern."

In der Türkei bittet UNICEF um 196 Millionen US-Dollar, um 3 Millionen Menschen, darunter 1,5 Millionen Kinder, zu erreichen.

In Syrien benötigt UNICEF 172,7 Millionen US-Dollar, um 5,4 Millionen Menschen (darunter 2,6 Millionen Kinder), die von dem Erdbeben betroffen sind, lebensrettende Soforthilfe zu leisten.

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Rudi Tarneden (UNICEF/Dirk Gebhardt)

Rudi TarnedenAbteilungsleiter Presse / Sprecher

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