UNICEF: Kommunen entlasten, damit geflüchtete Kinder Schutz erhalten
Statement von Georg Graf Waldersee, Vorstandsvorsitzender UNICEF Deutschland, zum heutigen Flüchtlingsgipfel im Bundesinnenministerium
„Bei der Unterbringung und Versorgung von Geflüchteten in Deutschland geraten die Kommunen zunehmend an ihre Belastungsgrenzen. Die Lage ist ohne Zweifel für alle Beteiligten herausfordernd. Geflüchtete Kinder und Jugendliche, die in Deutschland Schutz vor Kriegen, Konflikten oder anderen Krisen suchen, haben besonders darunter zu leiden.
Mit Sorge beobachten wir, dass der Mangel an angemessenem Wohnraum und geschulten Betreuerinnen und Betreuern dazu führt, dass geflüchtete Kinder mit ihren Familien über längere Zeiträume in Einrichtungen leben müssen, die nicht kindgerecht und sicher sind. Dies betrifft zunehmend auch unbegleitete geflüchtete Kinder, da einige Bundesländer bereits im letzten Jahr Standards bei ihrer Unterbringung und Versorgung abgesenkt haben. Dadurch erhöht sich das Risiko, dass geflüchtete Kinder nicht ausreichend geschützt und Opfer von Gewalt werden können.
Unter keinen Umständen darf der erhöhte Unterbringungsbedarf dazu führen, dass das Wohl von Kindern und Jugendlichen gefährdet wird. Wir appellieren deshalb an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des heutigen Spitzentreffens, gemeinsam Lösungen im Sinne schutzbedürftiger Kinder zu erarbeiten, die die Städte und Gemeinden entlasten.
Gerade in der aktuellen Situation müssen sowohl in bestehenden als auch in neuen Einrichtungen kinderrechtliche Standards zum Schutz von Mädchen und Jungen eingehalten werden, um sie von Anfang an vor Gewalt oder Missbrauch zu schützen. In allen Unterkünften muss es kinderfreundliche Orte geben, in denen die Kinder spielen und lernen können und geschulte Ansprechpersonen haben. Es sind ausreichend Mittel für Personal bereitzustellen, das unter anderem zu Kinderschutz und psychologischer erster Hilfe geschult ist. Abweichungen von Standards bei der Aufnahme von unbegleiteten geflüchteten Kindern und Jugendlichen müssen zeitlich strikt begrenzt werden und dürfen nicht zur Regel werden.“
Jenifer StolzReferentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit