Pressemitteilung

„Kinder in Not und humanitäre Teams dürfen niemals Zielscheibe von Angriffen sein“

UNICEF Deutschland zum Welttag der humanitären Hilfe am 19.8.  

Köln

Kinder im Krieg: Daria sitzt an einem Schreibtisch in der Turnhalle ihrer zerstörten Schule in der Ukraine.

Die 16-jährige Daria sitzt an einem Schreibtisch in der Turnhalle ihrer zerstörten Schule in der Ukraine.

© UNICEF/UN0718987/Ibarra Sánchez

Nie zuvor sind so viele Kinder in Konfliktgebieten aufgewachsen. Gleichzeitig haben schwere Kinderrechtsverletzungen und Angriffe auf humanitäre Helferinnen und Helfer im vergangenen Jahr einen Höchststand erreicht. Anlässlich des Welttages der humanitären Hilfe ruft UNICEF Deutschland dazu auf, Kinder in Not sowie humanitäre Teams zu schützen.

Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, sagte:

„Kinder in der Ukraine, deren Schulen und Spielplätze bombardiert werden; Kinder in Gaza, die vor den Augen ihrer Eltern verhungern; Mädchen im Sudan, die sexualisierte Gewalt erleiden. Immer häufiger missachten Konfliktparteien eine der wichtigsten Grundregeln des Krieges: den besonderen Schutz von Kindern. Und immer öfter geraten humanitäre Teams bei ihrem lebensrettenden Einsatz für Kinder ins Kreuzfeuer.

Die steigenden Bedarfe angesichts der Vielzahl großer Krisen, die zunehmend erschwerten Einsatzbedingungen für humanitäre Teams sowie der eingeschränkte Zugang zu Menschen in schwerster Not setzen das humanitäre System erheblich unter Druck. Weltweite Kürzungen bei den internationalen Hilfsgeldern verschärfen die Lage zusätzlich – gerade in einer Zeit, in der Kinder mehr denn je auf Unterstützung angewiesen sind.

Der Schutz der Kinder und ihr sicherer Zugang zu Nahrung, medizinischer Versorgung und Lernangeboten müssen verteidigt werden. Kinder und die Hilfe für Kinder dürfen niemals Ziel von Angriffen sein.“

Gewalt und Not prägen das Aufwachsen von Kindern im Krieg

Jedes sechste Kind lebt heute in einem Konfliktgebiet. Im vergangenen Jahr haben die Vereinten Nationen 41.370 schwere Kinderrechtsverletzungen verifiziert – so viele wie noch nie.

Im Gazastreifen erleben Kinder unvorstellbare Not. Die Schwellenwerte bei zwei von drei Indikatoren, die auf eine Hungersnot hindeuten, wurden bereits teilweise überschritten. Mehr als 320.000 Kinder – und somit alle Kinder unter fünf Jahren im Gazastreifen – sind von akuter Mangelernährung bedroht. Dutzende Kinder verhungern, weil ihnen lebensrettende Hilfe verwehrt wird. Mehr als 500 humanitäre Helferinnen und Helfer wurden seit Oktober 2023 getötet. Gleichzeitig ist der UNICEF-Nothilfeaufruf für Kinder nur zu einem Drittel finanziert.

Im Sudan weitet sich die Hungersnot weiter aus, doch die Welt schaut weg. In keinem anderen Land der Welt haben so viele Kinder ihr Zuhause verloren. Es vergeht kaum ein Tag ohne Berichte über getötete oder verletzte Kinder. Cholera greift um sich – allein in Tawila im Norden Darfurs wurden bis Anfang August 1.180 Fälle gemeldet. In der Region Darfur hat sich die Zahl der lebensbedrohlich mangelernährten Kinder in den ersten fünf Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast verdoppelt. Auch im Sudan sind mehr als 60 Prozent der humanitären Finanzierungsbedarfe von UNICEF für das laufende Jahr noch nicht gedeckt.

Seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine wurden rund 2.800 Kinder und Jugendliche getötet oder verletzt. Rund 1,2 Millionen Schulkinder – etwa 35 Prozent – lernen ausschließlich online oder im Rahmen eines Hybridkonzepts aus Präsenz- und Online-Unterricht. Fast jedes zweite Kind hat keinen Zugang zu einem Ort zum Spielen, weder zu Hause noch anderswo. In der Ukraine ist der UNICEF-Nothilfeaufruf nur zu 62 Prozent finanziert.

Unterstützung für Kinder darf nicht nachlassen

„Humanitäre Hilfe rettet Leben. Voraussetzung ist, dass sie gemäß den humanitären Prinzipen geleistet wird und die Helferinnen und Helfer sicheren und umfassenden Zugang zu Menschen in Not haben“, so Schneider. So konnten UNICEF und seine Partner beispielsweise im Gazastreifen trotz enormer Herausforderungen im Herbst 2024 und Februar 2025 rund 600.000 Kinder unter zehn Jahren gegen Polio impfen, nachdem das Virus dort festgestellt wurde.

Gemeinsam mit dem Unternehmen für Außenwerbung und digitale Kommunikation STRÖER startet UNICEF Deutschland rund um den Welttag der humanitären Hilfe am 19. August eine gemeinsame Kampagne, um für Solidarität für Kinder in humanitären Notlagen aufzurufen.

„Angesichts anhaltender Krisen und einer stetig wachsenden Zahl von Kindern, die Hilfe benötigen, darf die Unterstützung gerade jetzt nicht nachlassen. Unsere Verantwortung ist größer denn je – das gilt für die Weltgemeinschaft wie für die Bundesregierung, aber auch für alle Bundesbürgerinnen und Bundesbürger. Kinder brauchen unsere Solidarität. Darauf möchten wir mit der Kampagne aufmerksam machen", so Schneider.

„In einer Zeit zunehmender Not ist es unsere Aufgabe als Gesellschaft, Rückhalt zu zeigen, insbesondere für Kinder in Kriegs- und Konfliktgebieten. Wir schauen nicht weg, sondern machen sichtbar, wie bedeutend humanitäre Hilfe für Kinder in Not ist. Dafür stellen wir gerne unsere frei zugänglichen Medien im öffentlichen Bereich zur Verfügung", sagte Alexander Stotz, CEO der STRÖER Media Deutschland GmbH.

Service für die Redaktionen

Seit 2009 wird jedes Jahr am 19. August der Welttag der humanitären Hilfe begangen, um internationales humanitäres Engagement und seine Prinzipien zu würdigen. Es wird dabei insbesondere der Helferinnen und Helfer gedacht, die im Rahmen ihrer Tätigkeit weltweit ihr Leben verloren haben.

Trotz widrigster und gefährlicher Bedingungen konnten UNICEF und seine Partner im Gazastreifen im Herbst 2024 und Februar 2025 rund 600.000 Kinder unter zehn Jahren gegen Polio impfen. Ein besonderes Engagement zeigte das Impfteam rund um Dr. Younis R. Awadallah, einen aus dem Ruhestand zurückgekehrten Gesundheitsexperten von UNICEF, das dafür sorgte, dass die Kinder unter schwierigsten Bedingungen geimpft wurden. Am 19. August veröffentlicht UNICEF einen bewegenden Dokumentarfilm über den Einsatz von Dr. Younis und seinem Team. Weitere Informationen finden Sie hier.

» Aktuelles Bild- und Videomaterial zur Lage von Kindern in der Ukraine, dem Sudan und dem Gazastreifen

Weitere Informationen zur gemeinsamen Aktion mit STRÖER Media finden Sie hier.

UNICEF ruft dringend zu Spenden für Kinder in Kriegs- und Konfliktgebieten auf.

Christine Kahmann

Christine KahmannSprecherin - Nothilfe

030-275807919presse@unicef.de